(Le)
(Kt. Waadt,
Bez. La Vallée).
Grosse Gemeinde, zwischen dem Lac de Joux und Lac de Brenet einerseits und der Grenze
gegen Frankreich andererseits. Sie misst 3400 ha und zieht sich von 1008 m (Seespiegel) bis zum Kamm des Mont Risoux (1420
m) hinauf, umfasst also den SO.-Hang dieser Kette, längs deren Fuss sich ein kleines Thälchen (1020-1070
m) anschmiegt, das vom Jouxsee durch einen schmalen und wenig hohen Grat getrennt ist. Dessen gegen den See zu gerichtetes
Gehänge, der sog. Revers, ist ausserordentlich steil und stellenweise felsig.
Der im Durchschnitt 3,5 km breite Hang des Mont Risoux trägt Felder, Weiden und Wald, der zum Teil der
grossen Forêt du Risoux angehört. Bäche fehlen fast ganz, doch sind einige Stellen versumpft. Nahe dem Dorf Le Lieu liegt
der kleine Lac Ter, der die Wasser der Umgegend sammelt aber keinen sichtbaren Abfluss hat, so dass die Höhe seines Spiegels
sehr schwankend ist. Die Gemeinde wird ihrer ganzen Länge nach von der Strasse und Eisenhahn Le Pont-Le
Lieu-Le Brassus durchzogen; eine erst vor Kurzem erbaute Strasse führt von Les Charbonnières über die Grenze nach Mouthe.
Zahlreiche Fusswege über den Kamm des Mont Risoux. Die Bevölkerung ist auf verschiedene Siedelungsgruppen verteilt, wie Le Lieu,
Le Séchey, Les Crettets, Les Charbonnières, La Combenoire, La Fontaine aux Allemands, La Frasse. Daneben
finden sich auch noch zerstreut gelegene Einzelhöfe. Zusammen 182 Häuser, 1161 reform. Ew. Kirchgemeinde. Ackerbau, Viehzucht
und Milchwirtschaft, Holzhandel. Mühle, Säge, Küblerei, Uhrsteinschleiferei und etwas Uhrenindustrie. Die Gemeinde Le Lieu
ist die älteste der drei Gemeinden im Jouxthal und umfasste lange Zeit beide Ufer des Sees und auch die
oberhalb desselben gelegene Gegend. Sie soll zu Ende des 14 Jahrhunderts enstanden sein. 1571 lösten sich davon L'Abbaye
und nach langen Streitigkeiten 1646 auch Le Chenit als selbständige Gemeinden ab. S. Reymond, Lucien. La Vallée de Joux. Lausanne 1887.
(Le) (Kt. Waadt,
Bez. La Vallée
Gem. Le Lieu). 1040 m. Pfarrdorf, am SO.-Fuss des Mont Risoux und 400 m w. vom Lac de Joux, von dem
es ein wenig hoher Kamm trennt; an der Strasse Le Pont-Le Sentier-Le Brassus, 6 km nö. Le Sentier, 4 km sw. Le Pont und
10,5 km sw. Vallorbe. Station der Linie Vallorbe-Le Pont-Le Brassus. Im Sommer Dampfschiffstation bei der Roche Fendue. Postbureau,
Telegraph, Telephon. 63 Häuser, 414 reform. Ew. Pfarrkirche. Liegt in einer Neocommulde, die noch einen Fetzen von Süsswassereocän
enthält und vom Lac de Joux durch ein kleines jurassisches Gewölbe getrennt ist.
Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft, Holzschlag und -handel. Küblerei. Uhrsteinschleifereien und
etwas Uhrenindustrie. Man glaubt, dass Le Lieu die älteste Siedelung im Jouxthal sei. Die Ueberlieferung erzählt, dass sich
hier zu Beginn des 6. Jahrhunderts Pontius oder Poncet, ein Mönch des Klosters Saint Oyens (Saint Claude) als Einsiedler niedergelassen
habe. Daher der frühere Name des Dorfes «Le Lieu de dom Poncet».
Kurz nachher bildete sich eine kleine Siedelung von Kolonen, die aber zu unbekannter Zeit wieder verschwand. Als im 12. Jahrhundert
am gegenüberliegenden Seeufer das Kloster L'Abbaye de Joux entstand, machten die Mönche von Saint Oyens ihre alten Ansprüche
auf das Thal wieder geltend und gründeten in Le Lieu Poncet (1155: Locus Pontii) auch ihrerseits wieder
eine Niederlassung. Die Religiosen beider Kloster hatten von da an langwierige Streitigkeiten miteinander,
mehr
die sich hauptsächlich um das Fischrecht im See drehten und zu verschiedenen Malen durch Bischöfe und Erzbischöfe geschlichtet
werden mussten. 1219 kam es dann zu einer endgiltigen Verständigung, nach welcher das Kloster in L'Abbaye demjenigen in Saint
Claude jährlich eine bestimmte Summe Geldes zu entrichten hatte, wofür dieses letztere auf seine Eigentumsansprüche
im Jouxthal verzichtete. Die Zeit der Entstehung des Dorfes Le Lieu kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden. 1304 stand
hier eine erste Herberge, die mit Erlaubnis des damaligen Abtes Peter von Joux von Perrinet Bron geführt wurde.
Der Ort war lange Zeit mit einer Reihe von drückenden Verpflichtungen belastet, so dass er sich weniger
frei entwickeln konnte als die Siedelungen am östl. Seeufer. Nachher aber erlangte er schnell eine ziemliche Bedeutung,
die er sich bis heute erhalten hat. Er litt verschiedene Male unter starker Auswanderung seiner Bewohner, unter Epidemien
und Feuersbrünsten; 1691 wurde er durch Feuer beinahe gänzlich zerstört und auch im 19. Jahrhundert
noch zweimal stark beschädigt (1858 gingen 34 Gebäulichkeiten in Flammen auf). Die Kirche zu St. Theodul war einst Pfarrkirche
für das ganze Jouxthal. Nach der Reformation wurde sie eine blosse Filiale derjenigen von L'Abbaye, ist aber nachher wieder
zur Pfarrkirche der Kirchgemeinde Le Lieu erhoben worden. Vergl. Reymond, Lucien. La Vallée de Joux. Lausanne 1887.