Levi,
Levīten, einer der israel. Stämme, genannt nach einem Sohne Jakobs von der Lea. Nach herkömmlicher Geschichtsbetrachtung hat Moses nach dem Auszuge den Stamm Levi als heiligen Stamm ausgesondert und mit der Pflege des Kultes betraut. Ebendeshalb ist kein Erbteil im Gelobten Lande für ihn vorgesehen. Der Gottesdienst ist sein Erbteil, an dem aber nicht alle gleich beteiligt sind. Nur dem Bruder Moses, Aaron und dessen Nachkommen, wird das Recht zu opfern zuerkannt. Er bildet als Hoherpriester die sakrale Spitze des ganzen Volks.
Von hier soll sich das hohenpriesterliche Amt auf seine Nachkommen vererben. Unter dem Hohenpriester und seinen Mitpriestern, den Aaroniden, stehen als dienende Priester und Gehilfen die übrigen Angehörigen des Stammes. Nach ältester Überlieferung, wie sie 1 Mos. 34. und 49 vorliegt, ist Levi wie alle andern Stämme ein rein weltlicher Stamm, der nach dem Westjordanlande übersiedelte, um sich dort Landbesitz zu erwerben. Gemeinsam mit Simeon eroberte er die kanaanit.
Stadt Sichem. Da dieses jedoch mit Verletzung der Verträge geschah, so wagten die andern Stämme nicht, beide Stämme bei einem Rachekriege der Kanaaniter zu unterstützen. Daher werden sie geschlagen und zersprengt. Im weitern Verlaufe der Geschichte erscheinen nun an einzelnen Heiligtümern des Landes priesterliche Familien, die sich auf und Moses zurückführen. Sie alle sind völlig gleichberechtigt; davon, daß nur eine Familie das Opferrecht haben dürfe, ist nichts bekannt, ein hohenpriesterliches Amt giebt es sowenig wie ein Centralheiligtum.
Das der Reform Josias (s. Israel, Bd. 9, S. 732b fg.) 621 v.Chr. zu Grunde gelegte Gesetzbuch hatte verlangt, daß Jerusalem alleinige Kultstätte sei, und daß nur von Levi abstammende Priester dort opfern sollten. Es entzieht also dem Hausvater wie den nicht von Levi abstammenden Priestern das Opferrecht. Als Jerusalem Centralheiligtum geworden war, blieb das Priesterrecht in der Familie des von Salomo zum Oberpriester bestellten Zadok (s. d.). Josia bestimmte daher, daß nur die Jerusalemer Priester Priesterrecht haben sollten, und zwang die auf dem Lande befindlichen Priesterschaften, nach Jerusalem überzusiedeln. So bildeten diese levitischen Landpriester eine Art Klientel der Priesterfamilie Zadok, die dieser dienend zur Hand ging.
Aus diesen Verhältnissen entwickelte sich die spätere Unterscheidung von Nachkommen Aarons und dienenden Leviten. Die erste Unterscheidung dieser Art findet sich bei einem Gliede der Familie Zadok, dem Propheten Ezechiel. Dieser verkündet (Kap. 44), daß im Messianischen Reiche nur die Söhne Zadoks als Priester dem Altar mit Opfern nahen sollen, dagegen sollen die Leviten zur Strafe für die von ihnen früher geübte Abgötterei zu Tempeldienern degradiert werden.
Von einem Hohenpriester aber weiß Ezechiel noch nichts. Für Ezechiel ist der Kult ein von Gott offenbartes Sühneinstitut. Er ist die eigentliche Lebensaufgabe des Volks und es liegt im Interesse der Sicherung dieser Aufgabe, daß die Aufsicht über den Kult in eine Hand gelegt wird. Hierzu wurde nach dem Exil das hohenpriesterliche Amt gestiftet und der Zadokide Jozadak als Hoherpriester eingesetzt. Von da an giebt es einen Hohenpriester, Priester und Leviten am Tempel.
Diesen Zustand spiegelt die jüngste Schicht des Pentateuchs wider, wenn sie Aaron, Söhne Aarons und Leviten unterscheidet. Dafür, daß die nachexilischen priesterlichen Familien nicht sämtlich Nachkommen Zadoks waren, sprechen die Zahlen, die für sie angegeben werden. In nachexilischer Zeit gab es Innungen der Sänger, Thorhüter, Knechte Salomos, Nethinim. Diese zählen zumeist nicht zu Levi. Aber schon die Chronik gesellt die Sänger und Thorhüter diesem Stamme bei, indem sie sie auf die drei levitischen Familien Gerson, Kahath und Merari zurückführt.