(lat.
OleumLini), das fette
Öl aus denSamen
[* 2] der Flachspflanze
(Linum usitatissimum Leinöl, Schlaglein).
Beim kalten
Pressen gewinnt man aus den zerkleinerten
Samen etwa 20 Proz. eines hellgelben
Öls
[* 3] von schwachem
Geruch und
Geschmack,
welches aber leicht ranzig wird. Die erwärmten
Samen liefern 25-28 Proz. dunkleres
Öl von bernstein- bis bräunlichgelber
Farbe und etwas stärkerm
Geruch undGeschmack. Das ist gelblich oder dunkelgelb, ziemlich dickflüssig,
riecht und schmeckt eigentümlich unangenehm, besonders wenn es durch warme Pressung erhalten wurde, löst sich in 32 Teilen
kaltem und in 6 Teilen kochendem
Alkohol, leicht in
Äther, besitzt das
spezifische Gewicht 0,93-0,94, erstarrt bei -34°
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und trocknet an der Luft zu einer durchsichtigen, harzartigen Masse, besonders wenn es gekocht worden ist. Es besteht im wesentlichen
aus dem Glycerid der Leinölsäure mit wenig Stearin und Palmitin, liefert eine weiche Seife, nimmt beim Kochen mit Schwefel ein
Viertel davon auf und bildet den zähen braunen Schwefelbalsam (s. d.). Das Leinöl dient besonders
zur Darstellung von Firnis, Buchdruckerschwärze, Wachsleinwand, Kitt, Schmierseife, äußerlich als Liniment (mit gleichen Teilen
Kalkwasser geschüttelt) gegen Brandwunden etc. Als Speiseöl wird frisches, kalt gepreßtes Leinöl in Rußland,
Polen, Ungarn
[* 5] etc. benutzt, und bisweilen brennt man es in Grubenlaternen, da es langsamer verzehrt wird als Rüböl,
zwar rußt, aber nicht leicht durch Luftzug verlöscht werden kann.
Durch Kochen des Leinöls mit oxydierenden Substanzen erhält man den Firnis und endlich eine dunkle, zähe Masse, die, mit verdünnter
Salpetersäure weiter gekocht, endlich plastisch wird, an der Luft erhärtet, in heißem Wasser aber wieder erweicht werden
kann (Ölkautschuk, künstliches Kautschuk). Um das Leinöl zu reinigen und zu bleichen, setzt man es in Glasflaschen
mit etwas Wasser und granuliertem Blei
[* 6] oder mit Eisenvitriollösung den Sonnenstrahlen aus. Um frisches Leinöl altem abgelagerten
und dadurch schleimfrei gewordenen ähnlich zu machen, behandelt man es mit Luft bei einer Temperatur von 110-120° und bemißt
die Zeit der Einwirkung nach der erfolgten Entfärbung.
Man kann fein verteilte kalte Luft in heißes Öl oder heiße Luft in kaltes Öl leiten. In Deutschland
[* 7] wird viel Leinöl gewonnen;
doch reicht die Produktion nicht aus, und man importiert große Quantitäten besonders aus Rußland. Auch Holland, Belgien,
[* 8] Nordfrankreich,
Irland und Ägypten
[* 9] liefern viel und Schlagsaat wird in großen Massen aus Ostindien
[* 10] und Ägypten nach Europa
[* 11] gebracht und hier auf Öl verarbeitet. Die Rückstände vom Pressen des Leinöls bilden die Leinölkuchen (s. Ölkuchen), welche
als wertvolles Viehfutter und gepulvert als Leinmehl zu Breiumschlägen und Kitten benutzt werden.
(lat. oleum lini; frz. huile de lin; engl.
linseed-oil); das fette trocknende Öl aus den Samenkörnern der Leinpflanze (s. Flachs); es ist wie dieser Same selbst ein
wichtiger Handelsartikel. Die zur Ölgewinnung bestimmten Körner, der sog.
Schlaglein, stammen hauptsächlich von den zur Fasergewinnung gebauten Pflanzen, haben also, da diese immer vor völliger
Reife gezogen werden, nicht den vollen Ölgehalt wie die speziell zur Aussaat gezogenen reifen Körner, der Saatlein, von
welcher höherwertigen Sorte nur das zu alt gewordene oder sonst verdorbene Gut noch dem Schlaglein zufällt.
Die Gewinnung des Öls geschieht mit den gewöhnlichen Mitteln der ältern oder neuern Ölmüllerei und besteht hauptsächlich
im Zerkleinern der Samen auf Stampf- oder Walzwerken, auch zwischen Mühlsteinen, und Auspressen des so erhaltenen Pulvers
in Säcken mittels Keil-, Schrauben- oder hydraulischen Pressen.
