Titel
Leopold
(Leupold, Liutpold, »kühn, tapfer für das Volk«),
deutscher Mannesname, unter dessen Trägern hervorzuheben sind:
[Deutsche Kaiser.]
1) Leopold I. Ignaz Joseph Balthasar Felician, zweiter Sohn Kaiser Ferdinands III. und der Maria Anna von Spanien, geb. wurde 1655 zum König von Ungarn, 1658 zum König von Böhmen und 18. Juli d. J. nach dem Tod seiner ältern Brüder, als Erbe seines Vaters, auch zum deutschen Kaiser gewählt. Ursprünglich für den Dienst der Kirche erzogen, hatte er sich als Knabe mit Vorliebe geistlichen Übungen, später der Beschäftigung mit Sprachen und Wissenschaften gewidmet; doch sollte seine Regierung eine ununterbrochene Kette von Unruhen, Kämpfen und Kriegen sein, die Leopold freilich teilweise selbst verschuldete; denn sein ganzes Streben ging darauf aus, den Protestantismus auch in Ungarn auszurotten, wodurch er die verfolgten Ungarn zu Aufständen und Verschwörungen reizte, und das Erbe der spanischen Linie der Habsburger ganz oder teilweise für sich zu erwerben.
Ersteres verwickelte ihn in fortwährende Kämpfe mit der Türkei, letzteres mit Frankreich. Gleich anfangs hatte sich das kaiserliche Kabinett durch Einmischung in die siebenbürgischen Wirren in einen Krieg mit der Pforte verwickelt. Die Türken brachen 1662 in Ungarn ein und streiften bis Mähren und Schlesien. Nach langen vergeblichen Unterhandlungen durch seine Gesandten erlangte Leopold endlich auf dem Reichstag zu Regensburg 1663, wo er persönlich erschien, von den deutschen Fürsten Hilfe; selbst Schweden und Frankreich sandten Truppen sowie die italienischen Staaten und der Papst Geldbeiträge, und so gelang es dem kaiserlichen Feldherrn Montecuccoli, die Türken bei St. Gotthardt an der Raab aufs Haupt zu schlagen.
Doch nutzte Leopold diesen Sieg nicht aus. 1671 mußte er eine Verschwörung einiger ungarischer Magnaten zu gunsten der Türken blutig unterdrücken, und 1682 brach unter dem Grafen Tököly ein neuer Aufstand in Ungarn aus. Von den Insurgenten zu Hilfe gerufen, rückte 1683 ein türkisches Heer von 208,000 Mann unter dem Großwesir Kara Mustafa durch Ungarn bis vor Wien, von wo L. nach Linz, dann nach Passau flüchtete, und begann 14. Juli die Belagerung der Stadt. Dieselbe ward jedoch vom Grafen Starhemberg tapfer verteidigt und durch den Sieg Sobieskis am Kahlenberg 12. Sept. entsetzt.
Auch in den nachfolgenden Kämpfen war der Kaiser meist glücklich, und die Siege Karls von Lothringen sowie Eugens führten endlich den Frieden von Karlowitz herbei, durch welchen Slawonien, Siebenbürgen und ganz Ungarn in die Hände des Kaisers kamen. Inzwischen hatten sich auch die Ungarn auf dem Reichstag zu Preßburg der erblichen Herrschaft des Kaisers unterworfen. Nicht so glücklich bestand Leopold die mehrfachen Kriege mit Ludwig XIV. Geldmangel und die Schwerfälligkeit der kaiserlichen Kriegsleitung sowie Eifersucht auf die Verbündeten traten stets in den entscheidenden Augenblicken störend ein.
Der erste Krieg, 1672 von und dem Deutschen Reich in Verbindung mit Spanien und Brandenburg unternommen, um den von Frankreich und England angegriffenen Holländern Beistand zu leisten, wurde anfangs von Lobkowitz sehr lau, glücklicher sodann von Montecuccoli geführt; doch brachte der Friede von Nimwegen dem Reich nur Länderverlust. Als 1688 die Franzosen unter dem Vorwand von Erbansprüchen auf die pfalz-simmernsche Hinterlassenschaft den Krieg aufs neue begannen, vereinigten sich der Kaiser, das Reich, England, Holland, später auch Spanien und Savoyen zu dem sogen. Koalitionskrieg, der am Rhein, in den Niederlanden, in Italien, am Fuß der Pyrenäen und auf dem Meer nicht unglücklich geführt wurde und mit dem Frieden zu Ryswyk wenigstens ohne Verluste endigte.
Den dritten Krieg, den Spanischen Erbfolgekrieg (s. d.), unternahm Leopold 1701, um seinem zweiten Sohn, Karl, die Thronfolge von Spanien zu sichern, die ihm Ludwig XIV. zu gunsten seines Enkels, Philipps von Anjou, streitig machte. In Verbindung mit England, Holland, Preußen und dem Deutschen Reich siegte zwar Leopold anfangs durch Eugen bei Carpi und Chiari; bald aber wurde der römische König Joseph am Rhein zurückgedrängt, der Markgraf von Baden in mehreren Gefechten geschlagen, Tirol erobert und die Schlacht bei Höchstädt gegen Villars verloren. Zu gleicher Zeit hatten sich die Ungarn unter den Grafen Rákóczi und Károlyi, durch Ludwigs XIV.
Gesandte aufgereizt, aufs neue erhoben und bedrohten die österreichischen Lande. Bereits fing jedoch Leopolds Kriegsglück durch Marlboroughs und Eugens Siege bei Donauwörth und Höchstädt 1704 aufs neue an zu steigen, als er in Wien an der Brustwassersucht starb. Leopold war von Wuchs unansehnlich, der Blick düster, das Gesicht durch die herabhängende Unterlippe entstellt. Mit natürlicher Gutherzigkeit vereinigte er eine bigotte Frömmigkeit. Seine geistigen Anlagen waren nicht unbedeutend, und in Wissenschaften und Sprachen war er gründlich unterrichtet; die Musik betrieb er mit Vorliebe.
