Leukorrhöe
,
s. v. w. Weißer Fluß.
Leukorrhöe
196 Wörter, 1'552 Zeichen
Medicin — Specielle Pathologie — Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Leukorrhöe,
s. v. w. Weißer Fluß.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Leukorrhöe
(grch., von leukós, weiß, und rhoe, Fluß), auch Weißer Fluß oder das Weiße genannt (fluor albus, frz. fleurs blanches), ein Ausfluß [* 2] weißlicher (oder auch gelblicher, grünlicher), schleim- oder eiterähnlicher Flüssigkeit aus den weiblichen Geschlechtsteilen. Derselbe stammt von einer Entzündung dieser Teile her und kann bald in den äußern Partien derselben, bald in der Mutterscheide, bald in der Gebärmutter [* 3] seinen Sitz und Ursprung haben, aber auch mehrere Teile zugleich befallen.
Unterschieden wird dies nur durch eine Untersuchung mittels des Mutterspiegels. (S. Gebärmutterkrankheiten.) Manche Leukorrhöe
sind
unschädliche Begleiter der Menstruation oder des Wochenbettes;
andere entstehen durch örtlich reizende Ursachen (z. B. durch Madenwürmer, durch den Dampf [* 4] der Kohlentöpfe, durch Staub und Reibungen);
andere durch Ansteckung mit Tripper oder Syphilis;
manche sind Folge von Ernährungsstörungen (vor allen Blutarmut) und Blutstauungen in der Gebärmutter infolge von chronischen Herz- und Lungenkrankheiten, häufig auch von krankhaften Lageveränderungen der Gebärmutter.
Meist leisten Ausspülungen mit Lösungen von Alaun, [* 5] schwefelsaurem Zink, Carbolsäure oder mit Eichenrindenabkochung gute Dienste, [* 6] ebenso das Einlegen von Wattebäuschchen, welche mit schwefelfaurem Zink oder essigsaurer Thonerde getränkt sind; liegt dem Weißen Fluß eine Allgemeinerkrankung des Organismus (Bleichsucht, Blutarmut, Skrofulose) zu Grunde, so muß diese vor allem beseitigt werden.
Fluß (griech. Leukorrhoea
, lat. Fluor albus, franz. Fleurs blanches), der Ausfluß einer
weißlichen, trüben, schleimigen, manchmal auch gelblichen, eiterartigen Flüssigkeit aus den weiblichen Geschlechtswerkzeugen.
Der weiße Fluß ist die häufigste Krankheit des weiblichen Geschlechts, besonders zur Zeit der Geschlechtsreife; sie beruht
stets auf einer katarrhalischen, selten geschwürigen Entzündung der Schleimhaut, die bald nur die äußern Schamteile, bald
die Mutterscheide oder die Gebärmutter, bald auch mehrere oder alle diese Teile zugleich betrifft.
Den Ausgangspunkt des weißen Flusses nachzuweisen, ist Sache des Arztes, welcher sich zu diesem Zweck notwendigerweise des Mutterspiegels bedienen muß. Bei manchen Frauen ist er ein unschädlicher und schnell vorübergehender Begleiter der Menstruation oder des Wochenbetts; in andern Fällen entsteht er durch geschlechtliche Exzesse, durch Reibungen, denen die Genitalschleimhaut ausgesetzt wird, durch den Dampf der Kohlentöpfe, auf welchen man sich die Füße wärmt, durch Madenwürmer (Oxyuriden), welche aus dem After in die Mutterscheide gelangen, ¶
besonders bei kleinen Kindern, und durch andre direkte Ursachen. Der weiße Fluß ist auch ein häufiges Vorkommnis bei Stauungen des Bluts in der Gebärmutter infolge von chronischen Herz- und Lungenkrankheiten, ferner bei allgemeinen Ernährungskrankheiten, wie bei der Bleichsucht, der Blutarmut, der Tuberkel- und Krebsdyskrasie etc. Die scharfe Flüssigkeit, welche dabei mit der Schleimhaut längere Zeit hindurch in Berührung bleibt, macht diese häufig wund oder selbst geschwürig.
Die Behandlung ist zunächst eine örtliche, sie besteht am besten in häufigen reinigenden Ausspülungen mit schwachen Lösungen von Kupfervitriol oder Einlegen von Wattebäuschen, welche mit schwefelsaurem Zink oder Kupfer [* 10] getränkt sind. In vielen Fällen, besonders in solchen, wo eine Allgemeinerkrankung des Organismus die Ursache des Leidens ist, sind kräftigende Mittel neben warmen Bädern oft von vortrefflicher Wirkung und beseitigen das Übel häufig ohne weitere örtliche Behandlung. Dasselbe gilt in einzelnen Fällen von dem Gebrauch der Fluß- und Seebäder und der äußern wie innern Anwendung gewisser Mineralwässer.