Tracht
195 Wörter, 1'478 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Tracht,
Tracht,
in der Jägersprache die Gebärmutter [* 3] des Mutterwildes.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Tracht.
Ortsnamen der deutschen Schweiz.
Findet sich ausschliesslich an Seeufern (Brienzer-, Thuner-, Zürichsee) und bezeichnete ursprünglich eine Siedelung mit Fischrecht (lat. tractus).
Der entsprechende französische Name ist Trait (s. diesen Art).
Tracht
(Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem. Brienz).
570 m. Gemeindeabteilung und Mittelpunkt des Dorfes Brienz;
am obern Ende
des Brienzersees und an der Mündung des Tracht
baches, der einst die Grenze zwischen Tracht
und Brienz bildete und am durch
einen Muhrgang grossen Schaden anrichtete.
Hier befinden sich die Stationen Brienz der Brünigbahn (Luzern-Brienz), der Brienzer Rothornbahn und der Dampfboote. 26 Häuser, 197 reform. Ew. Kirchgemeinde Brienz.
Ackerbau und Viehzucht.
Fremdenverkehr und Hotelwesen.
Holzschnitzlerei. Tracht
war zu allen Zeiten ein bedeutender Hafen- und Transitverkehrsplatz am Brienzersee.
Tracht
(Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Rüschlikon).
410 m. Weiler am linken Ufer des Zürichsees;
500 m n. der Station Rüschlikon der linksufrigen Zürichseebahn (Zürich-Wädenswil-Ziegelbrücke).
11 Häuser, 79 reform. Ew. Kirchgemeinde Rüschlikon.
Weinbau.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Tracht,
s. Kostüm nebst Tafeln: Kostüme
[* 4] I-IV. - Tracht
ist auch volkstümlicher Ausdruck für Gebärmutter;
ferner Bezeichnung für einen Teil des Hufes (s. d.) und Sattels (s. d. und Trachten).
Tracht,
Brienz-, Dorf, s. Brienz-Tracht. ^[= Brienz-Pfarrdorf im Bezirk Interlaken des schweiz. Kantons Bern, in 604 m Höhe, an ...]
Kostrzyn - Kostüm
* 5
Seite 10.120.Haut (anatomisch)
* 7
Haut.
[* 2] (ital. costume, franz. costume, hierzu die
Tafeln »Kostüme I-III«, mit Textblatt), in allgemeinster Bedeutung das
den verschiedenen Geschichtsepochen, Ländern, Ständen etc. Eigentümliche und Allgemeinübliche in Tracht,
Sitten und Gebräuchen; insbesondere die Art und Weise, sich zu bekleiden, die Wahl der Bekleidung und Schmückung des Körpers
nach Form, Farbe und Stoff, einschließlich des eigentümlichen Schnittes oder Arrangements der Haare
[* 6] und des Bartes, der Färbung
oder Bemalung der Haut,
[* 7] der Fingernägel etc. Das Kostüm eines jeden Volkes wurde bestimmt durch die Beschaffenheit
des Klimas, Charakter und Lebensweise, Bodenproduktion, Viehzucht
[* 8] etc.: Tättowieren der Polynesier, Federtracht
der Indianer,
Tierfelle der Germanen, Leinen- und Baumwollenstoffe der Ägypter, starre Seiden- und Wollenstoffe der Orientalen, weiche Wollenstoffe
der Griechen, die römische Toga,
[* 9] entsprechend dem Streben des Volkes nach würdevoller Erscheinung.
Das Kostüm war daher ursprünglich Nationaltracht, welche bei den Völkern der Alten Welt so lange für den strengen Unterschied der Rassen und Nationalitäten charakteristisch war, bis die römische Weltherrschaft die ganze antike Welt umspannte und Rom [* 10] tonangebend für das Kostüm der zivilisierten, unter römischer Oberhoheit stehenden Bevölkerung [* 11] des Morgen- und Abendlandes wurde. Die römische Tracht wurde die modische, und damit erschien zum erstenmal der Begriff der Mode (s. d.). Die [* 5] Fig. 1-7 auf der Tafel »Kostüme I« veranschaulichen die Haupttypen der antiken Tracht.
Germanien und die nörd
* 12
Germanien.
Mit dem Sturz des weströmischen Reichs gewann Byzanz die herrschende Stellung, welche auch auf das Kostüm ihren Einfluß
übte
[* 5]
(Fig. 8 u. 9). Das antike Kostüm verfiel hier orientalischen
Einflüssen, während in Germanien
[* 12] und Gallien, besonders bei den Franken, nationale Überlieferungen bestimmend einwirkten
[* 5]
(Fig. 10). Als das Zeitalter der Kreuzzüge einen ununterbrochenen Verkehr der Völker des Abend- und Morgenlandes begründete,
wurden die nationalen Verschiedenheiten im K. mehr und mehr beseitigt, und es bildete sich seit dem 11. Jahrh.
eine Modetracht
, welche meist von Frankreich, zeitweilig (16. und 17. Jahrh.) auch von Spanien
[* 13] bestimmt wurde.
