vormalige gefürstete Landgrafschaft in der
Oberpfalz, mit Sitz und
Stimme im
Reichsfürstenrat, im sogen.
Nordgau an der
Nab, umfaßte ungefähr 220 qkm (4 QM.). Leuchtenberg
stand früher unter eignen
Landgrafen, deren Stammsitz das Bergschloß Leuchtenberg
war, von welchem die Landgrafschaft den
Namen führte. Mit dem
Tode des
Landgrafen
Maximilian
Adam erlosch 1646 die Mannslinie, und 1647 wurde
Herzog
Albrecht VI. von
Bayern,
[* 3] der Gemahl der
Schwester des letzten
Landgrafen, mit der Landgrafschaft belehnt, überließ sie aber 1650 seinem
Bruder, dem
Kurfürsten
Maximilian von
Bayern, dessen
älterer Sohn,
Ferdinand
Maria, nach erlangter Majorennität Leuchtenberg
wieder an seinen jüngern
Bruder,
Maximilian
Philipp, abtrat.
Letzterer starb 1705 kinderlos, und nachdem es
Joseph I. der
Familie
Lamberg verliehen, nahm es 1712 der
Kurfürst
von
Bayern wieder in
Besitz. Von nun an verliehen die
Kurfürsten
¶
mehr
Leuchtenberg
ihren jüngern Brüdern gewöhnlich als Apanage. 1817 trat Maximilian Joseph, König von Bayern, Leuchtenberg
nebst dem vormaligen Bistum
Eichstätt
[* 5] und andern Gebietsteilen seinem Schwiegersohn Eugen Beauharnais, ehemaligem Vizekönig von Italien,
[* 6] als mediatisiertes
Herzogtum ab. Auch wurde demselben und seinen Nachfolgern in der Standesherrschaft das Prädikat »Königliche
[* 7] Hoheit«, den
übrigen Mitgliedern der Familie der Titel »Fürsten und Fürstinnen von Leuchtenberg«
mit dem Prädikat »Durchlaucht«
zugestanden. Durch die Heirat des Sohns Eugens, Maximilian, mit der russischen Großfürstin Marie wurde die Familie Leuchtenberg
nach Rußland
verpflanzt, wo sie den Titel »Kaiserliche Hoheit« und »Fürsten von Romanowski« erhielt. Haupt der Familie ist seit 1852 Herzog
Nikolaus Maximilianowitsch, geb.
Vgl. Wittmann, Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg
(Münch. 1851-52, 3 Bde.);
Brunner,
Geschichte von Leuchtenberg
(Weiden 1862).
Titel
1) Eugen, Herzog von und Fürst von Eichstätt, zur Zeit des ersten französischen Kaiserreichs Vizekönig
von Italien, geb. zu Paris,
[* 8] Sohn des 1794 guillotinierten Vicomte Alexandre de Beauharnais (s. d.)
und der Josephine Tascher de la Pagerie, nachmaligen Kaiserin der Franzosen, folgte 1793 dem Vater zur Rheinarmee, wohnte nach
Verheiratung seiner Mutter mit Bonaparte den Feldzügen in Italien und der Expedition nach Ägypten
[* 9] bei und wurde 1804 vom Kaiser
Napoleon I. zum französischen Prinzen und 1805 zum Vizekönig von Italien erhoben. 1806 vermählte ihn der
Kaiser mit der Prinzessin Amalie Auguste von Bayern, 1807 ernannte er ihn zum Prinzen von Venedig,
[* 10] adoptierte ihn und bestimmte
ihn zum Erben des Königreichs Italien.
Obschon des Vizekönigs politische Gewalt sehr beschränkt war, that er doch für Italien viel und erwarb
sich die Liebe der Bewohner. Als Oberbefehlshaber der italienischen Armee drang er 1809 nach Ungarn
[* 11] vor, gewann 14. Juni das Treffen
bei Raab
[* 12] und trug dadurch viel zum Sieg bei Wagram
[* 13] bei. Nach der Scheidung seiner Mutter ward er, da er damit die Aussicht
auf den italienischen Thron
[* 14] verlor, vom Kaiser 1810 zum Nachfolger des Fürsten-Primas als Großherzog von Frankfurt
[* 15] ernannt. 1812 befehligte
er das dritte Armeekorps mit Auszeichnung, und seiner und Neys rastloser Thätigkeit auf dem unglücklichen Rückzug hatte Frankreich
wenigstens die Erhaltung der Trümmer des Heers zu verdanken.
Nach Napoleons und Murats Abgang übernahm er den Oberbefehl und sammelte die Armee bei Magdeburg.
