Leitfossilien
,
Versteinerungen, welche als charakteristische Einschlüsse zu der Bestimmung des geologischen Alters der sie enthaltenden Schichten leiten können (s. Geologische Formation, S. 131). Um diese Aufgabe zu erfüllen, müssen sich die Versteinerungen von andern, ihnen verwandten Formen leicht unterscheiden lassen; ihr Vorkommen muß auf eine Schicht oder doch auf ein nicht zu mächtiges Schichtensystem beschränkt sein, und endlich dürfen sie in dieser Schicht oder in diesem Schichtensystem nicht zu selten vorkommen.
Die Ausnutzbarkeit organischer Reste zur Altersbestimmung der Gesteine [* 2] beruht auf dem Erfahrungssatz, daß die Gleichzeitigkeit der Bildung räumlich getrennter Ablagerungen sehr häufig durch eine Anzahl gleicher Formen neben den für die Einzellokalität spezifischen Resten angedeutet wird, in welcher Beziehung an die vollkommene Übereinstimmung der heutigen Tiefseefauna und ihre Unabhängigkeit von den geographischen Breiten erinnert werden mag. Sowohl das Pflanzen- als das Tierreich liefert am häufigsten aber die Klasse der Mollusken. [* 3]
Ganze
Ordnungen können auf bestimmte
Schichten beschränkt sein, dieselben also als Leitfossilien
charakterisieren
(Graptolithen in der
Silurformation, s. d.), oder ein bestimmtes
Genus mit verschiedenen
Arten läßt sich als Leitfossil
ausnutzen. So kommen die
Ceratiten mit ihren charakteristischen Suturlinien nur in der
Triasformation
[* 4] (s. d.) vor, die
Belemniten
[* 5] erst vom
Lias an aufwärts (s.
Juraformation).
[* 6]
In den meisten
Fällen aber ist das Leitfossil
eine einzelne Art. So, um ein
Beispiel
aus tausenden herauszugreifen, führen die untersten Liasschichten überall, wo sie beobachtbar sind, die
Gryphaea
[* 7] arcuata
(vgl.
Juraformation und Tafel I dazu) als Leitfossil.
Dann wird die betreffende
Schicht gewöhnlich nach
dieser Art benannt
(Schichten mit
Gryphaea arcuata,
Arcuatenkalk, weniger gut:
Gryphitenkalk).
Vgl.
Haas, Die Leitfossilien
(Leipz. 1887).