Titel
Lavalette
(spr. -walett), 1) Antoine Marie Chamans, Graf von, franz. Staatsmann, geb. 1769 zu Paris [* 3] aus einer Kaufmannsfamilie, trat beim Ausbruch der Revolution in die Reihen der Nationalgarde und ward Adjutant des Generals Baraguay d'Hilliers, dann Bonapartes, dem er durch seine Vermählung mit Emilie Louise Beauharnais, der Nichte Josephinens, noch näher trat. In dessen nächster Umgebung nahm er teil an dem ägyptischen Feldzug und unterstützte nach seiner Rückkehr den Staatsstreich vom 18. Brumaire.
Nach Errichtung des Kaiserreichs zum Generaldirektor der
Post und zum
Grafen ernannt, leistete er dem
Kaiser
bis 1814
die wesentlichsten
Dienste.
[* 4] Nach der ersten
Restauration abgesetzt, betrieb er mit allen
Mitteln die Rückkehr
Napoleons
von
Elba und nahm während der
Hundert Tage seinen alten
Posten wieder ein. Allein kaum waren nach
Napoleons
Fall die
Bourbonen
zurückgekehrt, als Lavalette
verhaftet, 19. Nov. vor die
Assisen gestellt und als
Hochverräter zum
Tod
verurteilt wurde.
Mit
Hilfe seiner Gemahlin, welche bei einem Besuch im Gefängnis mit ihm die
Kleider wechselte, und dreier
Engländer
(General
Wilson,
Kapitän
Hutchinson und
Bruce) entkam er jedoch am
Tag
vor der bereits festgesetzten
Hinrichtung über die
Grenze
nach
Mons,
[* 5] von wo er nach
München
[* 6] ging. Seine für ihn im Kerker zurückgebliebene Gemahlin starb nach längerer
Haft in Geisteszerrüttung. 1822 wurde
Lavalette
begnadigt und erhielt die Erlaubnis zur Rückkehr nach
Frankreich. Er starb in
Paris. Seine
»Mémoires et souvenirs«
(Par. 1831, 2 Bde.; deutsch, Leipz.
1832) sind für die Geschichte des Kaiserreichs von Bedeutung.
2)
Charles
Jean
Marie
Félix,
Marquis von, franz.
Diplomat, geb. zu
Senlis, war 1837-41 französischer Gesandtschaftssekretär
in
Stockholm,
[* 7] 1843-45 französischer
Generalkonsul in
Ägypten,
[* 8] 1846-48
bevollmächtigter Minister in
Hessen-Kassel und 1850-53
außerordentlicher Gesandter in
Konstantinopel.
[* 9] Zum
Senator ernannt, bekleidete er nochmals 1860-61 die
Stelle eines bevollmächtigten
Ministers in
Konstantinopel und ging hierauf im
Dezember 1861 als französischer
Botschafter nach
Rom,
[* 10] von wo er aber schon 1862 abberufen wurde. Im März 1865 übernahm
er an Boudets
Stelle das
Ministerium des Innern, und
als
Drouyn de Lhuys Anfang
September 1866 das
Auswärtige
Ministerium verlor, leitete Lavalette
dasselbe interimistisch,
bis der
Marquis de Moustier aus
Konstantinopel eintraf, und erließ 14. Sept. das Rundschreiben über die neue
Lage in
Deutschland,
[* 11] welches die
Niederlage der
Politik des
Kaisers in der deutschen
Frage verhüllen sollte. Er blieb stets der entschiedenste Vorkämpfer
für eine friedliche
Politik, namentlich als er Ende
November 1867 das
Ministerium des Innern mit dem des
Auswärtigen vertauscht hatte. Im
Sommer 1869 legte er auch dieses nieder und bekleidete bis zum Antritt des
Ministeriums
Ollivier
im
Januar 1870 den Botschafterposten in
London.
[* 12] Er starb in
Paris.