Den Jesuiten war er als ihr Zögling sehr ergeben und gestattete ihnen einen übermäßigen Einfluß auf Staats- und Kriegsangelegenheiten. Überhaupt fehlten ihm Energie und Entschlossenheit, daher war er von seiner Umgebung sehr abhängig. Zu durchgreifenden Reformen im Innern mangelte es ihm an Kraft und Einsicht. Die Verwaltung, namentlich der Finanzen, war in größter Zerrüttung; für Handel und Industrie geschah nichts. Daß das Heerwesen gebessert und glänzende Siege erfochten wurden, war nicht Leopolds, sondern seiner großen Feldherren Verdienst.
Ihn zierten nur die Tugenden eines Privatmanns. Seine Lebensweise war einfach und verlief in Beobachtung einer unwandelbaren Tagesordnung nach den Gesetzen der spanischen Hofetikette. Leopold war dreimal vermählt, zuerst mit der spanischen Prinzessin Margarete, die ihm eine Tochter, Marie Antoinette, die spätere Kurfürstin von Bayern, gebar, dann mit Claudia Felicitas, Erbtochter von Tirol, welche ihm dieses Fürstentum zubrachte, endlich mit Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg, welche ihm Joseph. I., seinen Nachfolger, und Karl VI., der 1711 Kaiser wurde, sowie drei Töchter, darunter Maria Elisabeth, Statthalterin der Niederlande, gebar.
Vgl. Wagner, Historia Leopoldi Magni (Wien 1719-31, 2 Bde.);
Baumstark, Kaiser Leopold I. (Freiburg 1873).
2) Leopold II. Peter Joseph Johann Anton Joachim Pius Gotthard, geb. zu Wien, dritter Sohn des Kaisers Franz I. und der Maria Theresia, folgte seinem Vater 1765 als Großherzog von Toscana, um welches er sich durch Beförderung der Landwirtschaft, Hebung und Förderung der Manufakturen und des Handels, Verbesserung
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der Landstraßen, Aufhebung der Inquisition (1787), Anlegung von Besserungshäusern und ein treffliches Kriminalgesetzbuch verdient machte. Früher als sein Bruder Joseph, aber behutsamer als dieser, unternahm er Reformen in Kirchensachen. Am folgte er seinem Bruder Joseph II. in den österreichischen Erbstaaten, deren Regierung er unter mißlichen Umständen überkam, 30. Sept. auch als deutscher Kaiser. Durch freundliche Annäherung gelang es ihm jedoch, sich mit Preußen durch den Vertrag zu Reichenbach sowie mit der Pforte durch den Frieden von Sistowa zu vergleichen.
Die empörten Niederlande wurden durch die Einnahme Brüssels 3. Dez. zum Gehorsam gebracht, doch bestätigte Leopold die alten Vorrechte und Institutionen des Landes. Auch die Bewegung der Ungarn, die in einem neuen Eid seine Königsrechte beschränkt wissen wollten, wurde durch Mäßigung und Festigkeit gedämpft. In Polen begünstigte er den Versuch, durch die Verfassung vom den Staat lebenskräftig und widerstandsfähig gegen Rußland zu machen. Als Bruder Marie Antoinettes an deren Schicksal lebhaft beteiligt und von den französischen Emigranten mit Bitten bestürmt, den alten Zustand der Dinge in Frankreich mit Gewalt herzustellen, ging er doch mit der äußersten Vorsicht zu Werke, und erst, als der mißglückte Fluchtversuch Ludwigs XVI. im Juni 1791 eine noch größere Beschränkung der königlichen Gewalt nach sich zog und somit die Gefahr für das gesamte monarchische Europa immer drohender erschien, vereinigte sich Leopold mit Friedrich Wilhelm II. von Preußen in Pillnitz zu der Erklärung, daß sie mit den andern Mächten zur Herstellung eines geordneten Zustandes in Frankreich beizutragen entschlossen seien und deshalb ihre Truppen in Bereitschaft setzen würden, und erfolgte der Abschluß eines Schutz- und Trutzbündnisses zwischen Österreich und Preußen.
Doch starb. Leopold schon 1. März d. J. Er war ein kluger, vorurteilsfreier, kenntnisreicher und menschenfreundlicher Fürst, that viel für Verbesserung der Justiz, Polizei und öffentlichen Erziehung, war aber in seinen Reformen vorsichtig und gemäßigt. Vermählt war er seit 1765 mit Maria Luise von Spanien, die ihm 16 Kinder gebar. Ihm folgte sein Sohn Franz II. als Kaiser von Österreich. Von seinen übrigen Söhnen sind bemerkenswert die Erzherzöge Karl, Johann, Palatin Joseph, Rainer, Vizekönig der Lombardei, Rudolf, Fürsterzbischof von Olmütz.
Vgl. Krome und Jagemann, Die Staatsverwaltung von Toscana unter der Regierung Leopolds II. (Gotha 1795 bis 1797, 3 Bde.);
Sartori, Leopoldinische Annalen (Augsb. 1792, 2 Bde.);
A. Wolf, Leopold II. und Maria Christine, ihr Briefwechsel (Wien 1867);
Schels, Geschichte Österreichs unter der Regierung Kaiser Leopolds II. (Wien 1837).
Briefe von Leopold gaben Arneth und Beer heraus. Über Leopolds Politik gegen Polen und Frankreich hat sich neuerdings zwischen E. Herrmann (»Die österreichisch-preußische Allianz vom 7. Febr. 1792«, Gotha 1861; »Zur Geschichte der Wiener Konvention vom 25. Juli 1791.«, in den »Forschungen«, Bd. 5) und H. v. Sybel (»Über die Regierung Kaiser Leopolds II.«, Münch. 1860; »Österreich und Deutschland im Revolutionskrieg«, Düsseld. 1868) ein lebhafter Streit erhoben, indem ersterer die alte Ansicht von neuem aufgestellt hat, daß Leopold durchaus einen allgemeinen Krieg zur Unterdrückung der französischen Revolution beabsichtigt habe.
[Anhalt.]
