Liddes
(Kt. Wallis, Bez. Entremont). 1338 m. Grosse Gemeinde und Pfarrdorf, im mittleren Abschnitt des Entremontthales, zwischen Orsières und Bourg Saint Pierre und an der Strasse über den Grossen St. Bernhard; 28 km sö. der Station Martinach der Simplonbahn. Postablage, Telegraph; im Sommer Postwagen von Martinach über den St. Bernhard. Gemeinde, mit den Dörfern und Weilern Champdonne, Dranse, Vichères, Rive Haute, Fontaine Dessus, Fontaine Dessous, Pallazuit und Forny: 247 Häuser, 1076 kathol. Ew. (1888: 1189 Ew.); Dorf: 112 Häuser, 525 Ew. Die Gemeinde umfasst denjenigen Thalabschnitt, wo sich die Dranse am tiefsten eingeschnitten hat;
das steile und wenig besonnte linksseitige Gehänge ist fast ganz bewaldet, während auf der sonnenreichen rechten Seite breite Wiesenterrassen, gut angebaute Hänge und die Mehrzahl der Siedelungen sich finden.
Das «Städtchen» Liddes
liegt etwa 80 m über der
Dranse auf einer von der prachtvollen Eispyramide des
Mont Velan beherrschten grossen und wiesengrünen Terrasse und bildet ein langgezogenes Strassendorf. Pfarrkirche dem
h. Georg geweiht.
Drei Gasthöfe. Die Bewohner des wohlhabenden Dorfes gelten mit Recht für arbeitsam, lebhaft und aufgeweckt.
Sie verstehen es, ihren Boden besser auszunutzen, als dies im Wallis
sonst der Fall zu sein pflegt, sodass sie
Getreide und andere ausgezeichnete Produkte des Ackerbaues im Ueberschuss produzieren, wofür sie im untern Wallis
stets willige
Abnehmer finden. Da sie einst ihre Bohnen in grossen Mengen im Freien zum Trocknen aufzuhängen pflegten, ist ihnen vom Volksmund
der scherzhafte Uebernamen der «Bohnenstecher» (peca
fâva, französ. pique-fève) beigelegt worden.
Eisenerz in der
Combe de Là und Topf- oder Ofenstein über der
Alpe du
Cœur (am Fuss der Ausläufer des Petit
Combin). Die
Herrschaft Liddes
war schon seit dem 13. Jahrhundert eine eigene Kirchgemeinde und gehörte damals den Edeln gleichen
Namens, als deren erster bekannter
1267 Jacques de Lyddes erwähnt wird. Nachdem sich dieses Geschlecht
im 15. Jahrhundert in Aosta angesiedelt hatte, ging sein hiesiger Besitz durch Heirat an die Edeln von Furno über. Jacquemine
de Furno brachte ihn dann einem Herrn von
Châtelard in
Martinach als Mitgift in die Ehe mit, welches Geschlecht
später seine Rechte und
Güter in Liddes
nach und nach verkaufte. Funde von Bronzegegenständen (z. B. eines kurzen Schwertes)
zeigen, dass der Grosse
St. Bernhard schon zur Bronzezeit als Passübergang gedient hat. Zahlreiche keltische und römische
Münzen, römische Graburnen. 1177: Leides;
1199 Ledes;
1259: Leydes;
1267: Lyddes;
1345: Liddes.