Lingg
,
Hermann, Dichter, geb. zu
Lindau
[* 2] am
Bodensee, widmete sich seit 1837 in
München,
[* 3] Freiburg,
[* 4]
Berlin
[* 5] und
Prag
[* 6] dem
Studium der
Medizin und fungierte sodann als bayrischer Militärarzt. Im J. 1851 kränklichkeitshalber
in
Ruhestand versetzt, lebte er seitdem, vom König
Max II. durch einen Jahrgehalt unterstützt, ausschließlich geschichtlichen
und poetischen
Studien, abwechselnd in
München und (im
Sommer) in
Lindau. Seine Geltung erlangte Lingg
durch die erste, von E.
Geibel eingeführte Sammlung seiner »Gedichte« (Stuttg.
1853,
7. Aufl. 1871),
die sich durch ihre seltene Tiefe und Eigentümlichkeit sowie durch lebendige Phantasie und Vollgehalt der überwiegend elegischen Stimmung auszeichneten. Ähnliche Vorzüge wies der 2. Band [* 7] der »Gedichte« (Stuttg. 1868, 3. Aufl. 1874) auf. Das große epische Talent des Dichters erwies »Die Völkerwanderung« (Stuttg. 1866-68, 3 Bde.), deren gewaltigen, farbenprächtigen Einzelbildern leider die innere Konzentration fehlt, von der aber einzelne Partien zum Großartigsten zählen, was die neuere deutsche Dichtung geschaffen hat. In seinen dramatischen Versuchen: »Catilina« (Münch. 1864),
»Die Walkyren« (das. 1865),
»Violante«, Trauerspiel (Stuttg. 1871),
»Die Besiegung der Cholera«, Satyrdrama (Münch. 1873),
»Der Doge Candiano« (Stuttg. 1873),
»Berthold Schwarz« (das. 1874),
»Die Sizilianische Vesper« (das. 1876),
»Macalda«, Trauerspiel (das. 1877),
»Die
Bregenzer
Klause«
(Münch. 1887) zeigt Lingg
nur in Einzelheiten dramatische
Schlagkraft und wirklich dramatischen
Stil. Außerdem erschienen von ihm: »Vaterländische
Balladen und
Gesänge«
(Münch. 1868);
»Gedichte«, 3. Band (Stuttg. 1870);
»Zeitgedichte« (Berl. 1870);
»Dunkle Gewalten«, epische Dichtungen (Stuttg. 1872),
und »Schlußsteine«, neue Gedichte (Berl. 1878);
ferner: »Byzantinische Novellen« (das. 1881);
»Von Wald und See«, Novellen (das. 1883);
»Clytia. Eine Szene aus Pompeji« [* 8] (Münch. 1883);
»Högnis letzte Heerfahrt. Nordische Szene« (das. 1884) und »Lyrisches«, neue Gedichte (Teschen 1885).
Auch veröffentlichte er: »Wanderungen durch die internationale Kunstausstellung in München« (Münch. 1870);
eine lyrische Anthologie: »Liebesblüten aus Deutschlands [* 9] Dichterhain« (Düsseld. 1869),
und »Skaldenklänge«, Balladenbuch zeitgenössischer Dichter (mit der Gräfin Ballestrem, Bresl. 1883).