3) Leopold I., Fürst von Anhalt-Dessau, unter dem Namen des »alten Dessauers« berühmt, geb. zu Dessau, der Sohn Johann Georgs II. und der Prinzessin Henriette von Oranien, bewies schon in früher Jugend bei ungestümer Leidenschaftlichkeit und unbezähmbarer Roheit die größte Ausdauer in jeder körperlichen Übung und zugleich einen unwiderstehlichen Hang zum Militärwesen. Bereits 1688 ernannte ihn Kaiser Leopold zum Obersten und Chef eines Reiterregiments; als aber nach dem Tod seines Vaters, unter der Vormundschaft seiner Mutter die Regierung übernahm, trat er in die Kriegsdienste des Kurfürsten von Brandenburg über und erhielt das Regiment seines Vaters in Halberstadt, das er mit Eifer einübte; er führte den Gleichschritt und den eisernen Ladestock ein und handhabte Pünktlichkeit und Ordnung mit furchtbarer Strenge. 1695 beteiligte er sich am Feldzug gegen Ludwig XIV., namentlich an der Eroberung von Namur, und wurde zum Generalmajor ernannt. 1698 übernahm er die Regierung seines Landes, dessen Wohlfahrt er, sobald er nicht im Feld war, durch Verbesserungen der Verwaltung und Landwirtschaft, Errichtung von Elbdämmen und einer Menge andrer Bauten zu fördern suchte.
Daneben trat freilich auch vielfach die ihm eigentümliche willkürliche Härte hervor. Im spanischen Erbfolgekrieg führte er zu Österreichs Unterstützung zwölf Bataillone preußischen Fußvolks an den Niederrhein, zeichnete sich hier unter dem General v. Heyden 1702 bei den Belagerungen von Kaiserswerth, Venloo und Roermonde aus und rettete in dem unglücklichen Treffen bei Höchstädt durch seinen tapfern Widerstand gegen die Übermacht der Franzosen und Bayern und durch seinen meisterhaften Rückzug Styrums Heer vom Untergang. 1704 zum General der Infanterie ernannt, gab er in der zweiten Schlacht bei Höchstädt 13. Aug. den Ausschlag und eroberte die Festung Landau. 1705 nahm er mit 8000 Mann an Eugens Feldzug in Italien teil, focht bei Cassano, wo zuerst der bekannte »Dessauer Marsch« gespielt wurde, und 1706 bei Turin. 1707 eilte er aufs neue nach Italien, nahm an Eugens Einfall in die Provence Anteil, half Toulon berennen und eroberte Susa. 1709 machte er als Freiwilliger den Feldzug in den Niederlanden mit, erhielt bald darauf, auf Eugens Fürsprache, den Oberbefehl über die in englischem und holländischem Sold stehenden preußischen Truppen, eroberte mit denselben Douai und Aire und nahm 1711 an Marlboroughs glücklichen Operationen bei Arras gegen Villars Anteil.
Hierauf wurde er im Dezember 1712 Feldmarschall und Wirklicher Geheimer Kriegsrat. Im Krieg mit Schweden 1715 eroberte er an der Spitze von 25,000 Mann Preußen und 8000 Mann Sachsen erst Rügen, dann Stralsund und führte so den für Preußen vorteilhaften Frieden herbei. Mit Friedrich Wilhelm I., mit dem sein Charakter große Übereinstimmung hatte, und der Leopolds Verdienste um die Armee, seine umfassenden Kenntnisse im Geniewesen zu würdigen wußte, war eng befreundet und hatte am Hof bedeutenden Einfluß, den er 1730 auch zu gunsten des Kronprinzen geltend zu machen suchte.
Mit dem General v. Grumbkow lebte Leopold seit 1725 auf gespanntem Fuß, doch endete der geplante Zweikampf ohne Blutvergießen. Friedrich II. übertrug dem Fürsten während seines ersten schlesischen Feldzugs die Deckung der preußischen Lande wider einen befürchteten Einfall Hannovers und 1742 das Kommando in Oberschlesien. Im zweiten Schlesischen Krieg erhielt er zuerst den Oberbefehl in der Mark und erfocht den blutigen Sieg bei Kesselsdorf. Gebeugt
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durch den am erfolgten Tod seiner Gemahlin Anna Luise Föse (die Anneliese), einer Apothekerstochter aus Dessau, die er trotz des Widerstandes seiner Mutter 1698 geheiratet, und die 1701 in den Reichsfürstenstand erhoben und für ihre Kinder mit Successionsrechten beliehen war, zog er sich in sein Land zurück und starb daselbst
Vgl. Varnhagen von Ense, Biographische Denkmale, Bd. 2 (3. Aufl., Leipz. 1872);
Hosäus, Zur Biographie des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau (Dess. 1876);
»Selbstbiographie des Fürsten Leopold« (1676-1703), herausgegeben von Siebigk (das. 1876).
4) Leopold II. Maximilian, Fürst von Anhalt-Dessau, Sohn des vorigen, geb. begleitete, noch nicht 9 Jahre alt, seinen Vater in das Feld, ward 1715 Oberstleutnant, führte die Exekutionstruppen 1733 gegen Mühlhausen in Thüringen, nahm im Feldzug am Rhein den Parteigänger Lacroix gefangen, eroberte im ersten Schlesischen Krieg in preußischen Diensten Glogau durch Überrumpelung, Breslau durch List und hatte bei Chotusitz das nächste Kommando nach dem König. Auf dem Schlachtfeld zum Feldmarschall ernannt, trat er nach seines Vaters Tode die Regierung an, starb aber schon Er war seit 1737 mit Agnes von Anhalt Köthen vermählt.
5) Leopold III., Friedrich Franz, Fürst von Anhalt-Dessau, Sohn des vorigen, geb. diente in den ersten Jahren des Siebenjährigen Kriegs in der preußischen Armee und trat nach der vormundschaftlichen Regierung seines Oheims, des Fürsten Dietrich, die Regierung an. Nach hergestelltem Frieden that er viel zur Hebung und Verschönerung seines Landes. Unter ihm wurden das Philanthropin zu Dessau (1774), ein Schullehrerseminar und die Buchhandlung der Gelehrten (1781-87) gestiftet. Er beförderte Künste und Wissenschaften, brach unter anderm durch die Anlage des Parks zu Wörlitz einem bessern Geschmack in der Bau- und Gartenkunst Bahn, errichtete ein Theater, ließ Kunststraßen und Brücken bauen und suchte Verbesserungen des Landbaues Eingang zu verschaffen.
