Leich
(gotisch laiks, Tanz; 1aikan, springen), die älteste Art german.
Dichtung, bei der
Gesang,
Musik und rhythmische
Bewegungen vereinigt waren. Im Gegensatz zum Lied (s. d.), das aus gleichen
Strophen von gleicher
Melodie bestand und auch vom Einzelnen vorgetragen werden konnte, war der Leich durchkomponiert,
aus
ungleichen
Strophen zusammengesetzt und meist für Chorgesang bestimmt. Diese alte, echt deutsche Art des Leich
hat sich
noch in den mittelhochdeutschen Tanzleichen
(z. B.
Tannhäusers, Winterstettens) erhalten.
Sie zerfallen deutlich in einen ersten, geschrittenen
Teil in geradem
Takt und einen zweiten, gesprungenen in ungeradem
Takt,
der oft in ein ausgelassenes Prestissimo ausläuft (Vor- und Nachtanz). Nachklänge dieser Form zeigt noch heute der sog.
Großvatertanz u. a. Neben diesen volkstümlichen Leich
kennt die
altdeutsche
Dichtung aber auch Kunstleiche
, die auf den kirchlichen Sequenzen (s. d.)
beruhen; ihrem Ursprung gemäß haben sie meist religiösen, seltener ernst minniglichen
Inhalt und zerfallen in lauter verschiedene,
aber zweiteilige
Strophen, die sich meist zu zwei großen, in Melodie und Strophenbau ähnlichen oder gleichen
Hauptteilen
zusammenordnen. -
Vgl. Lachmann, über die Leich
der deutschen Dichter des 12. und 13. Jahrh. (in Bd. 1 der
«Kleinern
Schriften», Berl. 1876);
Reinmar von Zweters Gedichte, hg. von Roethe (Lpz. 1887).