Leōn,
span.
Königreich, nimmt die kleinere Westhälfte des nördlichen
Tafellandes von
Spanien
[* 2] ein, grenzt gegen
W. an
Portugal und
Galicien, gegen N. an
Asturien, gegen O. an Altkastilien, gegen
S. an
Estremadura, umfaßt
39,475 qkm (717 QM.) mit (1878) 885,714 Einw.
und zerfällt in die drei
Provinzen:
Salamanca, Leon
und
Zamora (Genaueres s. unter den einzelnen
Provinzen).
Die Bewohner des
Königreichs (Leonesen
) sind
in den untern
Schichten ungebildet und träge, aber von
Charakter ehrenwert, gutmütig,
gastfrei und tapfer. Sie rühmen sich voll
Stolz, alte
Christen (cristianos viejos), d. h. echt spanischer Abkunft, ohne Beimischung
arabischen
Bluts, zu sein, und haben viele eigentümliche
Sitten und
Gebräuche. Im S. von
Salamanca wohnen
auf dem
Plateau noch Abkömmlinge der
Goten und bei
Astorga noch Reste der Keltiberier, die Maragatos. - Leon
entstand als besonderes
Königreich 910, als König
Alfons III., d. Gr., von
Asturien sein
Reich unter seine
Söhne teilte und seinem Erstgebornen,
Garcias,
Leon
übertrug.
Nach
Garcias' frühem
Tod (914) erhielt sein
Bruder Ordoño II. (914-924) zu
Galicien auch und dessen Sohn
Ramiro II. (931-950) vereinigte Leon
,
Galicien und
Asturien zu dem
Königreich Leon
Ramiro und sein Sohn Ordoño III. (950-957)
erweiterten das
Reich durch glückliche
Kriege gegen die Araber. Nach den durch Familienzwist, innere
Unruhen und verheerende
Einfälle der Araber unglücklichen
Regierungen
Sanchos I. (957-966), Ramiros III. (966-982) und Bermudos
II. (982-990) stellte erst
Alfons V. (999-1027) den
Frieden und die Macht des
Reichs wieder her, das jedoch bereits sein Sohn
Bermudo III. (1028-37) im
Kampf gegen König
Sancho
Mayor von
Navarra verlor; als er nach
Sanchos
Tod sein
Reich wiedererobern wollte, fiel er 1037 in der
Schlacht am
Fluß
Carrion, und Leon
fiel nun dem
Sieger,
Sanchos Sohn
Ferdinand, zu,
der es mit
Kastilien (s. d.) vereinigte.
Die
Provinz Leon
umfaßt einen Teil des
Königreichs Leon
, grenzt im N. an
Asturien, im
NO. an die
Provinz
Santander, im
O. an
Palencia, im SO. an
Valladolid, im
S. an
Zamora, im
W. an
Orense und
Lugo und hat einen Flächenraum von 15,971 qkm (290 QM.).
Das Land ist überwiegend, nämlich im N. und W., gebirgig und enthält an der Nordgrenze den Hauptzug des kantabrischen
Gebirges, von der Peña Prieta und den
Picos de
Europa
[* 3] angefangen bis zur Verzweigung in die asturischen
und galicischen
Ketten, dann die vielfachen südlichen
Ausläufer und
Vorlagen dieses Hauptzugs, darunter die
Sierra de Jistredo,
die
Montañas de Leon
(1101
m), el Telena (1251 m),
Sierra de Peña Negre.
Der wichtigste Paßübergang im kantabrischen Gebirge ist der Puerto de Pajares, 1364 m hoch. Der übrige Teil der Provinz, namentlich der Südosten, ist eben. Die Gewässer fließen einerseits durch die Esla und deren Zuflüsse Bernesga, Cea, Orbigo mit Eria, dem Duero, anderseits durch den Sil dem Minho zu. Die Bevölkerung [* 4] betrug 1878: 350,210 Einw. (Ende 1884 auf 370,000 Einw. geschätzt), d. h. 22 pro Quadratkilometer. Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar und namentlich in den Gebirgsthälern gut angebaut.
Erzeugnisse sind viel
Roggen,
Flachs,
Heu, Gartenfrüchte,
Gemüse, Walnüsse und
Kastanien. Die
Viehzucht
[* 5] liefert gute
Schafe
[* 6] und
Rinder.
[* 7] Die
Gebirge sind reich an Wäldern,
Wiesen und
Weiden und enthalten auch Steinkohlenlager. Eine Erwerbsquelle
bildet außer der geringfügigen
Industrie noch der
Handel mit
Flachs,
Wolle, Webwaren und Arzneikräutern
(isländisches Moos).
Die
Provinz enthält die
Eisenbahnen von
Palencia über Leon
einerseits nach
Oviedo, anderseits nach
Coruña, deren
Bau in den
Gebirgen großen Schwierigkeiten begegnete. Sie umfaßt zehn
Gerichtsbezirke (darunter
Astorga und
Sahagun).
S.
Karte
»Spanien«.
Die Stadt Leon
, die ehemals mächtige Hauptstadt des
Königreichs, liegt an der asturischen
Heerstraße und an der
Spanischen
Nordwestbahn, zwischen den
¶
mehr
Flüssen Bernesga und Torio, 797 m ü. M., hat 14 Kirchen, darunter die prachtvolle dreischiffige gotische Kathedrale aus dem 14. Jahrh.,
mit außerordentlich leichten Formen, zarten Details und den Grabmälern vieler Könige von Leon
sowie von Märtyrern und Heiligen.
Bemerkenswert sind auch die Kirche des bischöflichen Priorats von St. Markus, die Kirche von St. Isidor
und verschiedene Paläste. Die Stadt zählt (1884) 11,314 Einw. ist Mittelpunkt des gegenwärtig allerdings gesunkenen spanischen
Leinwandhandels und war früher auch Hauptstapelplatz des spanischen Wollhandels. Jährlich wird ein sehr besuchter Pferdemarkt
daselbst abgehalten. ist Sitz des Gouverneurs und eines Bischofs und hat eine Tierarzneischule. Es dankt
seinen Namen der Legio Septima Gemina des Galba, deren Standquartier es war. Seit dem 10. Jahrh. war Leon
Hauptstadt des
gleichnamigen christlichen Königreichs und nur von 996, wo es vom Sultan Almansor genommen wurde, bis zu dessen Tod in maurischer
Gewalt.