Lenk
(An der) (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthal). 1070 m. Gem. und Pfarrdorf, im obern Abschnitt des Simmenthales an der Simme und am Fuss des Wildstrubel in grossartiger Landschaft gelegen. 13 km s. der Station Zweisimmen der Simmenthalbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Zweisimmen-Lenk. Die Gemeinde ist sehr ausgedehnt und umfasst neben dem Hauptdorf noch die Abschnitte Aegerten (links der Simme), Gutenbrunnen und Brand (rechts der Simme), Pöschenried (im Iffigenthal) und Oberried (an der obersten Simme).
Zusammen 414 Häuser, 1748 reform. Ew. Das zu beiden Ufern der hier überbrückten Simme gelegene Pfarrdorf zählt 32 Häuser und 166 Ew. Land- und Alpwirtschaft, Viehzucht. Fremdenindustrie. Sehr bekanntes und beliebtes Schwefelbad. Die beiden links der Simme entspringenden Mineralquellen sind sehr reich an Schwefelwasserstoff und zeigen besonders bei Hautkrankheiten und chronischen Katarrhen gute Resultate. Nahe dem Kalkfelsen «Im Stein» (unweit vom Dorf) entspringen noch verschiedene andere Schwefelquellen, deren eine bei den Fundationsarbeiten für den Scheibenstand aufgefunden wurde; sie ist ziemlich ergibig, enthält aber weniger Schwefelwasserstoff als die vom Heilbad benützten Quellen und wird nur gelegentlich verwendet.
Man geht mit dem Gedanken um, ihr Wasser bis zu den Gasthöfen im Dorf zu leiten und allgemein zugänglich zu machen, um damit das von der Badgesellschaft bisher allein innegehabte Monopol auf die Benutzung der Schwefelwasser zu brechen. Schöne Aussicht auf den vom Wildstrubel und Rätzligletscher gebildeten Thalabschluss. Die Lenk ist Exkursionszentrum für eine Reihe von Hochtouren, die durch die Wildstrubelhütte (2840 m; Privateigentum) und die Wildhornhütte des S. A. C. (2300 m) wesentlich erleichtert werden.
Saumpfade führen über das Hahnenmoos (1954 m) nach Adelboden (3½ Stunden), über den Trüttlisbergpass (2040 m) und Stüblenenpass (1991 m) nach Lauenen (4-5 Stunden) und über den Rawilpass (2415 m) nach Sitten (9½ Stunden). Die Lenk wurde 1386 von Bern den Edlen von Düdingen abgekauft und hat bei den häufigen Streitigkeiten zwischen Bern und den Wallisern eine gewisse Rolle gespielt. Die Ueberlieferung erzählt, dass die Frauen der Lenk zu Ende des 14. Jahrhunderts die über den Rawil ins Land eingedrungenen Walliser siegreich zurückgeschlagen haben sollen, wofür sie das Recht erhielten, zuerst vor den Männern aus der Kirche zu gehen. 1418 marschierte Witschard (Guiscard) von Raron mit einer Truppe von Oberländern durch die Lenk.
Die Lenk war in kirchlicher Beziehung zuerst eine Filiale von Zweisimmen, bis sie 1505 zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde. Am fiel ein grosser Teil des Dorfes zusammen mit der 1504 erbauten Kirche einer Feuersbrunst zum Opfer, doch konnten die prachtvollen Glasmalereien (heute im historischen Museum zu Bern) gerettet werden. Auf dem Friedhof hat man Goldmünzen aus dem 14. Jahrhundert aufgedeckt. In der Lenk findet man noch viele typische Oberländer Holzhäuser. Die ausgedehnten Alpweiden der Gemeinde repräsentieren einen Wert von 1731225 Fr. Der Name Lenk ist von dem in den Alpen häufigen Ausdruck «Läng Egg» herzuleiten. Grosses Interesse bieten die Umgebungen der Lenk auch in geologischer Hinsicht. Während die Thalsohle aus Flysch und Nummulitenkalken besteht, sind die Gehänge aus Jura- und Triasschichten
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in umgekehrter Lagerung aufgebaut. Die Schwefelquelle beim Scheibenstand entspringt neben einer Bank von Oxfordkalk, in deren Nähe wiederum Nummulitenkalk («Im Stein») und Flysch anstehen. Höher oben findet man triasischen Gips. Vergl. Buss, E., und A. Treichler. Bad und Kurort Lenk. Bern 1877. - Buss, E. Das Bergleben in religiöser Beleuchtung; zur Erinnerung an die Lenk. Bern 1878. - Gempeler-Schletti, David. Heimatkunde des Simmenthales. Bern 1903. - Führer von Lenk; herausgegeben vom Verkehrsverein.