Linguet
(spr. länggä), Simon Nicolas Henri, franz. Schriftsteller, geb. zu Reims, [* 2] studierte in Paris [* 3] die Rechte, ließ sich nach größern Reisen nach Polen und Spanien [* 4] 1762 als Advokat ¶
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in Paris nieder und erwarb sich durch seine »Histoire du siècle d'Alexandre« (Amsterd. 1762) sowie als Rechtsgelehrter durch
seine Beredsamkeit (»Mémoires judiciaires«, Sammlung seiner Plaidoyers, 7 Bde.)
einen großen Ruf, aber auch durch die Rücksichtslosigkeit seiner Sprache
[* 6] viele Feinde und ward 1774 von der Liste der Parlamentsadvokaten
gestrichen. Sein 1774 begonnenes »Journal politique et littéraire« wurde von der Regierung unterdrückt.
Linguet
begab sich darauf nach der Schweiz
[* 7] zu Voltaire, begann dort die Herausgabe seiner großes Aufsehen und Ärgernis erregenden
»Annales politiques civiles et littéraires« (1777-92, 19 Bde.)
und kehrte über Holland und England nach Frankreich zurück, wo er infolge neuer Anklagen 1780 in die Bastille
gesteckt wurde.
Nach seiner Freilassung (1782) ging er wieder nach London, [* 8] setzte dann in Brüssel [* 9] seine »Annales politiques« fort, mußte aber, als er die Partei der Brabanter Insurgenten ergriff, die österreichischen Niederlande [* 10] verlassen. 1791 erschien er von neuem in Paris und verteidigte vor den Schranken des Konvents die Sache der Schwarzen auf San Domingo. Später faßte die Schreckensregierung Verdacht gegen ihn als einen Gegner ihrer Herrschaft; er wurde eingezogen, in Anklagezustand versetzt, weil er »den Tyrannen zu London und Wien [* 11] geschmeichelt« habe, und guillotiniert. Von seinen zahlreichen sich über Rechtswissenschaft, Geschichte, Politik, Staatswirtschaft und schöne Wissenschaften verbreitenden Schriften sind hervorzuheben: »Histoire des révolutions de l'empire romain« (Par. 1766, 2 Bde.);
»Théorie des lois civiles« (das. 1767, 3 Bde.);
»Histoire impartiale des Jésuites« (das. 1768, neue Ausg. 1824);
»Mémoires sur la bastille« (Lond. 1783; neue Ausg., Par. 1864).