Eine gleiche Sorgfalt widmete er dem ihm 1798 zugefallenen dritten Teil des Fürstentums Anhalt-Zerbst. Durch sein festes Benehmen gewann Leopold die besondere Achtung Napoleons I., was seinem Land viele Erpressungen ersparte. 1807 trat er dem Rheinbund bei und nahm den herzoglichen Titel an. Er starb Vermählt war er seit 1767 mit Luise Henriette Wilhelmine von Brandenburg-Schwedt. In der Regierung folgte ihm, da der Erbprinz Friedrich verstorben war, sein Enkel Leopold Friedrich.
Vgl. Reil, Leopold Friedrich Franz, Herzog und Fürst von Anhalt-Dessau (Dess. 1845).
6) Leopold IV. Friedrich, Herzog von Anhalt-Dessau, geb. zu Dessau, Enkel des vorigen, folgte nach der Schlacht bei Leipzig den Verbündeten nach Paris und übernahm nach dem Tod seines Großvaters die Regierung. Durch die Stürme von 1848 sah er sich genötigt, dem Land eine konstitutionelle Verfassung zu verleihen, welche jedoch schon wieder aufgehoben und erst im Oktober 1859 durch eine neue Landschaftsordnung ersetzt ward. Nach dem Aussterben der Linie Anhalt-Köthen (1847) übernahm Leopold als Senior des Hauses Anhalt die Regierung von Köthen, wurden die Herzogtümer Dessau und Köthen vereinigt, und mit dem Tode des Herzogs Alexander von Bernburg (gest. fiel ihm auch Bernburg zu, so daß er nun ganz Anhalt beherrschte. Vermählt war Leopold seit 1818 mit der Prinzessin Friederike, Tochter des Prinzen Ludwig von Preußen (gest. Er starb Ihm folgte sein Sohn, Herzog Friedrich (s. Friedrich 5).
[Baden.]
7) Karl Leopold Friedrich, Großherzog von Baden, geb. zu Karlsruhe, der älteste Sohn des Großherzogs Karl Friedrich aus dessen zweiter Ehe mit der Freiin Luise Geyer v. Geyersberg, welche später zur Reichsgräfin von Hochberg erhoben wurde, widmete sich seit 1809 unter dem Namen eines Grafen von Hochberg zu Heidelberg mit besonderer Liebe historischen Studien, machte 1814 den Krieg in Frankreich mit und erhielt durch das vom Großherzog Karl Ludwig Friedrich erlassene Hausgesetz vom das Successionsrecht in den badischen Landen, den Titel eines großherzoglichen Prinzen und Markgrafen von Baden und das Prädikat »Hoheit«. Er vermählte sich mit der Prinzessin Sophie Wilhelmine von Schweden und lebte, von seinem Halbbruder, dem Großherzog Ludwig, von aller Teilnahme an den Regierungsgeschäften fern gehalten, zurückgezogen in dem Kreise seiner Familie und den Studien obliegend, zu deren Früchten eine durch ihn veranstaltete sehr reiche Münzsammlung gehört.
Der Tod des Großherzogs Ludwig, rief ihn auf den Thron. Leopold war der erste deutsche Fürst, der bereits vor den Ereignissen von 1848 die Bahn der liberalen Reformen betrat. Auch in den Märztagen von 1848 ging er mit Konzessionen voran. Gleichwohl nahm gerade in Baden die Bewegung einen so ernsten Charakter an, daß sich Leopold genötigt sah, das Land zu verlassen. Nach wiederhergestellter Ruhe im August zurückgekehrt, verfuhr er mit Milde, führte auch die alte Verfassung wieder ein, starb aber schon Da sein ältester Sohn, Ludwig (gest. 1858), durch Krankheit an der Übernahme der Regierung verhindert war, folgte ihm sein zweiter Sohn, Friedrich (s. Friedrich 8), den er, an der Gicht leidend, bereits zum Regenten ernannt hatte.
Vgl. Schöchlin, Geschichte von Baden unter der Regierung des Großherzogs Leopold (Karlsr. 1855).
[Bayern.]
8) Prinz von Bayern, geb. als zweiter Sohn des Prinzen Luitpold, des jetzigen Regenten von Bayern, trat 1861 in das 6. Jägerbataillon, ward 1864 zum Oberleutnant befördert und in die Artillerie versetzt, machte den Krieg von 1866 mit, befehligte 1870/71 als Hauptmann eine reitende Batterie im 1. bayrischen Armeekorps und zeichnete sich namentlich bei Villepion aus. 1875 wurde er Generalmajor und 1881 Generalleutnant und Kommandeur der 1. Division. Seit 1873 ist Leopold mit der Prinzessin Gisela, der Tochter des Kaisers von Österreich, vermählt.
[Belgien.]
