Ledóchowski
,
Miecislaw, Graf, Kardinal, geb. zu Gorki aus einer vornehmen polnischen Familie, ward im Lazaristenkollegium zu Warschau [* 2] erzogen, erhielt 1840 die Priesterweihe und setzte seine Studien im Jesuitenkollegium zu Rom [* 3] fort. Hier erwarb er sich die Gunst Pius' IX., welcher ihn zum Hausprälaten und apostolischen Protonotar ernannte und ihn als Auditor bei den Nunziaturen in Lissabon, [* 4] Rio de Janeiro, [* 5] Santiago de Chile und Brüssel [* 6] verwendete und 1861 zum Erzbischof von Theben in partibus ernannte. Im Januar 1866 von der preußischen Regierung auf den erzbischöflichen Stuhl von Posen-Gnesen berufen, um dort die katholische Geistlichkeit von der politischen Agitation fern zu halten, trat er, nachdem sein im November 1870 persönlich in Versailles [* 7] gestelltes Verlangen, daß Deutschland [* 8] für den Papst interveniere, abgelehnt worden, an die Spitze der ultramontanen Opposition gegen das Deutsche Reich [* 9] und machte sich namentlich zum Wortführer der polnischen Nationalitätsbestrebungen; dafür ernannte ihn der Papst zum Primas von Polen.
Gegen die Maßregeln der
Regierung in der Schulfrage, namentlich aber gegen die kirchlichen
Maigesetze, trat er mit
herausfordernder Überhebung auf, ward deshalb zu hohen
Geld- und
Gefängnisstrafen verurteilt und verhaftet, um
im Kreisgefängnis zu
Ostrowo eine zweijährige
Gefängnisstrafe abzubüßen. Am wurde er vom
Gerichtshof für kirchliche
Angelegenheiten seines
Amtes entsetzt, dafür vom
Papst zum
Kardinal ernannt. Seit
Februar 1876 seiner
Haft entlassen, setzte er in
Rom seine
Agitationen fort, bis
Papst
Leo XIII. mit
Preußen
[* 10]
Frieden zu schließen beschloß. Ledóchowski
wurde
im März 1885 zum
Sekretär
[* 11] der
Breven ernannt und verzichtete im
Januar 1886 auf sein Erzbistum.