Titel
Leuchtturm
,
Feuerturm, ein hoher, an gefährlichen Küstenpunkten errichteter turmartiger
Bau, in dessen oberm
Teil
in der Nacht ein
Feuer unterhalten wird, um die Schiffe
[* 2] vor gefährlichen Punkten im Fahrwasser zu warnen. Der berühmteste
unter allen Leuchtturm
des
Altertums war der zu
Alexandria, der nach der kleinen
Insel, wo er stand,
Pharos hieß,
ein
Name, der später mit Leuchtturm
überhaupt gleichbedeutend wurde. Der
Pharos von
Alexandria gehörte zu den sog. sieben Wunderwerken
und wurde von Sostrates aus Knidos erbaut.
Seine Vollendung fällt in das J. 283
v. Chr.; seine Höhe wird auf 170 m angenommen. Seine Herstellung
kostete nach
Plinius 800
Talente = 4 Mill. M. Er blieb bis etwa 1317 stehen, und man weiß nicht, wie er zerstört wurde. Zu
den berühmten Leuchtturm
neuerer Zeit gehört der vor etwa 400 Jahren erbaute zu Cordouan (s. d.).
Seit über 300 Jahren befinden sich Leuchtturm
auf
Wangeroog und am Nordkap Jütlands,
Skagen. Merkwürdiger durch
die Schwierigkeiten, die sich seiner Gründung entgegenstellten, ist der
Turm
[* 3] auf Eddystone (s. d.), dem sich der Leuchtturm
auf dem
Felsen
Inch-Cape oder
Bell-Rock (s. d.) anreiht.
Der älteste der heutigen Leuchtturm
ist der
Pharos von Coruña, von
Kaiser
Trajan erbaut, 1634 renoviert und neuerdings
mit einem
Blinkfeuer versehen. Wohl der kühnste und schwierigste Leuchtturmbau
ist der des sog. Rotersandleuchtturms
in der Weser, erbaut von der Gesellschaft
Harkort in Duisburg.
[* 4] Während man bei
Tage die Leuchtturm
durch ihre Gestalt und ihren
Anstrich
sowie die umgebende Küstengestaltung stets leicht unterscheiden konnte, mußte man auch
Mittel finden,
ihre Leuchten bei Nacht verschiedenartig herzustellen, um jede gefahrbringende Verwechselung unmöglich zu machen. Farbiges
Glas
[* 5] konnte nur in einzelnen Fällen verwendet werden, da auf große Entfernungen die Färbung undeutlich wird (namentlich
durch die Feuchtigkeit der
Atmosphäre); deshalb machte man die Lichterscheinung verschiedenartig und
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unterscheidet jetzt folgende Systeme:
1) Feste Feuer, ununterbrochen mit stets gleicher Lichtstärke brennend, gewöhnlich eins, stellenweise auch zwei in gehöriger
Entfernung vertikal oder horizontal voneinander stehend (wobei in letzterm Falle allerdings zwei nebeneinander stehende Leuchtturm
nötig
sind).
2) Festes Feuer mit Blinken, wie unter 1, doch in regelmäßigen Zwischenräumen, etwa alle ein oder zwei Minuten, einen hellen Lichtblitz (Blink) zeigend, vor und nach dem eine kurze Verdunkelung stattfindet.
3) Drehfeuer, in gleichen Zwischenräumen allmählich sich bis zur größten Lichtstärke steigernd und ebenso allmählich wieder bis zum Dunkelwerden abnehmend.
4) Blink- (Blick-) oder Blitzfeuer mit ein bis fünf kurzen Lichtblinken in der Minute, während es sonst dunkel ist.
5) Funkelfeuer, ebenso, jedoch mit häufigern Blinken.
6) Unterbrochenes Feuer, brennt eine Zeit lang als festes und ist in Zwischenpausen verdunkelt.
7) Wechselfeuer, ein abwechselnd weiß und rot erscheinendes festes Feuer. Natürlich ist die Art der Feuer und die genaue Zeitdauer
der Lichteindrücke und Verdunkelungen auf den Seekarten und in besondern Leuchtfeuerverzeichnissen angegeben.
Hervorgerufen werden diese Erscheinungen durch verschiedenartige Schirme oder auch Bewegung der Lampen
[* 7] selbst mit Uhrwerken.
Als Lichtquelle benutzt man Petroleum, Gas oder elektrisches Licht.
[* 8] Auf ältern Leuchtturm
brennt ein ganzer Lampenkranz, dessen parabolische
Reflektoren die Strahlen horizontal auswerfen.
Neuerdings begnügt man sich mit einem starken Argandbrenner, dessen Licht in einem katadioptrischen Apparat
(Fresnelsches Linsensystem) aufgefangen und in parallelen horizontalen Strahlen rings um den Horizont
[* 9] herum ausgeworfen wird.
Außen bewegen sich, wo es nötig ist, die Verdunkelungsschirme. Hafenfeuer, Molenfeuer, Leitfeuer sind Leuchtturm
oder nur Lampen
auf Holz- oder Eisengerüsten, die genügendes Licht geben, um als Seezeichen in engem Fahrwasser und
Hafeneinfahrten zu dienen.
Das mächtigste Leuchtfeuer der Erde brennt jetzt auf dem Leuchtturm
des Kaps von la Hève bei Havre:
[* 10] es ist ein elektrisches Leuchtfeuer
von 50 Seemeilen Sichtweite. Ein noch stärkeres Feuer wird auf der Spitze Penmarch, südwärts von Brest,
gebaut, das, ebenfalls elektrische Blitze werfend, 62 Seemeilen (= 115 km) weit leuchten soll. Die Leuchtturm
sind meist dem Lotsenwesen
unterstellt. Mit vielen Leuchtturm
sind Semaphorstationen (s. Semaphor) und Nebelsignalstationen
verbunden.- Die Tafel: Leuchttürme giebt in
[* 6]
Fig. 1 die Ansicht des Leuchtturm
von Eddystone, in
[* 6]
Fig. 2 die des Leuchtturm von
Swinemünde;
[* 6] Fig. 3 stellt den obern Teil eines Leuchtturm mit Blinkfeuer, [* 6] Fig. 4 mit festem Feuer, [* 6] Fig. 5 einen Leuchtturm mit katadioptrischem Apparat dar. (S. auch Seekarte der Nordsee, beim Artikel Nordsee.) -
Vgl. Verzeichnis der Leuchtfeuer und Nebelsignalstationen aller Meere, hg. von dem Hydrographischen Amt des Reichsmarineamtes.