Lieutenant
,
s. Leutnant.
Lieutenant
150 Wörter, 1'165 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Lieutenant,
s. Leutnant.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Lieutenant
(frz., «Stellvertreter»),
Leutnant, ursprünglich die Charge in einem Heere, die zur Stellvertretung der nächst
höhern bestimmt ist. In den Heeren des Mittelalters wählte jeder Hauptmann eines Fähnleins als seinen
Stellvertreter einen Lokotenenten, woraus später Lieutenant
entstand. Unter den alten franz.
Königen war der Lieutenant
du roi der Stellvertreter des Königs im Heere oder in einer Festung.
[* 2] Napoleon Ⅰ. erneuerte vorübergehend
den abgeschafften Titel, indem er den Marschall Soult 1813 als Vicekönig der Pyrenäischen Halbinsel zum Lieutenant
de l’empereur
ernannte.
Noch gegenwärtig bedeutet Generallieutenant
, Oberstlieutenant, Kapitänlieutenant u. s. w. die der betreffenden Charge am nächsten
stehende, also event. zur Vertretung berufene Rangstufe. Der Lieutenant
bekleidet jetzt
in fast allen Armeen die unterste Rangstufe der Offiziere. Es giebt im deutschen Heere Premier- und Sekondelieutenants
, im
österreichischen Ober- und Unterlieutenants. Im allgemeinen hat jede Compagnie, Eskadron oder Batterie 1 Premier-
und 2‒3 Sekondelieutenants.
Über das Chargengehalt s. Diensteinkommen. Über Feldmarschalllieutenant
s. d.
(franz. lieutenant
, v. ital.
locotenente, »Stellvertreter«, abgeleitet), im Mittelalter der vom Hauptmann gewählte Stellvertreter desselben. Leutnant des Königs
(lieutenant
du roi) hieß in Frankreich der Statthalter, als Stellvertreter des Königs. Lieutenant civil,
Titel des stellvertretenden Ziviloberrichters von Paris
[* 4] (du châtelet); lieutenant
criminel, Kriminalrichter; lieutenant
du
prévôt von Paris, Stellvertreter des obersten Kriminalrichters von Paris, mit der ungefähren Funktion des heutigen Polizeipräfekten.
Leutnant der Marschälle von Frankreich ehemals Titel des Vorsitzenden des militärischen Ehrengerichts. Leutnant des
Wolfsjägermeisters (lieutenant
de louveterie), Titel derjenigen, welche gegen die Erlangung eines ausgedehntern Jagdrechts
die Verpflichtung übernommen hatten, das zur Wolfsjagd erforderliche Gerät auf eigne Kosten anzuschaffen und zu unterhalten.
Lord-Lieutenant (»Lord-Statthalter«) ist in England der Titel des obersten Verwaltungsbeamten und Milizkommandanten einer Grafschaft
sowie des Statthalters (Vizekönigs) von Irland. - In den spätern Offizierkorps rangierte der Leutnant wie jetzt
nach dem Hauptmann oder Rittmeister. 1672 erhielt in Frankreich jede
Kompanie noch einen Sekonde- oder Sousleutnant, was die
andern Heere nachahmten. In der deutschen Armee steht bei jeder Kompanie, bez. Eskadron ein Premier- und mehrere Sekondeleutnants.
Die Marine besitzt Leutnants zur See und Unterleutnants zur See.