9) Leopold I. Georg Christian Friedrich, König der Belgier, Sohn des Herzogs Franz von Sachsen-Koburg, geb. zu Koburg, widmete sich dem Studium der Kriegswissenschaften und des Staatsrechts und wurde früh General in der russischen Armee. Während einer Reise seines Bruders Ernst 1808 nach Rußland führte Leopold die Verwaltung des Herzogtums und nahm im Gefolge des Kaisers Alexander I. an dem Kongreß zu Erfurt teil. 1810 legte er aus Rücksicht auf Napoleon seine Stelle im russischen Heer nieder. Hierauf widmete er sich den Angelegenheiten seines Hauses, den Künsten und Wissenschaften, unternahm eine diplomatische Reise nach Paris und unterhandelte 1811 zu München einen
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Grenzvertrag mit Bayern. 1813 trat er wieder in russische Kriegsdienste und entwickelte während des Feldzugs ebensoviel Feldherrntalent wie persönliche Tapferkeit. Er focht an der Spitze der Leibkürassiere mit bei Lützen, Bautzen und Leipzig, wo er 16. Okt. in der Mitte der Schlachtordnung die Hauptbatterie zu decken hatte. 1814 zog er mit den verbündeten Truppen in Paris ein und ging von da im Gefolge des Kaisers Alexander I. mit nach England. 1815 folgte er einer Einladung nach England, wo ihn die britische Thronerbin Charlotte Auguste im März 1816 zu ihrem Gemahl wählte. Er ward durch die Parlamentsakte vom naturalisiert und erhielt einen Jahrgehalt von 50,000 Pfd. Sterl., den Titel eines Herzogs von Kendal, den Rang vor allen britischen Herzögen und Großbeamten, die Würde eines britischen Feldmarschalls und trat als Mitglied in den Geheimen Rat ein.
Die Vermählung fand statt. Leopold lebte zu Claremont in der glücklichsten Ehe, doch starb seine Gemahlin schon im Kindbett. Seitdem lebte er in Zurückgezogenheit zu London und auf seinem Landsitz Claremont. Am ward ihm von den drei zur Pazifikation Griechenlands verbündeten Mächten die Würde eines Königs von Griechenland angetragen, der er aber, nachdem er sie 11. Febr. mit Vorbehalt angenommen, 15. Mai wieder entsagte, weil die Mächte die Grenzen des jungen Königreichs zu sehr beschränkt hatten. Am vom belgischen Nationalkongreß zum König der Belgier erwählt, nahm er die Krone 12. Juli an, hielt seinen Einzug in Brüssel und leistete am 21. den Eid auf die Konstitution.
Bei dieser Gelegenheit verzichtete auf fernern Bezug seines englischen Jahrgehalts. Am vermählte er sich in zweiter Ehe mit der Prinzessin Luise (gest. der Tochter König Ludwig Philipps von Frankreich. Würdevolles und besonnenes Benehmen in kritischen Zeitpunkten, besonders 1838, als es sich um Ausführung des Vertrags der 24 Artikel und Aufgebung des deutschen Luxemburg handelte, dann 1848, wo er sich zum Rücktritt bereit erklärte, wenn die Nation in ihm ein Hindernis zu ihrer Wohlfahrt fände, und endlich in den mit Frankreich nachdem Staatsstreich vom entstandenen Differenzen, strenge Beobachtung der Verfassung, sicheres Erfassen der Volksstimmungen und weise Berücksichtigung derselben: dies alles, verbunden mit einer durch edlen Ernst gemäßigten Liebenswürdigkeit im Umgang, erwarben ihm eine seltene Popularität, die sich in glänzender Weise 1856 bei der Feier des 25jährigen Gedächtnistags seiner Thronbesteigung kundgab.
Sein Hofstaat beschränkte sich auf die unentbehrlichsten Elemente, seine Zivilliste verwendete er zum großen Teil zur Förderung gemeinnütziger und wohlthätiger Zwecke sowie zur Hebung von Kunst und Wissenschaft. Indem er die Neutralität seines Staats gewissenhaft beobachtete, gewann er das Vertrauen der Mächte und benutzte seinen Einfluß bei den Höfen, um durch weise, mäßigende Ratschläge zu beschwichtigen und den Frieden zu erhalten. Aus seiner zweiten Ehe wurden ihm geboren: Leopold II. (s. unten), jetziger König, Philipp, Graf von Flandern, geb. und Marie Charlotte, geb. die unglückliche Kaiserin von Mexiko (s. Charlotte 4). Leopold starb nach längerm Leiden
Vgl. Juste, Leopold I., König der Belgier (deutsch, Gotha 1869);
»Denkwürdigkeiten aus den Papieren des Freiherrn v. Stockmar« (Braunschw. 1872).
10) Leopold II., König der Belgier, Sohn und Nachfolger des vorigen, geb. zu Brüssel, ward 1840 von seinem Vater zum Herzog von Brabant ernannt und trat 1846 als Unterleutnant in die Armee, deren Grade er durchlief bis zu dem eines Generalleutnants, welchen er 1865 erhielt. Nach erlangter Volljährigkeit zum Senatsmitglied ernannt, vermählte sich Leopold mit der Erzherzogin Marie Henriette (geb. der Tochter des verstorbenen Erzherzogs Joseph, Palatins von Ungarn. Im Senat zeigte der Prinz ein lebhaftes Interesse an dessen Verhandlungen, namentlich soweit dieselben die materielle Entwickelung Belgiens, die Erweiterung seiner Handelsbeziehungen wie die Ausdehnung seines Kunstfleißes betrafen.
Von der eigentlichen Politik hielt er sich aber fern, bis ihn der Tod seines Vaters auf den Thron berief, auf welchem er sich ebenso streng an die Vorschriften der Verfassung und den Gebrauch des konstitutionellen Königtums hielt wie sein Vater. Die Bestrebungen, Belgiens Handel zu erweitern, nahmen sein Interesse nach wie vor in Anspruch, und er beteiligte sich lebhaft an den geographischen Studien und Entdeckungsreisen seiner Zeit. 1876 berief er einen geographischen Kongreß nach Brüssel, um über die Nutzbarmachung der afrikanischen Entdeckungen zu beraten, und veranlaßte mehrere Reisen und Ansiedelungsversuche in Zentralafrika.
Auf Grund von Reisen und Berichten Stanleys gründete er den Congostaat, dessen Souveränität ihm 1885 übertragen wurde. Sein einziger Sohn, Prinz Leopold, Herzog von Brabant und Graf von Hennegau (geb. 1859), starb am Leben sind nur drei Töchter, von denen die älteste, Luise (geb. an den Prinzen Philipp von Sachsen-Koburg, die zweite, Stephanie (geb. an den Kronprinzen Rudolf von Österreich vermählt ist. Der nächstberechtigte Thronerbe ist daher Leopolds Bruder Philipp, Graf von Flandern (s. oben).
