Liliencron
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Rochus, Freiherr von, Sprachforscher, geb. zu Plön in Holstein, studierte zu Kiel [* 2] und Berlin [* 3] Theologie, sodann die Rechte, seit 1843 aber vorwiegend altdeutsche Sprache [* 4] und habilitierte sich 1847 für die letztere an der Universität Bonn. [* 5] Beim Ausbruch des deutsch-dänischen Kriegs 1848 trat er in ein Freikorps, wurde bald darauf in seinem Vaterland Sekretär [* 6] im Büreau für die auswärtigen Angelegenheiten und ging 1849 als Bevollmächtigter seiner Regierung nach Berlin, erhielt aber 1850 seine Entlassung und folgte 1852 einem Ruf als Professor der Philosophie nach Jena. [* 7]
Von hier ging er 1855 als Kammerherr und Kabinettsrat nach Meiningen, [* 8] wo er vorübergehend auch als Intendant der Hofkapelle fungierte und Vorsteher der herzoglichen Bibliothek wurde. Zum Mitglied der bayrischen Akademie der Wissenschaften ernannt, ließ er sich 1869 in München [* 9] nieder, um hier im Auftrag der Historischen Kommission der Akademie die Redaktion der »Allgemeinen deutschen Biographie« zu übernehmen, die er noch heute leitet. Seit dem Herbst 1876 lebt er als Prälat und Propst des St. Johannisklosters (eines adligen Fräuleinstifts) in Schleswig. [* 10]
Unter seinen Publikationen sind hervorzuheben: »Zur Runenlehre« (mit Müllenhoff, Halle [* 11] 1852);
»Lieder und Sprüche aus der letzten Zeit des Minnesangs« (mit Stade, [* 12] Weim. 1855);
»Über die Nibelungenhandschrift C« (das. 1856);
»Düringische Chronik« des Johann Rothe (1859);
besonders aber die im Auftrag der oben genannten Kommission herausgegebenen »Historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert, gesammelt und erläutert« (Leipz. 1865-69, 4 Bde. und Nachtrag).
Neuerdings gab er: »Lucifers Seelengejaidt« von Ä. Albertinus (Stuttg. 1883) und »Deutsches Leben im Volkslied um 1530« (das. 1885) heraus, letzteres eine Sammlung der schönsten deutschen Volkslieder des 16. Jahrh. mit ihren Melodien, soweit diese zu finden waren.