Laute
(arab. al'oud, span. laud, ital.
liuto, franz. luth, engl. lute, lat.
[im 16.-17. Jahrh.] testudo), ein sehr altes Saiteninstrument, dessen
Saiten
(Darmsaiten) gezupft wurden, wie die der heutigen
Abarten der Laute
, der
Guitarre,
Mandoline,
Bandola etc. Abbildungen der
Laute
finden sich bereits auf sehr alten ägyptischen Grabdenkmälern; sie war später das Lieblingsinstrument der
Araber, durch welche sie nach
Spanien
[* 2] und Unteritalien gelangte, von wo aus sie sich etwa im 14. Jahrh.
über ganz
Europa
[* 3] verbreitete. Im 15.-17. Jahrh. spielte sie eine große
Rolle; Laute
narrangements von Gesangskompositionen
waren für die Hausmusik etwa dasselbe wie heute die Bearbeitungen von Orchesterwerken für
Klavier.
Dabei war die Laute
zugleich allgemein verbreitetes Orchesterinstrument und wurde erst im 17.-18. Jahrh.
durch
die Verbreitung der
Violine und die Vervollkommnung der
Klaviere allmählich verdrängt (vgl.
Orchester).
Was die Laute
von der (heutigen)
Guitarre unterschied, war einmal die ganz abweichende Form des Schallkastens: die Laute
hatte keine
Zargen, sondern war unterwärts gewölbt (etwa wie ein halber
Kürbis,
[* 4] wie die heutige
Mandoline).
Ferner hatte die eine
weit größere Anzahl von
Saiten, von denen 5
Paar und eine einzelne (die höchste, für die
Melodie) über das
Griffbrett liefen,
die übrigen aber (die Baßsaiten, zuletzt 5, welche nur als leere
Saiten benutzt wurden) neben dem
Griffbrett lagen.
Die »Baßchorden« kamen erst zu Ende des 16. Jahrh.
auf. Die
Stimmung der Laute
variierte nach Zeit und Art sehr; die verbreitetsten Stimmungsarten im 16. Jahrh.
waren: G c f
a d' g' oder
A d g
h e' a', im 17.-18. Jahrh.
A d f
a d'
f' und für die Baßchorden (G) F E
D C. Eine kleinere
Art der Laute
war im 16. Jahrh. die
Quinterne (Chiterna, d. h.
Guitarre), welche im
Bau der Laute
gleich war, aber nur vier Saitenchöre
hatte;
im 17. Jahrh. wurde die Quinterne bereits wie die heutige Guitarre flach gebaut.
Das Bestreben, den Tonumfang der Laute
zu
erweitern, führte zuerst zur Einführung der Baßchorden, die von dem im stumpfen
Winkel
[* 5] nach
oben gebogenen
Hals mit dem Wirbelkasten aus direkt nach dem auf dem Resonanzboden befestigten Saitenhalter liefen; um aber noch längere
Saiten zu gewinnen, rückte man den Wirbelkasten für die Baßchorden etwas über den für die Griffsaiten hinaus, so
daß etwa in der Mitte des einen der andre anfing
(Theorbe), oder man bog erst jenseit des ersten Wirbelkastens
den
Hals nach
oben zurück und brachte in seiner
Verlängerung
[* 6] den zweiten für die Baßsaiten an (Archiliuto, Erzlaute
, Baßlaute),
oder endlich man trennte beide Wirbelkasten noch durch einen mehrere
Fuß langen
Hals
(Chitarrone).
Man notierte für die und ihre
Abarten nicht mit der gewöhnlichen (Mensural-) Notenschrift, sondern mit
besonderer
Buchstaben- oder Zifferschrift, welche nicht die Tonhöhe, sondern den
Griff bezeichnete (Laute
ntabulatur); doch
war die Laute
ntabulatur in
Frankreich,
Italien
[* 7] und
Deutschland
[* 8] durchaus verschieden: die
Italiener, denen wir ja auch die
Generalbaßbezifferung
verdanken, bedienten sich der
Zahlen, die
Franzosen und
Deutschen der
Buchstaben. Die Laute
ntabulaturen sind
für das
Studium der
Musik des 16.-17. Jahrh. so wichtig, weil bei ihnen alle jene Sonderbarkeiten der Mensuralnotierung,
die Selbstverständlichkeit mancher ♭ oder ♯ wegfallen und der
Griff jederzeit genau notiert ist.
Sicherer und zuverlässiger als die oft unbestimmten und mehrdeutigen Angaben der Theoretiker vermögen
daher sie über die Anwendung der Semitonien (mit ♯, ♭) in zweifelhaften
Fällen Aufschluß zu geben. Über die rhythmischen
Wertzeichen der Laute
ntabulaturen vgl.
Tabulatur. Eine wertvolle
Monographie über die Laute
verdanken wir
Baron (»Untersuchung
des
Instruments der Lauten«
, 1727).
Vgl. auch Prätorius' Syntagma (1619) und von neuern Arbeiten die Kiesewetters in der »Allgemeinen musikalischen Zeitung« (1831);
Wasielewski, Geschichte der Instrumentalmusik im 16. Jahrh. (Leipz. 1878).