[Braunschweig.]
11) Maximilian Julius Leopold, Prinz von Braunschweig, jüngster Sohn des Herzogs Karl, geb. zu Wolfenbüttel, machte in Straßburg seine akademischen Studien und bereiste dann in Lessings Begleitung Italien. Als Neffe Friedrichs d. Gr. wurde er 1776 Chef eines Infanterieregiments zu Frankfurt a. O., wo er nach beendigtem bayrischen Erbfolgekrieg, den er mitmachte, seit 1782 General, seinen bleibenden Aufenthalt nahm und sich durch seine Teilnahme an allem, was das öffentliche Wohl förderte, und seine Mildthätigkeit die allgemeinste Verehrung erwarb. Er ertrank beim Aufgang des Eises in den Fluten der Oder, indem er bemüht war, in einem Kahn die von Wasserfluten bedrohten Bewohner der untern Dammvorstadt zu retten. Ein Monument mit seinem Standbild am rechten Oderufer auf dem Damm erinnert an ihn.
Vgl. Hänselmann, Der Tod Herzogs Leopold von Braunschweig (Braunschw. 1878).
[Großbritannien.]
12) Georg Duncan Albert Leopold, Herzog von Albany und Clarence, Herzog zu Sachsen, jüngster Sohn der Königin Viktoria von Großbritannien und Irland und des Prinzen Albert, geb. im Buckinghampalast zu London, erhielt eine sorgfältige Erziehung und erwarb sich trotz seines schwächlichen Körpers und einer schwankenden Gesundheit gründliche Kenntnis in Kunst und Wissenschaft. Er besuchte mit Eifer und Erfolg die Universität Oxford. Als er 1874 großjährig wurde, ward er Mitglied des Geheimen Rats und erhielt durch Bewilligung des Parlaments eine Apanage von
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15,000 Pfd. Sterl. Im Januar 1881 ernannte ihn die Königin zum Herzog von Albany und Clarence. Im April 1882 vermählte er sich mit der Prinzessin Helene von Waldeck (geb. starb aber mit Hinterlassung von zwei Kindern in Cannes.
[Lippe.]
13) Leopold Paul Alexander, Fürst zur Lippe, geb. zu Detmold, ältester Sohn des Fürsten Friedrich Wilhelm Leopold, wurde nach dem am erfolgten Tod seines Vaters unter der Leitung seiner Mutter Pauline, die während seiner Minderjährigkeit regierte, erzogen, studierte seit 1814 mit seinem Bruder Friedrich zu Göttingen und übernahm, nachdem er sich mit der Prinzessin Emilie von Schwarzburg-Sondershausen vermählt hatte, die Regierung. Er verbesserte die Polizeiverwaltung, verminderte die Abgaben, beförderte die Landeskultur, gab dem Lande die landständische Verfassung von 1836 und verhinderte 1848 durch seine Mäßigung den Ausbruch größerer Unruhen. Er starb Ihm folgte der Erbprinz Paul Friedrich Emil Leopold, geb. Dieser führte mit Hilfe seiner berüchtigten Minister Hannibal Fischer und v. Oheimb durch den Umsturz der Verfassung von 1849 und die Berufung einer Kammer nach dem alten Wahlgesetz, die seine Wünsche in betreff der Domänen erfüllte, einen Konflikt mit seinem Land herbei, dessen Lösung er durch seine hartnäckige Weigerung, die Rechte des Landes anzuerkennen, unmöglich machte. Seit mit der Prinzessin Elisabeth von Schwarzburg-Rudolstadt vermählt, starb er Ihm folgte sein Bruder Woldemar.
[Österreich.]
Markgrafen und Herzöge von Österreich aus dem babenbergischen Haus:
14) Leopold I. (Liutpold), der Erlauchte, erster Markgraf von Österreich, nach der alten, von seinem Nachkommen B. Otto v. Freising bezeugten Überlieferung ein Abkömmling der ostfränkischen Babenberger, Bruder Bertholds vom Nordgau, welche beide ob ihrer Treue in dem Kampf Ottos II. gegen die bayrische Empörung 976 von diesem belohnt wurden. Leopold erhielt die bayrische Ostmark (Niederösterreich), welche er ansehnlich durch Rückeroberungen von den Magyaren erweiterte. Er ward 10. Juli 994 auf dem Reichstag zu Würzburg durch einen Pfeilschuß getötet. Ihm folgte sein Sohn Heinrich I.
15) Leopold III. (IV.), der Fromme oder Heilige, geb. folgte seinem Vater Leopold II., dem Schönen, 1096 in der Regierung, bekriegte erst Heinrich den jüngern, den Sohn des Kaisers Heinrich IV., der sich gegen seinen Vater empört hatte, ließ sich aber sodann auf dessen Seite ziehen, vermählte sich 1106 mit dessen Tochter Agnes und verwandte deren großen Brautschatz zur Unterstützung Armer und zur Erbauung von Kirchen und Klöstern. Er starb und hinterließ 6 Söhne und 5 Töchter. Am ward er vom Papst Innocenz VIII. kanonisiert, und er gilt seitdem für den Landespatron von Österreich, nach welchem viele Kirchen benannt wurden. Sein ältester Sohn, Leopold IV. (V.), erhielt 1139 das Herzogtum Bayern, starb aber schon
Vgl. Egger, Sankt Leopold (Wien 1885).
16) V., der Sohn Heinrich Jasomirgotts, geb. 1157, folgte diesem 1177 in der Regierung und nahm an zwei Kreuzzügen (1182 und 1190-92) teil. Auf dem letztern wohnte er der Belagerung von Ptolemais bei, entzweite sich aber hier mit dem König Richard Löwenherz von England. Dieser ließ, wie erzählt wird, hier, nach andern erst in Askalon, Leopolds Banner in den Staub treten. Aus Rache nahm Leopold jenen auf seiner Durchreise durch Deutschland gefangen, setzte ihn auf der Burg Dürnstein in Haft und lieferte ihn erst nach längern Verhandlungen 1194 an Kaiser Heinrich VI. aus, der von Richard ein großes Lösegeld erpreßte. Noch vor dem Kreuzzug (1186) hatte Ottokar VI., letzter Herzog von Steiermark, Leopold zum Erben eingesetzt, und 1192 trat Leopold diese Erbschaft wirklich an. Er starb bei einem Turnier infolge eines Sturzes vom Pferde. Sein Nachfolger war sein Sohn Friedrich I.
