Leszczyc
zu Radolin (spr. leschtschitz), eins der zwölf ältesten poln. Dynastengeschlechter, welches einen Fruchtschober (poln. brog) mit goldenem Dach als Wappen führt und deshalb auch häufig Brog genannt wurde. Seinen Ursprung leitet es, wie der Name (»Sohn oder Abkömmling des Lech«) andeutet, von dem Gründer des polnischen Reichs her, und zwar gilt Wladislaw Leszek, Herzog in Kassubien, der dritte Sohn Leszeks III., der um 810 den polnischen Thron innehatte und Großvater Popiels II., des letzten Regenten aus dem Haus der Lech, war, als der direkte Ahnherr dieser Familie. Ihr gehörte der fünfte Erzbischof von Gnesen (1060-92), Petrus Leszczyc, an, der Boleslaw II. 1081 vertrieb und Polen bis zum Regierungsantritt Wladislaws I. regierte, ferner Peter Leszczyc, Bischof von Krakau (1392-1414), um die Stiftung der Krakauer Universität hochverdient. Seit der Mitte des 11. Jahrh. führte der älteste Zweig des Hauses, von dem alle Nebenlinien abstammen, den Titel »Grafen zu Skarssow und Herren zu Radolin«; aber Matthias I. ein Enkel des Reichssenators und Kastellans zu Kalisch, Adam Leszczyc (gest. 1380), nahm zugleich mit seinem Bruder den Namen der ihnen gehörenden Herrschaft Radolin als beständigen Geschlechtsnamen an, und da in Urkunden neben dem lateinischen »in Radolin« meist die polnische Übersetzung Radolinski gesetzt wurde, entstand irrtümlich der Doppelname Radolin-Radolinski, welchen die Nachkommen des Matthias, die sich später in zwei preußische und zwei österreichische gräfliche Linien trennten, noch gegenwärtig tragen. Einer preußischen Linie gehört Graf Hugo Radolinski an, geb. 1. April 1842, seit 1882 Gesandter in Weimar, seit 1885 Hofmarschall des deutschen Kronprinzen. Von den übrigen Zweigen des Geschlechts Leszczyc sind nur noch zwei übrig, welche sich nach ihren Besitzungen »Grafen zu Suminie-Suminski« und »Herren zu Skarzeszow-Skarszewski« nennen. Vgl. F. Hoffmann, Übersicht der Familiengeschichte des erlauchten Dynastengeschlechts der Leszczyc, Grafen von Radolin-Radolinsky (Dresd. 1873).