Leguminōsen,
Ordnung aus der Gruppe der
Dikotyledonen-Abteilung der Choripetalen, enthält nur
die gleichnamige Familie der Leguminosen.
[* 2] Dieselbe
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um-29
[* 2]
Figur 1: faßt gegen 6000 Arten und ist eine der größten und verbreitetsten Pflanzenfamilien. Die Mehrzahl, vor allem die
baumartigen Leguminosen
, sind tropisch, die strauch- und krautartigen wachsen vorwiegend in den gemäßigten Zonen;
in hohen Gebirgen und in den arktischen Regionen gehen einzelne Leguminosen
fast bis an die Grenze der Vegetation.
Im äußern Habitus zeigen die Leguminosen
die größte Mannigfaltigkeit: hohe Bäume, strauchartige und krautartige Formen, solche
mit windenden oder kletternden, niederliegenden oder kriechenden Stengeln. Im Bau der Früchte, Blüten und Blätter stimmen sie
vielfach überein und bilden deswegen auch eine der am natürlichsten begrenzten Familien.
Sämtliche Arten haben als Frucht eine Hülse
[* 4] (s. d.) und heißen daher Hülsenfrüchtler oder Leguminosen.
Ferner
sind die Zahlenverhältnisse der einzelnen Blütenteile (s. beistehende
[* 2]
Fig.
1, Diagramm der Blüte
[* 5] von Vicia Faba Leguminosen
) bei den meisten Arten dieselben. Der Kelch ist verwachsenblätterig und besitzt einen
in fünf Zipfel geteilten Rand; oft ist er zweilippig. Die Blumenkrone besteht aus fünf nicht miteinander
verwachsenen Blumenblättern, die bei vielen Arten sehr ungleiche Gestalt haben und eine sog. Schmetterlingsblüte (s. unten)
bilden, bei andern dagegen der Form nach übereiustimmen.
Staubgefäße
[* 6] giebt es in der Regel doppelt soviel als Blumenblätter, sie sind entweder sämtlich miteinander in einer
Röhre verwachsen (monadelphisch), oder es sind neun miteinander verwachsen und das zehnte bleibt frei (diadelphisch),
oder endlich sie sind sämtlich frei. In einigen Gattungen sind bedeutend mehr als 10 Staubgefäße vorhanden. Der Fruchtknoten
besteht aus einem einzigen Fruchtblatt, dessen Ränder miteinander verwachsen sind und eine Naht bilden; an der Innenseite
dieser Naht sitzen die Samenknospen an. Der Fruchtknoten ist stets einfächerig, bei mehrern Arten werden jedoch später scheinbar
Fächer
[* 7] in demselben gebildet, so daß eine sog. Gliederhülse (lomentum,
[* 2]
Fig. 2a von Cassia occidentalis und
[* 2]
Fig. 2b von Hippocrepis
comosa Leguminosen
) entsteht.
Dem Fruchtknoten sitzt ein einfacher, fadenförmiger Griffel auf, der eine meist behaarte Narbe auf seiner
Spitze oder etwas unterhalb derselben seitlich trägt. Die Wand der Hülse ist bei der Reife trockenhäutig, holzig oder auch
fleischig, entwickelt. Im letztern Falle springt sie in der Regel nicht auf, in den erstern Fällen dagegen erfolgt das Aufspringen
gewöhnlich mit zwei Klappen
[* 2]
(Fig. 2c von Pisum sativum Leguminosen
) oder seltener mit einem Längsrisse. Beim Aufspringen
mit zwei Klappen rollen sich diese infolge des Eintrocknens oft schraubenlinig ein und bewirken dabei ein Fortschleudern der
Samen,
[* 8] wie sich leicht bei den Bohnen beobachten läßt. Bei der Gattung Medicago ist die Hülse schnecken- oder sichelförmig
gewunden
[* 2]
(Fig. 2d von Medicago sativa Leguminosen
). Ist die Hülse als Gliederhülse ausgebildet, so
fallen meist die einzelnen Glieder
[* 9] als Teilfrüchtchen auseinander.