17) Leopold VI., der Glorreiche, zweiter Sohn des vorigen, geb. übernahm nach des Vaters Tod (1194) die Regierung des Herzogtums Steiermark und, als sein älterer Bruder, Friedrich I., 1197 nach Ptolemais zog, die der gesamten österreichischen Lande, welche ihm durch den frühen Tod Friedrichs im April 1198 ganz zufielen. ist gleich verdient als Gesetzgeber und Städteerbauer wie als Krieger und Feldherr. In den Kämpfen der Hohenstaufen und Welfen stand er auf der Seite Philipps von Schwaben, mit dem er seit 1203 durch Vermählung mit einer komnenischen Prinzessin, Theodora, verschwägert war.
Nach Philipps Ermordung erkannte Leopold Otto IV. an und versuchte die Vereinigung der Häuser Hohenstaufen und Welf zu vermitteln; später trat er wieder zu dem Hohenstaufen Friedrich II. über. 1210 unternahm er einen Kreuzzug gegen die Albigenser, focht sodann mit Auszeichnung in Spanien gegen die Mauren, zog 1217 mit König Andreas von Ungarn nach Palästina, belagerte erfolglos den befestigten Berg Tabor und schloß sich 1218 den französischen Kreuzfahrern bei ihrer Unternehmung gegen Damiette an, von wo er 1219 heimkehrte.
Häusliches Mißgeschick trübte seine letzten Jahre, indem sein ältester Sohn, Heinrich, sich 1226 gegen ihn empörte und nur mit Waffengewalt bezwungen werden konnte; derselbe starb 1228. Im Innern hatte sich Leopold Verdienste erworben durch Vergrößerung und Befestigung Wiens, Erteilung von städtischen Rechten an Wien, Neustadt, Graz etc. und durch Herstellung einer allgemeinen Gesetzsammlung, die später, in den Zeiten der Habsburger förmlich kodifiziert, unter dem Namen »Landweistum« oder »Landhantvest« bekannt ist. Auch war er ein Gönner und Pfleger der Dichtkunst und darum von den zeitgenössischen höfischen Sängern, insbesondere von Walther von der Vogelweide, gepriesen. Er starb zu San Germano in Italien, wo er den Frieden zwischen Friedrich II. und Gregor IX. vermittelt hatte, und hatte seinen Sohn Friedrich II. zum Nachfolger.
Vgl. Skalla, Herzog Leopold der Glorreiche (Wien 1877).
Herzöge und Erzherzöge von Österreich aus dem habsburgischen Haus:
18) Leopold der Glorwürdige, dritter Sohn König Albrechts I., geb. 1290, rächte 1308 den Tod seines Vaters furchtbar an den Mördern, begleitete 1310 Heinrich VII. auf seinem Zug nach Italien, von wo er jedoch schon 1311 in die Heimat zurückkehrte, zog 1315 gegen die Schweizer Waldstädte, um sie der habsburgischen Herrschaft wieder zu unterwerfen, erlitt aber 15. Nov. im Paß von Morgarten durch die Bauern eine empfindliche Niederlage. Von unerschrockener Tapferkeit und voll Stolz auf das habsburgische Geschlecht, war er die Seele des Kampfes der habsburgischen Partei gegen Ludwig den Bayern und setzte auch nach der Niederlage und Gefangennahme seines Bruders
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Friedrich des Schönen bei Mühldorf 1322 den Krieg fort; von leidenschaftlichem Haß und Ehrgeiz erfüllt, verbündete er sich mit dem Papst und dem König Karl IV. von Frankreich, dem er 1324 auf einer Zusammenkunft in Bar sur Aube sogar seine Hilfe für seine Wahl zum deutschen König versprach. Sein Einspruch vereitelte 1325 den Trausnitzer Vertrag zwischen Ludwig und Friedrich, und eine Versöhnung wurde nur durch seinen frühen Tod möglich.
19) Leopold III., Neffe des vorigen und Sohn von dessen Bruder Albrecht II., geb. 1351, folgte 1365 seinem ältern Bruder, Rudolf, in der Herrschaft über die schwäbischen Lande, nachdem er sich 1364 mit einer Tochter Bernabo Viscontis, die ihm 100,000 Goldgulden Mitgift zubrachte, vermählt hatte, schloß 1377 mit dem Schwäbischen Städtebund ein Bündnis, um seine Macht zu vergrößern, und unterwarf sich auch Freiburg i. Br. Unter ihm wurde auch 1374 das görzische Istrien (Grafschaft Mitterburg und Pisino), Triest (1382) und die Hälfte des Voralbergischen ^[richtig: Vorarlbergischen] für Habsburg erworben.
Vor allem strebte er danach, sich die Schweizer wieder zu unterwerfen; und zog 1386 mit einem stattlichen Ritterheer zur Vernichtung des eidgenössischen Heers aus. Bei Sempach 9. Juli auf ungünstigem Boden zu einer Schlacht gezwungen, wurde das Heer von den Schweizern durchbrochen und vernichtet; verzweifelnd stürzte sich Leopold in das Getümmel und wurde unerkannt erschlagen.
Vgl. O. Lorenz, Leopold III. und die Schweizer Bünde (Wien 1860);
Egger, Geschichte Leopolds III. von Österreich (Innsbr. 1869, Schulprogramm).
20) Sohn des Erzherzogs Karl von Steiermark, geb. ward 1605 Bischof erst zu Passau, seit 1607 auch zu Straßburg. 1609 ließ er sich von Kaiser Rudolf II. zum Verwalter des mit Sequester belegten jülich-klevischen Erbes ernennen, erschien verkleidet daselbst und bemächtigte sich der Stadt Jülich. Doch gelang es ihm auf die Dauer nicht, sich hier zu behaupten. Rudolf dachte eine Zeitlang daran, Leopold zu seinem Nachfolger zu ernennen. An der Spitze wüster Söldnerhaufen suchte er sich auch Prags zu bemächtigen und nahm die Kleinseite im Sturm.
