Ligurien
,
das Land der Ligurer, eines politisch nie geeinigten Volkes in Oberitalien, [* 2] über dessen ethnographische Zugehörigkeit bis jetzt nichts Sicheres ermittelt worden ist; fest steht nur, daß sie weder Kelten noch Iberer waren, obschon sie denselben im Äußern glichen. Die Sikuler im S. Italiens, [* 3] einst Urbewohner von Latium und Kampanien, waren ligurischen Stammes. Daß diese Ligurer oder (griech.) Ligyer in den ältesten Zeiten ein mächtiges Volk waren, sehen wir daraus, daß Eratosthenes die ganze westliche Halbinsel Europas die ligustische nennt, daß Herodot sie in der Gegend von Massilia kennt, und daß man dem ganzen Meer südlich von Gallien den Namen des Ligurischen oder Ligustischen Meers beilegte, welcher später nur dem östlichen Teil desselben verblieb.
Das in der ältesten Zeit von den Ligyern bewohnte
Küstenland am
Mittelmeer umfaßte westlich die
Rhônemündungen,
östlich die
Küsten Tyrrheniens; spätere Schriftsteller beschränken die
Ausdehnung
[* 4] des
Volkes beiderseits bedeutend.
Augustus
stellte den
Umfang Liguriens
so fest, daß im W. der
Varus
(Var) und die
Alpen
[* 5] bis zum Vesulus
(Monte Viso), im N. der
Padus
(Po)
bis in die Gegend der Ticinusmündung und im
O. der Macra
(Magra) die
Grenzen
[* 6] bildeten. Erst nach langwierigen
Kämpfen, welche fast das ganze zweite vorchristliche
Jahrhundert hindurch dauerten, unterwarfen sich die
Römer
[* 7] das
Volk.
Die Ligurer waren ebenso gute Jäger wie tüchtige Krieger und besonders gute Schleuderer. Auch als Seefahrer gewandt und geübt, trieben sie auf kleinen und schlechten Fahrzeugen bis zu den Säulen des [* 8] Herkules Schiffahrt und Seeräuberei. Ihre Hauptbeschäftigung aber war Viehzucht. [* 9] Sie brachten Schlachtvieh, Häute, Pferde [* 10] und Maultiere, Wachs, Honig, Leibröcke und Kriegsmäntel zur Ausfuhr und zwar von Genua [* 11] aus, ihrem Hauptmarkt, wo sie auch ihre Bedürfnisse, namentlich Öl und Getreide, [* 12] holten. Ihre wichtigsten Ortschaften waren außer Genua: Nicäa (Nizza), [* 13] Savo (Savona), Asta (Asti) und Dertona (Tortona);
ihre wichtigsten
Stämme innerhalb
Italiens die Friniates, Apuani, Ingauni, Intemelii, Taurini etc. S.
Karte bei
»Italia«.
[* 14] - Die
Landschaft Ligurien
umfaßt
gegenwärtig die
Provinzen
Genua und
Porto Maurizio mit einem Flächenraum von 5282 qkm (nach Strelbitsky 5407 qkm
oder 98,2 QM.) und (1881) 892,373
Einw. (Näheres s. unter den einzelnen
Provinzen.)