Nur Deutschland [* 14] (16. Jahrh.) und Holland (17. Jahrh.) behaupteten in einzelnen Perioden eine gewisse Selbständigkeit (s. Tafel II, [* 5] Fig. 6-10, und Tafel III, [* 5] Fig. 3 u. 6). Das französische Kostüm entwickelte sich im 15. und 16. Jahrh. wieder unter dem Einfluß des italienischen, welches seine Selbständigkeit bis zum Anfang des 17. Jahrh. behielt (s. Tafel II, [* 5] Fig. 1, 2, 11 u. 13). Besondere Kostümtypen des Mittelalters bilden die flandrische und burgundische Tracht (s. Tafel II, [* 5] Fig. 3 u. 4), welche das Modekostüm des 14. und 15. Jahrh. waren. Das 15. Jahrh. ist das Zeitalter der Ausschreitungen und Übertreibungen der Mode, wofür [* 5] Fig. 5, Tafel II, ein bezeichnendes Beispiel liefert (Zattel- und Schellentracht). [* 15] Seit der Mitte des 16. Jahrh. beginnt die Herrschaft der spanischen Tracht (s. Tafel II, [* 5] Fig. 12, und Tafel III, [* 5] Fig. 1), welche in England (s. Tafel III, [* 5] Fig. 4) und Frankreich (s. Tafel III, [* 5] Fig. 2) eine freiere Umbildung erfuhr, bis das Zeitalter Ludwigs XIV. eine neue Ära der Kostümgeschichte herbeiführte (s. Tafel III, [* 5] Fig. 7 u. 8). Die französischen Trachten sind seitdem in allen ihren Phasen, welche bis zum Beginn des 19. Jahrh. durch die [* 5] Fig. 8-14 auf Tafel III veranschaulicht werden, für die ganze zivilisierte Welt tonangebend gewesen.
Erst der Sturz Napoleons III. (1870) hat eine gewisse Unabhängigkeit von Frankreich herbeigeführt. Gleichwohl hat das Kostüm seine
nationalen Eigentümlichkeiten verloren und ist zur Modetracht
geworden. Das historisch begründete Kostüm hat
sich unter dem Namen Nationaltracht nur noch in der Landbevölkerung (auch bei Fischern, Jägern, Bergleuten) Europas und bei den
orientalischen und ostasiatischen Völkerschaften erhalten. Doch geht die Nationaltracht der europäischen Landbewohner unter
dem Andrang der Mode und dem nivellierenden Einfluß der Städte ihrem Untergang entgegen.
Rüstung
* 16
Rüstung.Ein besonderes Kapitel der Kostümgeschichte bildet die Tracht der Krieger, Ritter und Militärpersonen. Näheres darüber s. bei Rüstung [* 16] und Uniform. Mit der Ausbildung des geschichtlichen Sinnes in unsrer Zeit ist das Interesse für das Kostüm außerordentlich gewachsen und spielt namentlich in der Malerei und in der Schauspielkunst eine große Rolle. Während man heute auf äußerste Strenge und historische Treue im K. sieht, waren noch im letzten Viertel des 18. Jahrh. die gröbsten Verstöße gegen die Richtigkeit des Kostüms auf der Bühne herrschend.
Fremde Völker und vergangene Zeiten suchte man annähernd durch einzelne Kleidungsstücke anzudeuten. Garrick spielte den Hamlet und Macbeth in einem galonierten schwarzen Samtkleid, Baron, der Schüler Molières, die Helden des Altertums in Allongeperücke, kurzen Beinkleidern, seidenen Strümpfen und Schnallenschuhen. Der Puder und die Frisur mit Haarbeutel oder Zopf galten für alle Zeiten und Völker, und die Mexikanerin wie die Phädra oder Kleopatra wagten es nicht, anders als mit gepudertem Kopf zu erscheinen.
Thb. - Theater
* 17
Theater.Talma (1763-1826) führte bei dem französischen Theater [* 17] zuerst ein annähernd richtiges ein, und die von ihm gegebene Anregung trug die besten Früchte. Früher als Talma hatte sich in Deutschland die Schauspielerin Karoline Neuber in Leipzig [* 18] (1727-1739) bemüht, das Kostüm, dessen Typus sich ganz unter französischem Einfluß entwickelt hatte, zu reformieren und es der jedesmaligen Zeit anzupassen, in welcher das Stück spielte. Der erste, welcher das historisch-richtige Kostüm von wissenschaftlichem Standpunkt aus auffaßte, war Graf Brühl, der in dieser Hinsicht die Berliner [* 19] Bühne zur Musteranstalt erhob.