Nach dem Tod seines Vetters Maximilian (1618) erhielt er nach längern Unterhandlungen mit seinem Bruder, Kaiser Ferdinand II., und Karl, Bischof von Breslau, zufolge eines Teilungsvertrags die Grafschaft Tirol, wodurch er, seit 1626 der beiden Bistümer enthoben und mit Claudia von Medicis vermählt, Stifter der jüngern habsburg-tirolischen Linie wurde, welche mit seinen Nachkommen 1665 ausstarb. 1622 ward ihm die Grafschaft Glatz und 1627 die Markgrafschaft Burgau geschenkt. 1619 verteidigte er Wien gegen Matthias von Thurn, bekriegte 1621 die protestantisch gesinnten Graubündner und befehligte im nächsten Jahr im Elsaß gegen den Grafen von Mansfeld. Er starb
21) Leopold Wilhelm, Sohn Kaiser Ferdinands II., geb. wurde 1629 zum Bischof von Halberstadt erwählt und von seinem Vater kraft apostolischer Provision zum Erzbischof von Magdeburg ernannt, aber durch den Prager Frieden von 1635 genötigt, letztere Würde an Sachsen abzutreten; dagegen behielt er die ihm von seinem Bruder übertragenen Bistümer Straßburg und Passau, wozu 1628 noch das Bistum Olmütz kam; 1642 erhielt er auch die Würde des Hoch- und Deutschmeisters. 1639 focht er, an Gallas' Stelle tretend, in Sachsen und Thüringen gegen den schwedischen General Banér, den er 1641 von der Oberpfalz nach Sachsen zurückdrängte, und 1642 in Schlesien gegen Torstensson, erlitt aber 2. Nov. bei Breitenfeld eine bedeutende Niederlage, worauf er das Kommando niederlegte. 1645 betrat er abermals als kaiserlicher General den Kriegsschauplatz, entsetzte Brünn, vertrieb die Schweden aus Franken und befehligte 1646 als spanischer Generalgouverneur in den Niederlanden. Nachdem er in den Feldzügen von 1647 und 1650 bis 1653 mit Glück gegen die Franzosen gefochten, verlor er 1654 fast alle gewonnenen festen Plätze wieder. Er legte 1656 sein Gouvernement in den Niederlanden nieder und starb in Straßburg.
22) Ältester Sohn des 1853 verstorbenen Erzherzogs Rainer, geb. trat in die Armee, wurde Oberst und Inhaber des 53. Infanterieregiments, später Generalmajor beim Geniehauptamt, 1850 Feldmarschallleutnant, 1855 Generalgeniedirektor und 1860 Generalgenieinspektor, befehligte 1866 im böhmischen Feldzug das 8. Armeekorps und ward 1867 zum General der Kavallerie ernannt. Auch ist er Mitglied des Herrenhauses.
[Toscana.]
23) Leopold II. Johann Joseph Franz Ferdinand Karl, Großherzog von Toscana, geb. zu Florenz, zweiter Sohn des Großherzogs Ferdinand III. und der Marie Luise von Sizilien, begleitete seinen Vater 1799 ins Exil nach Wien, Salzburg, Würzburg und kehrte mit ihm 1814 in die Heimat zurück. Seit 1817 mit der Prinzessin Anna von Sachsen vermählt, folgte er seinem Vater in der Regierung und hatte des Großvaters und Vaters weise Regierungsmaximen sowie deren Liebe zu Wissenschaft und Kunst geerbt.
Während er durch zahlreiche Bauten, durch Anlegung von Straßen etc. für das materielle Wohl des Landes sorgte, wurden auch die moralischen und geistigen Interessen nicht außer acht gelassen. Der Volksunterricht wurde mit Eifer gepflegt, die Universität ward regeneriert und die Justizverwaltung neu organisiert. Der erste italienische Gelehrtenkongreß wurde 1839 in Pisa vom Großherzog selbst eröffnet; seine rege Teilnahme für Wissenschaft und Litteratur bezeugt unter anderm die von ihm noch als Erzherzog vorbereitete Ausgabe der »Opere di Lorenzo de' Medici« (Flor. 1825, 4 Bde.). Gleichwohl ergriff die Bewegung von 1847 auch das Großherzogtum.
Die von ihm erlassene Konstitution befriedigte die Bevölkerung nicht, und nachdem Leopold im Februar 1849 das Land verlassen, trat eine provisorische Regierung ins Leben, die aber schon im April durch eine Konterrevolution gestürzt wurde, worauf der Großherzog zurückkehrte. Zwar erließ eine ziemlich umfassende Amnestie, die Konstitution ward aber außer Kraft gesetzt. Als im April 1859 eine Volkserhebung ihn zwingen wollte, sich dem Königreich Sardinien im Kampf gegen Österreich anzuschließen, während er sich diesem gegenüber zur Neutralität verpflichtet hatte, verließ er 27. April seine Staaten und entsagte 21. Juli zu Vöslau der Regierung zu gunsten seines Sohns Ferdinand IV. Nach dem Tod seiner ersten Gemahlin, Maria Anna von Sachsen, hatte sich der Großherzog mit der Prinzessin Antonie von Neapel, geb. vermählt. Aus seiner ersten Ehe hatte er eine Tochter, Auguste, geb. vermählt seit mit dem Prinzen Luitpold von Bayern, gest. seine zweite Gemahlin schenkte ihm zwei Söhne, den Großherzog Ferdinand IV. und den Erzherzog Karl Salvator, und eine Tochter, Marie
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Isabella, Gemahlin des Grafen von Trapani. Leopold starb auf Schloß Brandeis in Böhmen.
Vgl. Baldasseroni, Leopold II, granduca di Toscana, e i suoi tempi (Flor. 1871).