Leeuwenhoek
(spr. leuwenhuk), Antony van, Naturforscher, geb. 24. Okt. 1632 zu Delft, war bis in sein 22. Jahr Buchhalter und Kassierer in einer Amsterdamer Tuchhandlung, ging dann nach Delft, um sich mikroskopischen Studien zu widmen, und starb daselbst 27. Aug. 1723. Seine Arbeiten wurden erst 1673 in weitern Kreisen bekannt, nachdem sein Freund de Graaf (der Entdecker der Graafschen Follikeln) einige seiner Beobachtungen an die Royal Society in London übersandt hatte. Diese Arbeit wurde von der gelehrten Gesellschaft anerkennend aufgenommen, und Leeuwenhoek blieb bis an seinen Tod ein eifriger Mitarbeiter der von ihr veröffentlichten »Transactions«.
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Leeuwenhoeks Werke erschienen auch in Leiden und Delft (1685-1718) unter dem Titel: »Sendbrieven, ontledingen en ontkelkingen, ondervindingen en beschouwingen« und lateinisch (1715-22) als »Opera omnia s. Arcana naturae ope exactissimorum microscopiorum detecta«. Leeuwenhoek zeigte zuerst den Kreislauf des Bluts im Schwanz der Froschlarve und entdeckte dabei die Blutkörperchen, die von Malpighi zwar gesehen, aber als Fettkügelchen gedeutet worden waren. Seine Untersuchungen über Kapillargefäße bildeten die notwendige Ergänzung der Harveyschen Theorie. Epochemachend war die Entdeckung der Spermatozoen, am bekanntesten aber wurde sein Name durch die Entdeckung der Infusionstierchen, obgleich sie eine bloß zufällige war und niemals von ihm in wissenschaftlichem Sinn ausgebeutet worden ist. Er entdeckte die Spiralgefäße, die Treppengänge und die Tüpfelgefäße der Pflanzen und beschrieb den Unterschied des Baues beim monokotyledonen und dikotyledonen Stamm. Die mangelhafte Erziehung Leeuwenhoeks war auf seine Bildung von hemmendem Einfluß. Er verstand nur Holländisch, während die lateinische Sprache in seinem Zeitalter die ausschließliche Gelehrtensprache war. Durch eigne mühsame Arbeit mußte er sich daher viele Kenntnisse erwerben, die er leichter und genauer aus andern Quellen hätte schöpfen können. Von einer wissenschaftlichen Methode hatte er keine Ahnung; seine Untersuchungen wurden ganz planlos unternommen, und jeder Zufall veranlaßte ihn zu den sonderbarsten Abschweifungen. Dieser Fehler wird aber durch seine strenge Wahrheitsliebe, seinen unermüdlichen Fleiß und seine große Gewissenhaftigkeit ausgeglichen. Erstaunlich war seine Gewandtheit in der Anfertigung und dem Gebrauch seiner einfachen Mikroskope, deren er gegen 200 besaß. Vgl. Haaxman, A. van Leeuwenhoek (Leid. 1875).