Leverrier
(spr. lowerrieh), Urbain
Jean
Joseph, Astronom, geb. zu St.-Lô, besuchte seit 1829 das
Collège
Louis le
Grand zu
Paris
[* 3] und dann die polytechnische
Schule, war darauf zwei Jahre lang als
Ingenieur bei der Tabaksverwaltung
angestellt, trat hierauf als
Lehrer am
Collège Stanislas ein und erhielt 1846 die Professur der Mécanique céleste bei der
Faculté des sciences. Auf
Aragos Anregung hatte er sich mit rechnender
Astronomie
[* 4] beschäftigt und den Merkurdurchgang von 1845 sowie
die
Bahn des Fayeschen
Kometen
[* 5] berechnet, worauf er seine Untersuchungen über die Uranusbewegungen begann, die ihn 1846 zu
dem
Resultat führten, daß die
Störungen des
Uranus durch einen jenseit desselben stehenden
Planeten
[* 6] hervorgebracht
werden; er bestimmte auch den
Ort dieses
Planeten, den dann
Galle nahe der bezeichneten
Stelle auffand (vgl.
Neptun). Leverrier
ward 1849 Mitglied
der
Gesetzgebenden Versammlung, 1852
Senator und 1854
Direktor der
Sternwarte;
[* 7] auch wurde er zum Mitglied des
Conseil supérieur
de l'instruction publique ernannt und war Astronome adjoint beim Bureau des longitudes.
Sein großer Ehrgeiz und seine Heftigkeit machten ihn nach und nach einsam in der Gelehrtenwelt; seine Verwaltung des Observatoriums erfuhr mit Recht lebhaften Tadel, und da er sich hierdurch zu maßlosen Schritten hinreißen ließ, so wurde er 1870 von der Direktion der Sternwarte entfernt, nach Delaunays Tod 1873 aber wieder in seine Stellung eingesetzt. Seine zahlreichen Arbeiten, welche unter denen der Neuzeit einen hohen Rang einnehmen, betreffen besonders Bahnbestimmungen und Störungen der Planeten und mehrerer Kometen. Er starb in Paris.