Lawinen
,
Lavinen oder Lauinen, in
Tirol
[* 2]
Lahne (von
Lahne, Berglehne), frz. Avalanches, große stürzende Schnee- und
Eismassen der Hochgebirge. Staublawinen
entstehen bei kaltem Wetter,
[* 3] meist schon während des Schneefalls,
wenn feinkörniger, trockner Schnee
[* 4] auf kahlem Berghange abgleitet und als stäubende Schneewolke zu
Thal
[* 5] fährt. Sie sind
weniger durch ihre
Masse als durch den orkanartigen Luftstrom gefährlich, den sie vor sich hertreiben.
Grund- oder Schlaglawinen
bilden sich meist bei Thauwetter oder an Wintertagen zur Zeit des Föhn (s. d.),
wenn durchweichter Schnee durch eigenes Gewicht an steilen Berglehnen abrutscht und sich als kompakte, im
Sturz sich verdichtende
Firn- und Eismasse zu
Thal wirft. So verderblich diese Lawinen
durch ihre Wucht wirken können, so sind sie, weil weniger unberechenbar,
selten so gefährlich wie die Staublawinen.
Die meisten schlagen jedes Jahr dieselben
Bahnen ein, die oft noch im Hochsommer und selbst Jahre nachher durch mit Erde,
Steinen, geknickten
Bäumen bedeckte Lawinen
kegel, deren
Kern Firneis ist, bezeichnet werden.
Gletscher- oder Eislawinen
bestehen
aus Gletschereis, das sich beim
Vorrücken des
Gletschers bis an einen steilen Absturz ablöst, sind, da
sie im
Bette des
Gletschers fallen, im ganzen ungefährlich und bieten mit ihren donnernd niederstürzenden, zerschellenden
Eismassen ein großartiges Schauspiel.
Rolle - Rollett

* 6
Rollen. Diese drei Grundformen sind jedoch nicht scharf zu unterscheiden und gehen oft ineinander über. Von großem Einfluß auf
die Entstehung sind außer der
Temperatur und der Beschaffenheit des Schnees die Gesteinsart, die
Böschung
und die
Bedeckung der Berghänge. Auch Erschütterungen der Luft oder des
Bodens können Lawinen
verursachen. Die günstigste
Bedingung
für Lawinenfall
ist reichlicher Schneefall bei völlig stiller Luft, der übermäßige örtliche Anhäufungen bewirkt. Oft
genügt ein lauter Ruf, das
Anschlagen einer
Glocke, ein fallender
Stein, um solchen Schnee in
Bewegung zu
setzen. Ungewöhnliche Formen entstehen beim ruhigen Abrollen größerer
Teile einer Schneedecke, die als Rollen
[* 6] oder
Walzen
in die
Tiefe gelangen, um beim Schmelzen aufzublättern.
Die Lawinen
reißen den
Boden
auf und bahnen dadurch den Weg für Erdschlüpfe; sie zerstören
Weiden und Waldungen,
Straßen und
Gebäude, oft ganze Ortschaften und gefährden
Menschen und
Tiere. Besonders bekannt sind die verderblichen Lawinen
stürze von
Lenk in Wallis,
in den
Thälern
am St.
Gotthard, im
Val
Tavetsch, Davos und St. Antonienthal in Graubünden.
Auch in den Pyrenäen, der
Hohen Tatra,
dem Riesengebirge und sogar dem
Schwarzwald kommen Lawinen
vor. Den besten Schutz gewährt der geschlossene
Hochwald, wie z. B. der bei
Andermatt als
Bannwald geschützt wird. Wo er fehlt, sucht man Dörfer und
Gehöfte durch
Dämme,
Mauern und keilförmige Lawinen
brecher aus Rasen und
Steinen, Straßenstrecken durch
Galerien zu sichern, und in neuester Zeit
ist man bemüht, durch Pfahlwerke, Flechtzäune und
Mauerwerk und durch
Aufforstung kahler Hänge das Losbrechen
der Lawinen
an ihren Ursprungsstellen zu verhindern. -
Vgl.
Coaz, Die Lawinen
der Schweizeralpen (Bern
[* 7] 1881);
Ratzel, Die Schneedecke (Stuttg. 1890).