Leberthran
(Oleum jecoris aselli), aus der
Leber mehrerer Schellfischarten, besonders vom
Schellfisch
(Gadus Aeglefinus),
Kabeljau
(Gadus Morrhua Leberthran
), vom
Dorsch (G. Callarias und vom
Köhler (G. carbonarius aber auch von G. Merlangus,
G. Pollachius und G.
Molva in
Bergen,
[* 2]
Neufundland und
Newhaven in
Schottland gewonnenes
Öl. Der blanke, hellblanke, gelbe (weiße)
Leberthran
fließt unter Erwärmung im
Wasserbad aus den Fischlebern; doch gewinnt man ihn auch durch Einwirkung
von Wasserdampf auf die zerkleinerte
Leber (daher Dampfleberthran
). Er ist klar, etwas dickflüssig, strohgelb oder goldgelb,
von schwachem
Geruch und
Geschmack nach
Fischen, wenig kratzend und schwach sauer reagierend.
Durch stärkeres Erhitzen und Auspressen erhält man den braunblanken oder blanken hellbraunen Leberthran
, welcher
hell kastanienbraun ist, stärker riecht und schmeckt und auch deutlich sauer reagiert. Aus dem Rückstand
der
Leber gewinnt man endlich durch Auskochen mit
Wasser den braunen Leberthran.
Im
Handel versteht man unter
Bergener Leberthran
alle bessern
Sorten. Der Baschinsche ist ein durch die
Reklame angepriesener Dampfleberthran.
Der ist ein trocknendes
Öl
und besteht aus
Glyceriden der
Olein-,
Stearin- und
Palmitinsäure; er enthält außerdem in geringer
Menge Gallenbestandteile,
Essigsäure,
Buttersäure,
Jod- und Bromverbindungen (0,05-0,1 Proz.
Jod und
Brom),
Phosphor etc.
Sein
spezifisches Gewicht ist 0,920 bis 0,929; er bleibt noch bei
-4 bis -6° klar
(Neufundländer oder Labradorleberthran
scheidet schon bei +5 bis +7°
Stearin ab), ist
leicht löslich in
Äther, wenig in kaltem
Alkohol, mehr in kochendem und wird durch ätzende
Alkalien verseift.
Den Leberthran
zu bleichen (mit
Kohle, Pottaschenlösung,
Kalkhydrat), ist nicht empfehlenswert. Man benutzt ihn hauptsächlich in der
Medizin; sein
Gehalt an Gallenbestandteilen befähigt ihn (besonders den braunen), tierische
Membranen viel
leichter zu durchdringen als andre fette
Öle;
[* 3] auch
ist er leichter oxydierbar als diese. Besonders auf der ersten
Eigenschaft
beruht der bessere Nährwert des Leberthrans
bei gewissen Erkrankungen, und er dient daher mit Erfolg bei
Skrofulose,
Rhachitis,
Lungenschwindsucht,
Gicht, chronischen Nervenleiden etc. Im Anfang der
Kur pflegt er Magenbeschwerden, selbst
Erbrechen zu bewirken; doch verschwinden diese
Erscheinungen meist beim
Gebrauch allmählich, während
sie den fernern
Gebrauch
des
Thrans mißlich erscheinen lassen, wenn sie nicht zurücktreten. Empfehlenswert sind kleine Zusätze von
Zimtöl,
Chloroform,
Pfefferminzöl, welche den
Geschmack verbessern; auch soll eisenhaltiges
Wasser, gleich nach dem Einnehmen des
Thrans
¶
mehr
getrunken, den übeln Nachgeschmack beseitigen. Technisch benutzt man Leberthran
in der Gerberei. aus der Leber verschiedener Rochen
und der Quappe hat geringere Bedeutung.