Lingaïten
,
Name einer Religionspartei im südlichen
Indien, wo sie viele
Millionen Anhänger zählt, entstand im 12. Jahrh.
zu dem
Zweck; die bis dahin im
Dekhan noch mächtige
Religion der
Dschaina (s. d.) zu verdrängen.
Seinen Dogmen nach will der
Lingaismus nur eine Wiederherstellung der durch die
Dschaina verdrängten
Siwa-Religion sein, hat aber
dabei manches
Neue aufgebracht. Die Lingaïten
verehren den volkstümlichen Gott
Siwa unter der Form des
Lingam (s. d.) und tragen das
Symbol in einem silbernen Büchschen bei sich.
Ein andres Abzeichen ist ein oblatenförmiges farbiges Mal auf der Stirn. Die Organisation des Lingaismus ist dem Buddhismus nachgeahmt, besonders die Opposition gegen die Vorrechte der Brahmanenkaste und die Stellung der Mönche (Dschangamas) ist dem Buddhismus analog. Die Verehrung des Siwa streift ans Monotheistische, eine mystische Versenkung in Siwa ist das höchste Ziel der Frommen. Die kanaresisch geschriebenen Purânas, das Wâsawa-Purâna und das Tschanna-Wâsawa-Purâna, enthalten die Sagen über die Entstehung dieser Partei und ihre Lehre. [* 2]
Vgl. Würth, Über das Religionssystem der Lingaïten
(im
»Baseler
Missionsmagazin« 1853, S. 78 ff.);
Wurm, [* 3] Geschichte der indischen Religion (Basel [* 4] 1874).