Titel
Legierungen
,
durch Zusammenschmelzen erhaltene
Verbindungen verschiedener Metalle miteinander. Die technischen Eigenschaften
der Legierungen
lassen sich aus denen der
Bestandteile
(Komponenten) selten vorausbestimmen; dennoch giebt es einige
Punkte, über die allgemeine Angaben gemacht werden können. Hierzu lassen sich folgende rechnen:
1) Die Legierungen
sind stets spröder als das weichste Metall unter den
Komponenten; die
Sprödigkeit eines Metalls nimmt durch
Legieren
mit einem noch sprödern Metall niemals ab. 2) Die Härte der Legierungen
ist größer
als die Härte des weichsten Metalls der
Bestandteile; ein weiches Metall wird durch
Legieren mit einem härtern Metall niemals
weicher, wohl aber meist härter. Durch Hämmern und Ablöschen im glühenden Zustande kann die Härte erhöht werden.
3) Die Legierungen
sind stets weniger streckbar als das streckbarste der Metalle der
Komponenten. Ein dehn- und
streckbares Metall wird durch
Legieren mit einem weniger dehnbaren nie zäher, aber verliert oft durch Zusatz eines spröden
Metalls seine Dehnbarkeit fast gänzlich. Die beiden Metalle
Antimon und
Arsen machen die meisten übrigen Metalle hart und
spröde.
4) Die Legierungen
zeigen selten das aus ihrer Zusammensetzung sich berechnende spec. Gewicht;
in der Regel findet eine
Verdichtung (Zunahme des spec. Gewichts) oder eine Volumenvergrößerung
(Abnahme des spec. Gewichts)
statt. Letztere findet statt bei
Gold
[* 3] und
Silber,
Gold und Kupfer,
[* 4]
Silber und Kupfer, Zinn und
Blei,
[* 5] Zinn und
Antimon;
Verdichtung
dagegen bei Kupfer und
Zink, Kupfer und Zinn,
Blei und
Antimon.
5) Der Schmelzpunkt der Legierungen
liegt in den meisten Fällen niedriger als der der des leichtest
schmelzbaren
Bestandteiles. Platin schmilzt bei 1480°,
Blei bei 332°, und trotz dieser großen Unterschiede in den Schmelzpunkten vermag
eine kleine Menge
Blei, in einem Platintiegel geschmolzen, denselben durch
Bildung einer leichtflüssigen
Legierung zu durchlöchern. Die Zunahme der Leichtflüssigkeit ist oft sehr groß, wie z.B. bei
d'Arcets Metall (s. d.), Roseschem
Metall (s. d.), Woodschem Metall (s. d.).
Manche Legierungen
haben die Eigentümlichkeit, bei langsamer
Abkühlung sich zu entmischen.
Diese Eigentümlichkeit benutzt man zum Entsilbern des
Bleies (s. Pattinsonieren) sowie zur
Reinigung des
Zinns (s. Saigern). Von Nachteil ist dieses Verhalten bei Kupferzinnlegierungen.
Das
Innere eines Bronzegußstücks zeigt
Zinnflecke, d. h.
Krystalle von größerm Zinngehalt, die nur durch rasches Abkühlen des
Gusses vermieden werden können.
Ein Zusatz von
Phosphor zu gewissen Legierungen
(insbesondere
Bronze,
[* 6] s.
Phosphorbronze) verändert deren Eigenschaften
wesentlich und macht die Metallmischung zu neuen technischen Anwendungen geeignet; durch einen Zusatz von
Mangan wird die
Festigkeit
[* 7] und Dehnbarkeit mancher Legierungen
erhöht. (S.
Manganbronze.) Durch
Strecken und
Walzen können Elasticität und Härte
gewisser Legierungen
, wie z.B. der
Stahlbronze von
General
Uchatius, noch bedeutend erhöht werden.
Wichtige Legierungen
, die in den Metallgewerben, der Maschinenindustrie und dem Münzwesen
[* 8] vielfache
Verwendung finden, sind
Glockenmetall, Kanonenmetall, gewöhnliche sowie
Phosphor- und
Stahlbronze,
Medaillen- und
Statuenbronze,
Messing,
Tombak, deutsches Scheidemünzmetall für Kupfer- und Nickelmünzen, Neusilber,
Britanniametall, Letternmetall,
Aluminiumbronze,
Lagermetall und die
Silber- und
Goldlegierungen, die zur Herstellung der
Gold- und Silbermünzen und der
Silber-
und
Goldarbeiten dienen. Die Legierungen
des
Quecksilbers werden
Amalgame (s. d.) genannt. S. auch
Aluminiumlegierungen,
Bleilegierungen,
Eisenlegierungen
, Kupferlegierungen u.s.w.
Vgl. Ledebur, Die Legierungen in ihrer Anwendung für gewerbliche Zwecke (Berl. 1890);