Titel
Licinĭus,
berühmtes röm. plebejisches Geschlecht, stammte wahrscheinlich aus Etrurien. Merkwürdig:
1)
Gajus Licinius
Calvus
Stolo, mit patrizischen
Familien verschwägert, hat sich durch die Gesetzesanträge berühmt
gemacht, die er als
Volkstribun in
Gemeinschaft mit seinem
Kollegen Licinius
Sextius nach zehnjährigem
Kampf 367
v. Chr. durchsetzte
(Liciniae leges). Es waren drei
Anträge, welche die beiden
Tribunen und zwar zum erstenmal 376 stellten:
1) es soll kein römischer Bürger über 500 Morgen Ackerland vom Ager publicus besitzen, und keiner soll von großem Vieh über 100, von kleinem über 500 Stück auf die Gemeindetrift treiben;
2) was die verschuldeten Plebejer bis jetzt an Zinsen bezahlt haben, soll vom Kapital abgezogen und der Rest der Schuld in drei gleichen Raten innerhalb dreier Jahre abgezahlt werden;
3) einer der Konsuln soll immer ein Plebejer sein. ¶
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Fünf Jahre lang hintertrieben die beiden Gesetzgeber, um die Patrizier zur Annahme ihrer Anträge zu nötigen, die Wahl aller
kurulischen Magistrate, und zehn Jahre lang wurden sie immer aufs neue zu Tribunen gewählt, bis endlich 367 sämtliche Anträge
durchgingen. Zum Dank dafür wurde Licinius
364 und zum zweitenmal 361 zum Konsul gewählt. 357 wurde er zu
einer Buße von 10,000 As verurteilt, weil er nebst seinem Sohn 1000 Morgen Felder besitze und durch Entlassung seines Sohns aus
der väterlichen Gewalt das Gesetz umgangen habe.
2) Gajus Licinius
Macer, geboren um 107 v. Chr., Volkstribun 73, erwies sich in diesem Amt als eifriger Verfechter
der Sache des Volkes, erhielt die Prätur und dann eine Provinz, wurde aber wegen Erpressung 66 vom Prätor Cicero verklagt und
verurteilt, worauf er sich selbst den Tod gab. Er verfaßte eine römische Geschichte von den ältesten Zeiten wahrscheinlich
bis auf seine Zeit herab, in der er auch von Urkunden Gebrauch machte, die aber bis auf unbedeutende Fragmente
verloren ist.
3) Gajus Licinius
Macer Calvus, Sohn des vorigen, geb. 82 v. Chr., gestorben vor 47, wird sowohl als Redner wie als lyrischer Dichter
gerühmt. In ersterer Eigenschaft bildete er mit Curio und Brutus eine Art Gegenpartei gegen Cicero, indem
er nach einer einfachern und präzisern Redeweise strebte, die man die attische nannte. Er war ein Freund des Catullus, mit
dessen Poesie die seinige Ähnlichkeit
[* 3] besaß. Eine Sammlung der dürftigen Bruchstücke seiner Gedichte enthält Licinius
Müllers
Ausgabe des Catull (Leipz. 1870).
Vgl. Weichert in »Poetarum latinorum vitae« (Leipz. 1830).
Außerdem zählte das Licinische Geschlecht noch mehrere namhafte Männer mit den Familiennamen Crassus, Lucullus, Murena, Nerva (s. d.). Auch der Dichter Archias (s. d.) führte diesen Geschlechtsnamen.