Titel
Limburg
,
[* 2] ein ehemals zu den Vereinigten [* 3] Niederlanden gehöriges Gebiet, jetzt unter das Königreich der Niederlande [* 4] und Belgien [* 5] verteilt:
1) (Niederländisch-Limburg
)
Provinz des
Königreichs der
Niederlande, grenzt im O. an Rheinpreußen, im
S. an
die belgische
Provinz
Lüttich,
[* 6] im
W. an die belgische
Provinz und die niederländische
Provinz
Nordbrabant, im N. an die niederländischen
Provinzen
Nordbrabant und
Gelderland und hat einen Flächeninhalt von 2204,26 qkm (40 QM.)
mit (1886) 252,134 Einw. (114 auf 1 qkm), wovon 98 Proz.
Katholiken, 1½ Proz.
Protestanten und ½ Proz. Israeliten sind. Der größte und der einzige, wenn auch schlecht
schiffbare
Fluß ist die
Maas, welche zugleich die
Grenze gegen die belgische
Provinz Limburg
bildet; außerdem gibt es nur 39 km
Kanäle.
Der Boden ist eben, fruchtbar im SW. des Landes (Distrikt Maastricht), [* 7] in der Nähe des Hauptflusses und seiner Nebenflüsse (Geleen, Roer, Neer, Niers), im W. aber von großen Heidestrecken und Morästen bedeckt; in den nördlichen Teil zieht sich der Peel, eine ausgedehnte Sumpfstrecke, herein. 40,8 Proz. des Areals sind Ackerland, 1,1 Proz. Gemüsegärten, 3 Proz. Baum- und Obstgärten, 11,5 Proz. Weiden und 13, Proz. Wald. Die vorzüglichsten Erzeugnisse der auf hoher Stufe stehenden Landwirtschaft sind: Roggen, Weizen, Hafer, [* 8] Buchweizen, Gerste, [* 9] Kartoffeln, Lein- und Kleesame. Auch wird in ziemlicher Ausdehnung [* 10] Vieh- und insbesondere Bienenzucht [* 11] betrieben. Die industrielle Thätigkeit der Provinz ist, außer in den Städten Maastricht und Roermonde, nicht von Bedeutung. Ein wichtiges Steinkohlenwerk ist zu ¶
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Kerkrade (1885 mit einer Ausbeute von 46,359 Ton.), andre reiche Lager
[* 13] sind neuerdings entdeckt worden. Die Provinz wird in die
Gerichtsbezirke Maastricht und Roermonde eingeteilt; Hauptstadt ist Maastricht. S. Karte »Niederlande«. - 2) (Belgisch-Limburg
) Provinz
des Königreichs Belgien, links von der Maas gelegen und durch diesen Fluß von Niederländisch-Limburg
getrennt,
im W. und S. von den belgischen Provinzen Antwerpen,
[* 14] Brabant und Lüttich begrenzt, hat ein Areal von 2412,3 qkm (43,8 QM.).
Die Provinz ist ein flaches Land, mit fruchtbaren und gut angebauten Strichen längs der Ufer der Maas, aber in ihrem nördlichsten
Teil von einem Zug
des großen Sumpfes Peel, im nordwestlichen teilweise von der unfruchtbaren Campine erfüllt.
Sie wird von der Demer und Großen Nethe durchflossen; in ihrem nördlichsten Teil führt der Süd-Wilhelmskanal, von dem sich
der Campinekanal (westwärts nach Hérenthals) abzweigt, von Maastricht nach Herzogenbusch. Die Bevölkerung
[* 15] zählte Ende 1885:
218,951 Seelen (90 auf 1 qkm). Das Ackerland umfaßte 1880: 1790 qkm,
die Waldungen 392 qkm. 1880 zählte man 15,177 Pferde,
[* 16] 104,664 Rinder,
[* 17] 33,851 Schafe
[* 18] und 65,156 Schweine.
[* 19] Außer den in der niederländischen
Provinz Limburg
erzielten Erzeugnissen der Landwirtschaft werden Runkelrüben (für die Zuckerfabrikation) gebaut und viel Federvieh
und große vlämische Pferde für den Handel gezogen. Der Bergbau
[* 20] liefert Kalk- und Bausteine, Eisen,
[* 21] Kupfer
[* 22] und etwas Kohlen; die Industrie ist unbedeutend, nur die Fabrikation von Zucker,
[* 23] Branntwein und Leder ist erwähnenswert. An höhern
Unterrichtsanstalten bestehen 2 Athenäen, 4 Staats- und eine Kommunalschule für Knaben. Die Provinz zerfällt in die drei Arrondissements:
Hasselt, Maeseyk, Tongern. Hauptstadt ist Hasselt. S. Karte »Belgien«.
Das Land Limburg
kam 870 bei der Länderteilung zwischen Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deutschen an letztern und wurde dann von eignen
Grafen regiert, von welchen um 1060 mit Gewißheit Waleram I. genannt wird, der das Schloß Limburg
erbaute. Sein Sohn Heinrich wurde 1101 auch
Herzog von Niederlothringen und Markgraf von Antwerpen; da er aber Kaiser Heinrich V. die Huldigung verweigerte,
verlor er 1106 seine neuen Würden wieder, und es blieb ihm nur seine Grafschaft. Er starb 1118. Dessen Nachfolger Waleram
II. erhielt 1128 Niederlothringen und Antwerpen wieder, 1129 die Schirmvogtei von Duisburg
[* 24] und starb 1139. Sein Sohn
Heinrich II. (1139-67) war nicht Herzog von Niederlothringen, behielt aber, nachdem er sein Gebiet 1151 durch die Grafschaft
Arlon (welche sein Bruder Waleram besessen) um große Besitzungen in den Ardennen erweitert hatte, den Herzogstitel bei.
Als dessen Nachfolger Heinrich III. 1221 starb, vereinigte sein Sohn und Nachfolger Waleram III. durch
Heirat Luxemburg mit Limburg.
Beide Besitzungen wurden aber nach seinem Tod 1226 wieder getrennt, indem in Luxemburg sein ältester
Sohn aus zweiter Ehe, Heinrich III., in aber sein ältester Sohn aus erster Ehe, Heinrich IV., folgte. 1247 folgte auf diesen
sein Sohn Waleram IV., der als Oberschutzherr der Straßen im Land zwischen Maas und Rhein die Raubritter
im Zaum hielt.
Da er keine Söhne hatte, so folgte ihm 1280 seine Tochter Irmengard, die an den Grafen Rainald I. von Geldern vermählt war.
Nach deren kinderlosem Tod (1282) stritten Adolf VI., Graf von Berg, zweiter Sohn
Heinrichs IV., und Rainald
um Limburg
Adolf trat sein Recht an den Herzog Johann von Brabant ab, und infolge der Schlacht bei Woringen kam Limburg
an das
Haus Brabant (s. d.). Mit diesem fiel es 1404 an den Herzog Anton von Burgund, und 1430 wurde es von Philipp dem Guten mit
den niederländischen Provinzen vereinigt, zu denen es von da ab gerechnet wurde. Im Frieden von Münster
[* 25] 1648 wurde es zwischen
den Generalstaaten und Spanien
[* 26] geteilt, war dann seit der Eroberung durch die Franzosen (1794) bis 1839 wieder vereinigt, gehörte
seit 1830 fast ganz zu Belgien, wurde aber durch den definitiven Friedensschluß von 1839 zwischen den
Niederlanden und Belgien zum zweitenmal geteilt. Der niederländische Teil gehörte als »Herzogtum
Limburg«
bis 1866 zum Deutschen Bund.