Asklepiaden
,
die angeblichen Nachkommen des
Asklepios
[* 2] (s. d.), dessen Enkel Sphyros und Alexanor, die zwei
Söhne des
Machaon, ihrem Stammvater zuerst
Tempel
[* 3] erbauten, jener in
Argos, dieser in
Titane. Dergleichen
Tempel wurden bald im
Peloponnes
und später in ganz
Griechenland
[* 4] errichtet. Den
Gottesdienst darin verrichteten zunächst die Asklepiaden
selbst
als eine eigne
Priester- und Ärzteinnung, bei welcher die medizinischen Kenntnisse sich vom
Vater auf den Sohn forterbten
und wenigstens bis zu
Hippokrates'
Zeiten keinem
Fremden mitgeteilt wurden.
Sie scheinen auch außerhalb ihrer
Tempel Kranke behandelt zu haben, und wahrscheinlich waren die
Ärzte, die nach Lykurg
(886
v. Chr.) die spartanischen
Heere begleiten mußten, Asklepiaden.
Gewiß ist, daß ihr Tempeldienst für die ärztliche Erfahrungswissenschaft
von großer Bedeutung war. Besondere Krankheitserscheinungen, namentlich in Bezug auf
Prognose, pflegte
man in Form von
Inschriften
auf
Votivtafeln und an den
Wänden der
Tempel niederzuschreiben. Am meisten zeichneten sich die Asklepiaden
des koischen
und des knidischen
Tempels aus.
Auf ihre
Stammregister legten sie einen großen Wert; doch wird nach
Hippokrates aus
Kos, dem berühmtesten aller Asklepiaden
, durch
dessen Bemühung die Kenntnisse der Asklepiaden
nicht mehr Priestergeheimnis blieben, ihre
Genealogie bedeutungslos. Auch sahen sie
sich schon im 4. Jahrh. genötigt,
Fremde in ihre
Innungen aufzunehmen. Asklepiospriester hießen noch
bis in die spätesten
Zeiten Asklepiaden
, und es ist bekannt, daß diese, ohne ärztliche Kenntnisse zu besitzen, nur bemüht waren,
ihren priesterlichen Einfluß auf das
Volk mit allen
Mitteln, die ihnen der
Aberglaube darbot, zu erhalten. Daß unter ihnen
viele
Betrüger auftraten, beweist Lukian in seinem »Pseudomantis«.
Vgl. Welcker, Kleine Schriften, Bd. 3 (Bonn [* 5] 1850);
Uffelmann, Die Entwickelung der altgriechischen Heilkunde (Berl. 1883).