[* 16] Am entschied
er bei Lützen
[* 17] durch die Umgehung des rechten feindlichen Flügels den Sieg. Von Dresden
[* 18] aus schickte ihn Napoleon zur Armee in
Italien, wo er sich nach dem Beitritt Österreichs zur Koalition, selbst nach Murats Abfall, geschickt zu verteidigen
wußte. Vergebens boten ihm die verbündeten Mächte nach Napoleons Sturz das Großherzogtum Genua
[* 19] an. Er begab sich mit seiner
Familie zunächst nach Paris, wo er die ihm angetragene französische Marschallswürde ablehnte, dann nach München
[* 20] und Wien,
[* 21] wo er dem Kongreß beiwohnte.
Bei Napoleons Rückkehr ging er nach Baireuth;
[* 22] an den Ereignissen von 1815 nahm er keinen thätigen Anteil.
Im Vertrag von Fontainebleau war ihm für seine Dotationen in Italien eine Entschädigung von 5 Mill. Frank ausgeworfen
worden. Er überließ diese Summe der Krone Bayern und erhielt von seinem Schwiegervater, dem König Maximilian I., 1817 die
Landgrafschaft Leuchtenberg
und das Fürstentum Eichstätt. Er
starb in München, wo ihm in der Michaelskirche von
Thorwaldsen ein schönes Denkmal errichtet wurde, und hinterließ zwei Söhne und vier Töchter. Leuchtenberg
verbarg unter einem einfachen
Äußern einen großen Charakter und hohe Talente.
Aufrichtigkeit, Menschlichkeit und Gerechtigkeit bildeten seine hervorstechendsten Eigenschaften.
Vgl.
Vaudoncourt, Histoire politique et militaire du prince Eugène (Par. 1827, 3 Bde.);
Armandi, Vie militaire du prince Eugène (das.
1843, 2 Bde.);
Schneidawind, Prinz Eugen, Herzog von Leuchtenberg
(Stockh. 1857);
Du Casse, Mémoires et correspondance du prince Eugène
(Par. 1858-60, 10 Bde.; deutsch, Halle
[* 23] 1858-59, 3 Bde.; unvollendet).
Seine Gemahlin Amalie Auguste, geb. zu Straßburg,
[* 24] gest. gebar ihm zwei Söhne (s. unten) und vier Töchter:
Josephine, geb. seit 1823 Gemahlin des verstorbenen Königs Oskar von Schweden,
[* 25] gest.
Eugenie,
geb. Gemahlin des Fürsten Friedrich von Hohenzollern-Hechingen, gest. 1847;
Amalie, geb.
die Witwe des Kaisers Dom Pedro von Brasilien,
[* 26] gest. in Lissabon;
[* 27]
Theodolinde, geb. seit 1841 Gemahlin des
Grafen Wilhelm von Württemberg,
[* 28] gest.
2) Karl August Eugen Napoleon, Herzog von, Sohn des vorigen, geb. zu Mailand,
[* 29] besuchte 1826 die Universität
München und begleitete infolge der Vermählung seiner Schwester mit dem Kaiser Dom Pedro dieselbe 1829 nach Brasilien. Während
der Revolution in Belgien
[* 30] wünschte ihn die eine der Parteien auf dem belgischen Thron zu sehen, doch scheiterte
das Projekt an dem Widerstand des französischen Hofs. Auf den Wunsch des sterbenden Kaisers Dom Pedro wurde der Prinz mit
der jungen Königin Dona Maria von Portugal
[* 31] vermählt, doch starb er schon 18. März d. J.
3) Maximilian Eugen Joseph Napoleon, Bruder des vorigen, nach dessen Tod Herzog von Leuchtenberg
, geb. zu München,
erhielt seine Erziehung und wissenschaftliche Ausbildung unter der Leitung seiner Mutter, succedierte seinem Bruder 1835 in und
vermählte sich mit der Großfürstin Maria von Rußland (geb. gest. wobei
er den Titel »Kaiserliche Hoheit« und den Rang eines russischen Generalmajors erhielt. Er starb in
Petersburg.
[* 32]
Aus seiner Ehe entsprangen zwei Töchter und vier Söhne, die 1852 vom Kaiser das Prädikat »Kaiserliche Hoheit« und den Zunamen
Romanowski erhielten. Der älteste Sohn, Nikolaus Maximilianowitsch, geb. folgte seinem Vater 1852 unter
mütterlicher Vormundschaft in und lebt in Petersburg; er ist vermählt mit Nadina Annenkow, die für sich und ihre Deszendenz 1879 den
Titel der Grafen von Beauharnais erhalten hat. Die älteste Tochter, Marie, geb. ist seit mit dem Prinzen
Wilhelm von Baden,
[* 33] die zweite, Eugenie (geb. seit mit dem Prinzen Alexander von Oldenburg
[* 34] vermählt. Jüngere Söhne sind: Prinz Eugen, geb. Prinz Sergei, geb. fiel im russisch-türkischen
Krieg vor Rustschuk, und Prinz Georg, geb.