[* 2]
Figur 3: Nach den Verschiedenheiten, welche im Bau der Blüten vorhanden sind, teilt man allgemein die Leguminosen
in drei Abteilungen
ein:
1) Papilionaceen; Blüten unregelmäßig, als Schmetterlingsblüten
[* 2]
(Fig. 3 Blüte von Vicia Faba und
[* 2]
Fig. 4 dieselbe
zerlegt) ausgebildet, die fünf Blumenblätter sind verschieden gestaltet, das obere als Fahne (vexillum,
[* 2]
Fig.
4a), die zwei seitlichen als Flügel (alae,
[* 2]
Fig. 4b), die beiden untern meist miteinander verwachsen
als Schiffchen oder Kiel
[* 10] (carina,
[* 2]
Fig. 4c) ausgebildet. Die Zahl der Staubgefäße beträgt in der Regel
10, und zwar sind sie in der Mehrzahl der Fälle diadelphisch
[* 2]
(Fig. 4d). Hierher gehören fast alle
europäischen Leguminosen.
(Hierzu Tafel Leguminosen
I:
[* 11] Papilionaceen; zur Erklärung vgl. Glycyrriza. Indigofera. Cicer. Colutea) Viele
Papilionaceen leben in Symbiose mit gewissen Bakterien, die ihnen die Eigenschaft als Stickstoffsammler
(s. d.) verleihen.
2) Cäsalpiniaceen; Blüten zwar meist unregelmäßig, aber keine Schmetterlingsblüten; allerdings ist gewöhnlich das obere
Kronenblatt fahnenartig verbreitert, aber die beiden untern vereinigen sich niemals zu einem Schiffchen. Die Zahl der Staubgefäße
beträgt in der Regel 10, doch sind diefelben selten miteinander verwachsen. Die Arten sind meist tropische
Bäume oder Sträucher. (Hierzu Tafel Leguminosen
II:
[* 11] Cäsalpiniaceen; zur Erklärung vgl. Cassia. Haematoxylon. Johannisbrot,
Arachis, Caesalpina.) 3) Mimosaceen; die Blüten sind regelmäßig gebaut, alle Blumenblätter gleich groß. Die Zahl der Staubgefäße
beträgt in einigen Gattungen 10, in den meisten dagegen sind zahlreiche Staubgefäße vorbanden. Es sind meist tropische
Gewächse von baum- oder strauchartigem Wuchse. (Hierzu Tafel Leguminosen
III:
[* 11] Mimosaceen; zur Erklärung
vgl. Acacia und Mimose.)
Die Zahl der Nahrungs- oder Genußmittelpflanzen,
[* 12] der Futterpflanzen sowie der Industriepflanzen
[* 13] unter den Leguminosen
ist eine sehr
große. So unter den Papilionaceen die Bohnen, Erbsen, Linsen, ferner Erdeichel, Süßholz, Sojabohne u. a.;
die Futterpflanzen Weißklee, Rotklee, Inkarnatklee und andere Kleearten, ferner Luzerne, Wicke, Lupine, Esparsette;
die industriell wichtigen: Indigopflanze, Färberginster, Sandelholz, sowie viele, von denen das Holz [* 14] technisch verwendet wird, wie die unechte Akazie (Robinia);
Zierpflanzen sind von den Papilionaceen viele Cytisusarten;
von den Cäsalpiniaceen sind wichtig der Johannisbrotbaum, die Farbhölzer aus den Gattungen Caesalpinia und Haematoxylon, die offizinellen Arten der Gattung Cassia sowie die Stammpflanze des Kopaivabalsams.
Unter den Mimosaceen haben die Gummi und Katechu liefernden Akazienarten große industrielle Bedeutung. Gärtnerisch wichtig sind besonders die Sinnpflanze (Mimosa pudica und ¶
mehr
30 mehrere Akazien. Schlechthin bezeichnet man mit Leguminosen
im Gegensatz zu den Cerealien die zur Ernährung dienenden Früchte der
Leguminosen
(Hülsenfrüchte, s. d.).