Leo
XIII.
,
Papst, wurde, je länger sein
Pontifikat dauerte, desto ungeduldiger in seinem Verlangen nach Herstellung
seiner weltlichen Herrschaft. Er geriet mehr und mehr unter den Einfluß der
Intransigenten bei der
Kurie, denen jedes
Mittel
zur Erreichung jenes
Zieles recht war. Denn wenn auch die Macht des
Papstes über die römische
Kirche,
ihren
Klerus und die gläubige Laienwelt unbestrittener war als je, und er auch in weltlichen
Dingen, wie in der
Encyklika vom über
die
Gefahren des
Sozialismus und die
Mittel, ihnen zu begegnen, sein
Urteil öffentlich kundgab, so empfand
er es um so schmerzlicher, daß in
Rom
[* 2] selbst, vor den
Thoren des
Vatikans, seine
Stimme ungehört verhallte.
Noch immer hatte er gehofft, daß Österreich [* 3] und das Deutsche Reich [* 4] entweder ihren Einfluß bei Italien [* 5] zu gunsten seiner weltlichen Stellung geltend machen oder sich von dieser Macht lossagen würden. Als aber keins von beiden geschah, vielmehr im Juni 1891 der Dreibund förmlich erneuert wurde, wandte er seine Blicke nach Frankreich, »der ältesten Tochter der Kirche«, mit dessen republikanischer Regierung offen zu brechen er trotz aller kirchenfeindlichen Gesetze der französischen Republik stets sorgfältig vermieden hatte. Einer förmlichen Versöhnung, einem Zusammengehen mit ihr stand der Umstand im Wege, daß bisher der französische Klerus sich zu den Monarchisten gehalten und die republikanische Regierung nicht unterstützt, ja sogar bekämpft hatte. Der Kardinal Lavigerie, von brennendem Eifer sowohl für ¶