Leutnant, ursprünglich die
Charge in einem
Heere, die zur
Stellvertretung der nächst
höhern bestimmt ist.
In denHeeren des Mittelalters wählte jeder Hauptmann eines Fähnleins als seinen
Stellvertreter einen Lokotenenten, woraus später Lieutenant entstand. Unter den alten franz.
Königen war der Lieutenant du roi der
Stellvertreter des Königs im
Heere oder in einer Festung.
[* 2] Napoleon Ⅰ. erneuerte vorübergehend
den abgeschafften
Titel, indem er den Marschall
Soult 1813 als Vicekönig der Pyrenäischen Halbinsel zum Lieutenant de l’empereur
ernannte.
Noch gegenwärtig bedeutet Generallieutenant,
Oberstlieutenant,
Kapitänlieutenant u. s. w. die der betreffenden
Charge am nächsten
stehende, also event. zur Vertretung berufene Rangstufe. Der Lieutenant bekleidet jetzt
in fast allen
Armeen die unterste Rangstufe der Offiziere. Es giebt im deutschen
Heere Premier- und Sekondelieutenants, im
österreichischen Ober- und
Unterlieutenants. Im allgemeinen hat jede Compagnie, Eskadron oder
Batterie 1 Premier-
und 2‒3 Sekondelieutenants.Über das Chargengehalt s. Diensteinkommen.Über Feldmarschalllieutenant s. d.
(franz. lieutenant, v. ital.
locotenente, »Stellvertreter«, abgeleitet), im Mittelalter der vom Hauptmann gewählte Stellvertreter desselben. Leutnant des Königs
(lieutenant du roi) hieß in Frankreich der Statthalter, als Stellvertreter des Königs. Lieutenant civil,
Titel des stellvertretenden Ziviloberrichters von Paris
[* 4] (du châtelet); lieutenant criminel, Kriminalrichter; lieutenant du
prévôt von Paris, Stellvertreter des obersten Kriminalrichters von Paris, mit der ungefähren Funktion des heutigen Polizeipräfekten.
Leutnant der Marschälle von Frankreich ehemals Titel des Vorsitzenden des militärischen Ehrengerichts. Leutnant des
Wolfsjägermeisters (lieutenant de louveterie), Titel derjenigen, welche gegen die Erlangung eines ausgedehntern Jagdrechts
die Verpflichtung übernommen hatten, das zur Wolfsjagd erforderliche Gerät auf eigne Kosten anzuschaffen und zu unterhalten.
Lord-Lieutenant (»Lord-Statthalter«) ist in England der Titel des obersten Verwaltungsbeamten und Milizkommandanten einer Grafschaft
sowie des Statthalters (Vizekönigs) von Irland. - In den spätern Offizierkorps rangierte der Leutnant wie jetzt
nach dem Hauptmann oder Rittmeister. 1672 erhielt in Frankreich jede
Kompanie noch einen Sekonde- oder Sousleutnant, was die
andern Heere nachahmten. In der deutschen Armee steht bei jeder Kompanie, bez. Eskadron ein Premier- und mehrere Sekondeleutnants.
Die Marine besitzt Leutnants zur See und Unterleutnants zur See.