Das Ausgezeichnetste auf diesem Feld hat früher Dupenchel in seiner Stellung als Kostümier der französischen Großen Oper geleistet. Eine durchgreifende Reform des Theaterkostüms, welche sich vornehmlich auf die Forschungen und wissenschaftlichen Darlegungen von H. Weiß stützte, hat jedoch erst die Meininger Hofbühne seit 1870 herbeigeführt. Der Einfluß derselben hat nicht nur alle hervorragenden deutschen Theater zu strengerer Beobachtung der geschichtlichen Erscheinungsformen genötigt, sondern er ist auch ins Ausland gedrungen. In der Malerei hat sich die Darstellung historisch treuer Kostüme schnell zu einer Spezialität, der Kostümmalerei, entwickelt, die ihren Schwerpunkt [* 20] in der sorgsamen Wiedergabe der Stoffe gefunden hat. Meissonier, Willems, Ehrentraut, Volkhart, Klaus Meyer, Buchbinder, Probst u. a. sind gegenwärtig Hauptrepräsentanten dieser Gattung der Malerei.
Quellen für die Kenntnis der Kostüme sind im Altertum vorzugsweise die Denkmäler der Skulptur (bemalte Terrakotten) [* 21] und der Malerei, für das Mittelalter zunächst die Bilderhandschriften, später auch die Grabsteine sowie die Wandmalereien und die ¶
Kostüme I (Altertum un
* 2
Seite 10.120a.1 Ägyptischer König.
3 Assyrer (1400 v. Chr.).
5 Griechin aus Tanagra.
6 Römer [* 24] in der Toga praetexta.
7 Römerin.
8 Byzantinischer Kaiserornat (10. Jahrh.).
10 Fränkischer Edelmann (9. Jahrh.).
11 Französ. Ritter (13. Jahrh.).
12 Ritter des 13. Jahrhunderts.
13 Ritter und Königin des 14. Jahrh.
14 Flandrische Frau (15. Jahrh.).
Kostüme II (15. bis 16
* 4
Seite 10.120b.1, 2 Florentiner [* 26] Edelleute (15. Jahrh.).
3 Johanna von Flandern (1341).
4 Burgund. Edelfräulein (15. Jahrh.).
5 Französ. Edelmann (1410).
6, 7 Vornehmer deutscher Bürger und deutsche Frau (1480).
8 Nürnberger Bürger (1500).
9 Nürnbergerin, zum Tanz gehend (1500).
10 Landsknecht (1530).
11 Katharina von Medicis, Königin von Frankreich (1545).
13 Edle Venezianerin (Tizians 'Bella').
Kostüme III (17. bis 1
* 27
Seite 10.120c.2 Französische Edeldame (1650.
3 Holländisches Bürgerpaar (1640).
4 Englische [* 28] Edeldame (1640).
5 Edelmann (Zeit des Dreißigjähr. Kriegs).
6 Kölnische Bürgerin (1633).
7 Ludwig XIV. von Frankreich (1680).
8 Franz. Edeldame mit der 'Fontange' [* 29] (1680-1700).
9 Frauentracht
(1730-40).
10 Herrentracht (1730-40).
11 Französin (1794).
12 Franz. Stutzer ('Incroyable') (1795-99).
13 Franz. Stutzer, Reitkostüm (1802).
14 Franz. Dame in griech. Tracht (1803).
Kostwurz - Köthen
* 30
Seite 10.121.Ölbilder seit der Zeit der Brüder van Eyck und ihrer Schüler, weil diese ihre Gestalten stets im Zeitkostüm des betreffenden Malers erscheinen lassen. Erst seit dem 16. Jahrh. gibt es Trachtenbücher von J. ^[Jost] Amman, Vecellio, de Bruyn, Hollar, Weigel u. a. Eine wissenschaftliche Behandlung der Kostümgeschichte hat Hermann Weiß in seiner »Kostümkunde« (Stuttg. 1856 bis 1872, 2 Bde.; 2. Aufl. 1881 ff.) begründet.
Vgl. außerdem Herbé, Costumes français, civils, militaires et religieux (Par. 1834);
Pauquet, Modes et costumes historiques (das. 1862-64);
Jacquemin, Iconographie générale et méthodique du costume (das. 1863-68, Suppl. 1887);
Kretschmer und Rohrbach, Die Trachten der Völker (2. Aufl., Leipz. 1880-82);
Falke, Die deutsche Trachten- und Modenwelt (das. 1858);
Planché, Cyclopedia of costume (Lond. 1879, 2 Bde.);
Hottenroth, Trachten etc. der Völker alter und neuer Zeit (2. Aufl., Stuttg. 1882-85);
Racinet, Le [* 31] costume historique (Par. 1876-86; deutsch von A. Rosenberg, Berl. 1883-87);
Falke, Kostümgeschichte der Kulturvölker (Stuttg. 1880);
Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühsten Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts (2. Aufl., Frankf. 1879 ff.);