flachrissiger Rinde, und entwickeln eine starke Pfahlwurzel. Sie erreichen ein sehr hohes
Alter, in einzelnen Fällen bis 1000 Jahre.
Samenreife findet im Oktober statt,
Abfall im November, Keimdauer ist zwei Jahre. Der Verbreitungsbezirk der Linde, namentlich
der kleinblätterigen, ist sehr groß. Diese ist eine osteurop. Holzart, waldbildend im mittlernRußland,
geht nördlich bis
Finland und
Skandinavien, westlich bis Nordspanien, gehört namentlich dem Flachlande an und steigt im
BöhmerWald kaum bis 700
m, in
Tirol
[* 3] einzeln bis 1200 m. Lindenwälder giebt es nur noch in
Rußland, früher mögen sie in
Deutschland
[* 4] und
Österreich
[* 5] nicht selten gewesen sein, worauf viele slaw. und deutsche
Ortsnamen schließen lassen. Die großblätterige Linde kommt namentlich in Südeuropa vor, waldbildend im südlichern
Rußland
(Volhynien u. s. w.), einzeln nicht selten eingesprengt im mitteleurop. Waldgebiet,
steigt in den
Gebirgen etwas höher als die kleinblätterige Linde, im böhm.-bayr.
Walde und in den bayr.
Alpen
[* 6] bis 1000 m; im
nördl. Europa
[* 7] ist sie häufig angepflanzt, aber von Natur nicht heimisch.
Das Holz
[* 8] beider Linde ist zum
Bauen nicht brauchbar, dagegen für Tischler als
Blindholz vorzüglich geeignet, ebenso zu den verschiedensten
Schnitzarbeiten, es liefert sehr weißen Holzstoff
[* 9] und eine gute
Kohle zum Zeichnen (Reißkohle), zum Feinschleifen der Metalle
und zur Herstellung von Schießpulver.
[* 10] Die Rinde liefert
Bast
[* 11] zu Flechtwerken (Seilen,
Tauen, Matten u. s. w.)
und zum
Binden; diese Bastwaren kommen vorzugsweise aus
Rußland in den
Handel. Der
Bast wird im
Frühjahr von 20- bis 30jährigen
gefällten Linde durch streifenweises Schälen gewonnen; eine 10 m hohe, 30-40 cm starke Linde liefert etwa 45 kg
Bast, der für 10-12 Matten ausreicht.
Die
Blüten gewähren den
Bienen vorzügliche Nahrung, auch bereitet man aus ihnen einen offizinellen, schweißtreibenden
Thee.
Die Linde wird als
Park- und Alleebaum geschätzt. Häufig findet man nicht bloß die deutschen Linde in Gärten, sondern auch die
schöne Silberlinde
(Tiliaargentea DC. oder tomentosa
Moench), die im
Orient und in
Ungarn
[* 12] heimisch ist, die nordamerikanische Silberlinde
(TiliaalbaAit., heterophyllaVent.), beide
Arten ausgezeichnet durch die unterseits silberweißen
Blätter; die amerik.
TiliapubescensAit. mit großen weißhaarigen
Blättern,
und die ebenfalls amerik.
Tilia americana Linde mit kahlen, beiderseits grünen
Blättern. Obgleich vielfach von verschiedenen
Insekten
[* 13] bewohnt, erleidet die Linde doch selten erhebliche Schäden. Auffallend sind an den Lindenblättern oft
die durch eine Milbe (Phytoptus) hervorgerufenen
Gallen und filzartigen Gebilde.
Justin
Timotheus Balthasar von, hess. Staatsmann und Rechtsgelehrter, geb. zu
Brilon in Westfalen,
[* 14] studierte inMünster,
[* 15] Göttingen
[* 16] und
Bonn,
[* 17] habilitierte sich 1820 in
Bonn, wurde 1823 außerord.
