Leiden
,
[* 1] Stadt in der niederländ.
Provinz
Südholland, am Alten
Rhein, der nicht weit von der Stadt durch einen
Kanal
[* 2] in die
Nordsee fließt, und an der
Eisenbahn
Rotterdam-Amsterdam mit Abzweigung nach Wörden
(Utrecht),
[* 3] bildet ein
Viereck
[* 4] und
ist größtenteils regelmäßig gebaut; unter den
Straßen ist die
Breite
[* 5]
Straße, welche fast die ganze
Stadt von O. nach W. durchläuft, die größte und schönste. Leiden
hat 17
Kirchen, darunter die
Peterskirche (1315 in Kreuzform
mit 5
Schiffen erbaut) mit den
Denkmälern
Boerhaaves,
Scaligers,
Campers, Meermanns,
Spanheims, van der
Palms, Brugmans' und Luzacs,
der bei der Pulverexplosion von 1807 hier umkam, und die Hooglandische oder St. Pankraskirche mit einem
Denkmal des berühmten
Bürgermeisters
P. A. van der
Werff, ferner ein schönes
Rathaus, ein Waisen-, Kranken-,
Zuchthaus und
das
Landes-Militärstrafgefängnis.
Vor dem neuen
Krankenhaus
[* 6] steht eine schöne
Statue
Boerhaaves. Die Zahl der Einwohner beträgt (1886) 44,650 (im 17. Jahrh.
über 100,000). Leiden
war ehemals wegen seines ausgezeichneten
Tuches berühmt; noch jetzt ist es ein Hauptmarkt
Hollands für
Wolle und wollene
Waren,
Kamelott,
Serge und
Flanelle. Außer seinen zahlreichen Tuchfabriken besitzt Leiden
noch
Fabriken
in andern wollenen
Zeugen,
Baumwolle,
[* 7]
Band,
[* 8]
Garn,
Leder und
Pergament,
Zeugdruckereien,
Färbereien, Seifensiedereien,
Brennereien,
Salzraffinerien sowie starken
Handel mit
Butter,
Käse und den genannten
Fabrikaten.
Der Wohlstand und die Bevölkerung [* 9] der Stadt sind jedoch gegen frühere Zeiten bedeutend gesunken. Unter den öffentlichen Anstalten nimmt den ersten Rang ein die Universität von Wilhelm von Oranien gestiftet), gegenwärtig von ungefähr 700 Studierenden besucht, mit fünf Fakultäten, einer Bibliothek von 150,000 Bänden und 5-6000 Manuskripten, Sternwarte, [* 10] anatomischem Kabinett, Naturalienkabinett (besonders berühmt das zoologische Museum), botanischem Garten, [* 11] Museum für Altertümer und ethnologischem Museum, das unter anderm Siebolds japanische Sammlung enthält.
Ferner besitzt die Stadt ein Gemäldemuseum mit schönen Gemälden von
Lucas van Leiden,
Engelbrechtsen etc., ein
Gymnasium,
eine
höhere Bürgerschule, eine
Schule für
Matrosen etc. Auch ist Leiden
der Sitz der
Gesellschaft für
niederländische Litteratur.
Von der sogen.
Burg, einer frühern
Befestigung auf einem
Hügel, genießt man eine schöne Aussicht über die Stadt. Mehrere
der berühmtesten holländischen
Maler haben in Leiden
gelebt oder waren hier geboren, z. B.
Rembrandt,
Dou,
Mieris und
Lucas van Leiden.
ist auch der Geburtsort des
Schwärmers
Johann
Bockold
(»Johann von Leiden«
). Ein
Kanal, dessen
Spiegel
[* 12] unter dem des
Meers liegt, führt
nach
Haarlem.
[* 13] -
Ob L. das
Lugdunum
Batavorum der
Römer
[* 14] war, ist sehr ungewiß. Im
Mittelalter hieß es
Leithen (»Wasserleite«),
woraus später
Leyden, besser Leiden
, wurde; 1090 war es eine ansehnliche Herrschaft und erhielt von den
Grafen von
Holland
Burggrafen, die bis 1420 bestanden. Vom 25. Mai bis wurde Leiden
vergebens von den Spaniern belagert.
Am ward durch das Auffliegen eines
Schiffs mit 40,000 Pfd.
Pulver ein Teil der Stadt zerstört.