Laudon
(auch Loudon), Gideon Ernst, Freiherr von, berühmter österr. Feldherr, geb. zu Tootzen in Livland [* 2] aus einer ursprünglich schottischen Familie; trat 1732 in russische Dienste, [* 3] wohnte 1734 der Belagerung von Danzig [* 4] bei, ging 1735 mit den russischen Hilfstruppen an den Rhein und von da zurück an den Dnjepr, wo er an den Feldzügen 1736-39 gegen die Türken teilnahm. Nach dem Frieden ging er nach Petersburg, [* 5] um sich über mehrere Unbilligkeiten zu beschweren, trat jedoch, da er seinen Zweck nicht erreichte, aus den russischen Diensten und, da ihm der Eintritt in schwedische nicht behagte, Friedrich II. von Preußen [* 6] sein Gesuch um Aufnahme in die preußische Armee abwies, 1742 in österreichische Dienste und wurde, anfänglich für die reguläre Armee bestimmt, Hauptmann in dem slawonischen Freikorps v. d. Trencks, als welcher er 1744 schwer verwundet wurde.
In den v. d. Trenckschen Prozeß mit verwickelt, rechtfertigte er sich durch die erhaltenen Befehle und erhielt nach harter Notlage darauf eine Majorsstelle im Liccaner Grenzregiment. In diese Zeit fällt seine Heirat und der Übertritt zum Katholizismus. Sein Dienst an der Grenze wurde ihm durch den Vorgesetzten Petrazzi verleidet. Beim Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs wurde er, von dem Hofkriegsratspräsidenten Neipperg wiederholt barsch abgewiesen und dem Mangel preisgegeben, auf Kaunitz' Verwendung als Oberstleutnant mit einer Kroatenabteilung nach Böhmen [* 7] zum Feldmarschall Browne geschickt, führte beim Rückzug aus Sachsen [* 8] einen glücklichen Streich auf Tetschen aus und ward für seine Teilnahme an dem Überfall von Hirschfeld im Februar 1757 zum Obersten befördert.
Nach der
Schlacht von
Kollin brachte er
Keith auf dessen
Rückzug große Verluste bei und führte mehrere
Monate an der
Elbe den
kleinen
Krieg, bis er im
August den Befehl über die leichten österreichischen
Truppen bei der
Reichsarmee bekam, mit der
er
die
Schlacht von
Roßbach
[* 9] mitmachte. Zum
Generalmajor befördert, nahm er in dem
Defilee von
Domstadtl
bei
Olmütz
[* 10] einen großen Wagenzug der
Preußen weg, wofür er zum
Feldmarschallleutnant ernannt wurde. Auch in der
Schlacht
bei
Hochkirch
[* 11] that er sich hervor und wurde mit dem
Großkreuz des
Maria
Theresienordens und dem Freiherrentitel belohnt.
Im Frühjahr 1759 befehligte er ein
Korps von 18,000 Mann an der schlesischen
Grenze und bewerkstelligte 3. Aug. seine Vereinigung
mit den
Russen. Am
Tag der
Schlacht bei
Kunersdorf
[* 12] (12. Aug.) entriß er seinem Gegner den schon erkämpften
Sieg, trennte sich aber
darauf von den unthätigen Verbündeten und zog in beschwerlichen
Märschen nach
Österreichisch-Schlesien
und
Mähren.
Maria Theresia ernannte ihn zum
Feldzeugmeister; die russische
Kaiserin beschenkte ihn mit einem kostbaren
Degen. 1760 erhielt
Laudon
das
Kommando über ein
Korps von 36,000 Mann, das nach
Schlesien
[* 13] vordringen sollte. Hier schlug er 23. Juni den
General
Fouqué
bei
Landeshut, erstürmte
Glatz,
[* 14] belagerte aber
Breslau
[* 15] vergeblich. Am 15. Aug. verlor er die
Schlacht bei
Liegnitz,
[* 16] was er
Daun und besonders
Lacy, den er als seinen persönlichen Gegner ansah, schuld gab. Nach beendeten Kriegskonferenzen
in
Wien
[* 17] ging er im März 1761 nach
Schlesien, wo er unabhängig vom Hauptheer
Dauns ein 60,000 Mann starkes
Heer
befehligte, welches sich 12. Aug. mit den
Russen vereinigte; aber die verbündete
Armee wurde durch
Friedrichs befestigtes
Lager
[* 18] bei
Bunzelwitz in
Schach gehalten. Dagegen gelang es Laudon
, 1. Okt. das wichtige
Schweidnitz
[* 19] durch Überrumpelung in seine
Gewalt zu
bringen. 1762 erhielt Laudon
infolge von gegnerischen
Ränken kein
Kommando und ward auch nach dem
Krieg hinter
Daun und
Lacy zurückgesetzt. 1766 wurde er in den
Hofkriegsrat berufen, 1769 mit dem
Generalkommando in
Mähren betraut und 1778 zum
Feldmarschall ernannt.
Beim
Ausbruch des bayrischen Erbfolgekriegs stand er im März 1778 in
Böhmen dem
Prinzen
Heinrich von
Preußen
gegenüber. Als Befehlshaber in
Kroatien schlug er im
August 1788 die
Türken bei Dubitza, eroberte diesen
festen Platz und erstürmte
Novi. Im
Feldzug von 1789 eroberte
er an der
Spitze des kroatisch-slawonischen
Heers Türkisch-Gradisca,
führte während der
Krankheit des
Feldmarschalls Haddik auch den Oberbefehl über das Hauptheer, nahm 8. Okt.
Belgrad
[* 20] und
Semendria
und beendete, zum
Generalissimus ernannt, den
Feldzug glorreich. 1790 erhielt
er den Oberbefehl über die
gegen
Preußen zusammengezogene
Armee und starb 14. Juli d. J. in
Neutitschein. Mit seinem
Neffen Alexius,
Freiherrn v. Laudon
, österreichischem
Feldmarschallleutnant (geb. 1762 zu
Riga,
[* 21] gest. erlosch sein
Name.
Vgl.
Janko,
Leben des
Feldmarschalls v.
Laudon
(Wien 1869);
Derselbe, Laudon
im Gedicht und
Lied seiner Zeitgenossen (das. 1880).