In der Regel wird warm gepreßt, indem man das Mahlgut über Feuer oder mittels Dampf auf Platten bis
gegen 90° C. erhitzt, dabei fleißig wendet und dann gleich in die Presse gibt. In der Hitze gerinnt das Sameneiweiß und
das Wasser verdampft, das Öl läuft dünnflüssiger und reiner und zugleich in größerer Menge ab, als wenn keine
Hitze angewendet würde. Das Warmpressen ergibt zwischen 25 und 27% Öl, das, wenn klar geworden, gold- oder braungelb aussieht
und einen übeln Geschmack hat, sodaß es nicht als Genußmittel gebraucht werden kann.
Bei kaltem Auspressen ist die Farbe hellgelb und der Geschmack milder und angenehmer, die Ausbeute aber geringer, nur
20-22%. Das Kaltpressen ist daher besonders in Ländern üblich, wo das Öl zum Genusse gebraucht wird, wie in Rußland, Polen,
Ungarn etc. Die Methode der Extraktion wird bei Leinsamen nur selten angewendet. Reines kaltgepresstes
L. hat ein spezifisches Gewicht von 0,9347 bei 13° C.; bei -20° Kälte bleibt es noch flüssig, erstarrt
aber bei -27° C.
Die häufigste und wichtigste Verwendung des Öls ist die zu Firnissen (s. d.), zu denen auch das Buchdruckschwarz gehört,
das bei seinem gleichsam universellen, täglich andauernden Verbrauch allein schon gewaltige Massen Leinöl in Anspruch nimmt,
das durch kein andres als nur das teure Nußöl ersetzt
werden könnte. Zur Bereitung guter Firnisse kann
nur altes Öl dienen, das bei ein- bis zweijährigem Lagern den größten Teil seiner schleimigen Bestandteile hat fallen
lassen.
Eine andre Hauptbedingung ist, daß das Öl rein sei von Zumischungen fremder, nicht trocknender Öle, wie sie im Handel nicht
selten vorkommen sollen. Solche können Rüb-, Senf-, Hanf-, Baumwollsamenöl, Fischthran u. a. sein. Im
Handel ist die Prüfung mit der Fischer'schen Ölwage üblich, an welcher die Senkspindel in reinem Leinöl unter Reduktion
auf die Normaltemperatur 29-30° zeigen soll. Es können aber dabei selbst starke Zumischungen fremder Fettstoffe unangezeigt
bleiben, indem sie dieses spezif. Gewicht nicht ändern. Die meisten der zur Verfälschung möglicherweise
gebrauchten Öle sind schwefelhaltig und es ist daher eine Prüfungsmethode empfohlen worden, wobei der Schwefel sich durch
Schwärzung von Bleioxyd anzeigt, das in das erhitzte Öl gebracht wird. Ein Probesieden auf Firnis lehrt eine Ware am besten
kennen.
Die Reinigung des L. von schleimigen Teilen wird auch auf künstlichem Wege durch verschiedne Mittel
bewirkt, durch Schütteln mit heißem Wasser, heißer Kochsalzlösung, Eisenvitriol etc., Vermischen mit Schnee, Durchfrierenlassen
und Wiederaufbauen. Durch längeres Aussetzen an Licht und Sonne erhält man das Öl zugleich heller, etwas gebleicht.
Minder wichtige Anwendungen des L. als zu den so vielfach gebrauchten Firnissen und Ölfarben sind die
zur Bereitung von Schmierseife, pharmazeutisch zu Schwefelbalsam und Brandsalbe. Als Brennöl ist es, als stark rußend, nicht
zu gebrauchen.
Das Öl wird überall gewonnen, wo Flachs gebaut wird. Die eigene Produktion der Zollvereinsländer reicht für den Bedarf
nicht aus und es wird noch fremde Ware bezogen. Wie für Flachs und Saatlein, so ist auch für Öl die
wichtigste Bezugsquelle Rußland, von wo die Ware über die Ost- und Nordseehäfen zu uns gelangt. Holland, Belgien, das
nördliche Frankreich und England (Irland) produzieren ebenfalls viel Öl. Außerdem wird noch viel Ware aus der Ferne nach
Europa gezogen, erstlich aus Ägypten, das große Massen von Öl und Schlagsaat ausführt, und dann aus Ostindien, von wo
jährlich etwa 80000 Tons (à 20 Ztr.) Samen nach England gehen und dort auf Öl verarbeitet werden. Das englisch-ostindische
Öl, das auch bei uns viel verbraucht wird, ist hellgelb von Farbe; für manche Zwecke wird ihm aber
das russische vorgezogen. Die Preßrückstände beim Schlagen des L. bilden die Leinölkuchen, bekanntlich ein wertvolles
Viehfutter. Getrocknet und wieder gepulvert bilden sie das Leinmehl, farina lini der Droguisten, das zu erweichenden Umschlägen
dient. - Zoll: L. gem. Tarif im Anh. Nr. 26 a 1 oder 4. Leinölfirnis
Nr. 5 d; Buchdruckerschwärze Nr. 5 e; Leinkuchen und
Leinmehl Nr. 26 b.