Professor der
Rechte in Gießen,
[* 18] 1821 ord. Professor. 1829 als Ministerialrat nach
Darmstadt
[* 19] berufen, wurde er 1832 zum Direktor
des Oberstudienrates, 1836 zum Kanzler der
Universität Gießen und zum
Geh.
Staatsrat ernannt, 1839 in den Adelstand erhoben. 1847 trat
er in den
Ruhestand, wurde in das
Frankfurter und
Erfurter Parlament gewählt, 1850 Gesandter des Fürsten
von Liechtenstein
[* 20] beim
Bundestage, 1863 auch für Reuß
[* 21] ä. L. und Hessen-Homburg. Nach Aufhebung des
Bundestags lebte er
auf
Schloß Dreis im Reg.-Bez.
Trier
[* 22] und starb in der Nacht zum zuBonn. Seine namhaftesten jurist.
Schriften sind: «Abhandlungen aus dem deutschen gemeinen Civilprozeß» (2 Bde.,
Bonn 1823-29),
«Lehrbuch des deutschen gemeinen Civilprozesses» (7. Aufl.,
ebd. 1850) und «Handbuch des deutschen gemeinen bürgerlichen Prozesses»,
von dem aber nur der 4. und 5.
Band:
[* 23]
«Über die
Lehre
[* 24] von den Rechtsmitteln» (Gieß. 1831-40) erschienen sind.
Er gab die «Zeitschrift für Civilrecht und -Prozeß» (mit andern, Gieß.
1827-64) und das
«Archiv für das öffentliche
Recht desDeutschenBundes» (4 Bde., ebd. 1853-64) heraus.
KarlPaulGottfried, Maschinenbauer, geb. zu Berndorf in Oberfranken, studierte 1861-64 am
Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich
[* 25] Maschinenbau und bildete sich sodann in den Werkstätten und im Zeichenbureau
der Lokomotivfabrik von
Borsig in
Berlin
[* 26] praktisch aus. 1868 wurde er außerord., 1872 ord. Professor der theoretischen
Maschinenlehre
an der
Technischen Hochschule daselbst, verließ 1879 den Lehrstuhl, um die Direktion der Gesellschaft für
LindesEismaschinen
in
Wiesbaden
[* 27] zu übernehmen, legte dieselbe 1890 nieder und kehrte 1891 nach
München
[* 28] zurück, um sich
freier wissenschaftlicher Thätigkeit zuzuwenden. Er errichtete daselbst eine Versuchsstation für Kältemaschinen. Nachdem
Linde in mehrern
Abhandlungen («Wärmeentziehung bei niedern
Temperaturen»,
«VerbesserteEis- und Kühlmaschine» u. s. w. im «Bayr.
Industrie- und
Gewerbe-Blatt»,
Münch. 1870-71) die
Theorie der mechan. Kälteerzeugung aus den Resultaten der
mechan. Wärmetheorie entwickelt hatte, bildete er die
Mittel zur Herstellung niederer
Temperaturen und deren Verwendung in der
Industrie aus. (S.
Eismaschinen.)
Sam. Gottlieb, poln. Sprachforscher, geb. 1771 zu
Thorn,
[* 29] studierte in
Leipzig,
[* 30] war hier Lektor der poln.
Sprache,
[* 31] später Bibliothekar des
Grafen Ossolinski in
Wien
[* 32] und wurde 1803 von
der preuß. Regierung als Rektor des Lyceums und Oberbibliothekar nach
Warschau
[* 33] berufen. 1833-38 war er wieder Direktor des Gymnasiums zu Warschau und des Schulwesens für das Gouvernement Masovien.
Er starb zu Warschau. Sein Hauptwerk ist das große «Wörterbuch der
poln.
Sprache» (6 Bde., Warsch.
1807-14; neue Aufl. von
Szajnocha, Lemberg
[* 34] 1854-60), das er mit Hilfe des Fürsten A.
Czartoryski und des
Grafen Ossolinski herausgab.