Leytron
(Kt. Wallis, Bez. Martinach). 497 m. Grosse Gemeinde und Pfarrdorf, am rechten Ufer der Rhone und zwischen den beiden Wildbächen Losenze und Salence, mitten in der Ebene zwischen Martinach und Sitten und 4 km nw. der Station Riddes der Simplonbahn. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen Riddes-Saillon. Gemeinde, mit den Dörfern Produit, Montagnon, Les Places und Dugny: 167 Häuser, 1073 kathol. Ew.; Dorf Leytron 88 Häuser, 584 Ew. Acker-, Wein- und Obstbau, Viehzucht. Nussbäume. Am Fuss der Felswand von Ardeva werden Brüche auf jurassischen Schiefer abgebaut. Ständig bewohnt sind nur der Streifen Landes in der Ebene und bis zu 1100 m Höhe der zwischen dem Mont Ardeva (1481 m) und der Schlucht der Salence aufsteigende fruchtbare Berghang.
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Das rings von Wiesen und ertragreichen Obstbäumen umrahmte Dorf galt früher wegen der gegen O. zu sehr geschützten Lage und der gegen W. liegenden Sümpfe, sowie wegen des. Mangels an gutem Trinkwasser als ungesund. Die seither ausgeführten Sanierungsarbeiten haben aber diesen Uebelständen zu einem grossen Teil abgeholfen. Neue Kirche seit 1902; die alte Kirche wird noch zuweilen von Wallfahrern besucht, die das Andenken des im 18. Jahrhundert im Geruche der Heiligkeit gestorbenen und durch seine Teufelsbeschwörungen einst weitherum bekannten Pfarrers Maret ehren wollen.
Zwischen den fruchtbaren Aeckern, den mit schönen Obstbäumen bestandenen Wiesen und den ausgezeichneten Reben steht noch eine Reihe von anderen, kleineren Dörfern zerstreut: Produit (674 m), dann im O. über den Rebbergen Montagnon (786 m), ferner Les Places (800 m) und Dugny (1041 m) am rechten Ufer des in die Salence mündenden Wildbaches von Les Vermis. Der durch eine grosse Anzahl von kleinen Thaleinschnitten gegliederte obere Abschnitt der Gemeinde zieht sich bis zu dem Kamm hinauf, der die Dent de Morcles mit dem Grand Muveran verbindet und die Grenze zwischen den Kantonen Wallis und Waadt bildet.
Dieses seiner ganzen Länge nach von der Salence entwässerte Gehänge trägt 4 Sommerweiden und viele Maiensässe, auf dessen bekanntestem, dem Mayen d'Ovronnaz, seit einigen Jahren ein kleiner Gasthof steht, der als Sommerfrische und als Ausgangspunkt für den Besuch der Ramberthütte und der benachbarten Gipfel benutzt wird. Uebergang über die Scharte der Frête de Sailles (2599 m) nach Bex. Leytron war einst der Sitz eines schon 1219 genannten Vitztums (vicedominus); zu Ende des 13. Jahrhunderts waren Grundeigentümer die Ritter von Mar, deren Besitz durch Heirat an die Im Thurn (Châtillon) und später an die Monthéolo überging, die ihn zu Ende des alten Régime an den Staat Wallis verkauften.
Daneben bestanden in Leytron noch einige kleinere Lehen, wie eine erbliche Jagdherrschaft (saltérie). In Saillon, Riddes und Leytron wohnten abwechslungsweise die aus Aosta stammenden Edeln von Le Châtelard, die in Isérables und Bovernier Lehen innehatten. Später bildete Leytron eine der vier zum Panner von Saillon gehörenden «Städte». Das Dorf ist um die Mitte des 16. Jahrhunderts durch eine Feuersbrunst zerstört und durch die Ausbrüche der Losenze zu wiederholten Malen (so besonders 1771) verwüstet worden und hat auch oft unter Bergstürzen, die von den Felswänden des Mont Ardeva niedergegangen sind, gelitten.
Heute sind die vom Berg niedergebrochenen und vom Wildbach angeschwemmten Schuttmassen mit ausgezeichneten Reben bepflanzt. Die ältesten Weinberge sind Eigentum der Bewohner von Isérables, die jeden Herbst die Trauben durch ihre Esel oder durch ihre die gefüllten Körbe auf dem Kopf tragenden und nebenbei emsig strickenden Frauen mühsam in ihr wildes Hochthal hinauf schaffen lassen. 2 km w. vom Dorf Leytron öffnet sich die Schlucht der Salence, an deren Wänden ein Steg klebt und die neben anderen Sehenswürdigkeiten auch eine eisenhaltige Quelle birgt und ein seltsames Felsgebilde, die sog. Tête du Géant (Kopf des Riesen), aufweist. Fund eines Grabes aus der zweiten Eisenzeit (La Tène Periode). 1219: Leitrun; 1231: Leytrun.