Laterān,
päpstlicher
Palast in
Rom,
[* 2] nach der vornehmen römischen
Familie der Laterani
benannt, denen derselbe bis
zur Zeit
Neros, welcher den letzten
Besitzer dieser
Familie hinrichten ließ, angehörte. Der lateran
ische
Palast wurde kaiserliches
Eigentum, später kam derselbe an
Fausta, die Gemahlin
Konstantins d. Gr., welcher ihn aber, nachdem
er eine
Kirche in ihm eingerichtet hatte, dem
Bischof von
Rom schenkte. Der Lateran
wurde nun die
Residenz der
Päpste,
bis diese nach
Avignon übersiedelten.
Als sie nach
Rom zurückkehrten, fanden
sie den
Palast in
Ruinen, und fortan wurde der
Vatikan
[* 3] päpstliche
Residenz. Erst
Sixtus
V. ließ den Lateran
1586 in seiner gegenwärtigen Gestalt durch D.
Fontana aufbauen, indessen blieb er nicht lange
Wohnung der
Päpste, sondern wurde zuerst in ein Waisenspital, dann durch
Gregor XVI. in ein ausgezeichnetes Skulpturenmuseum
(jetzt mit 16
Sälen) umgewandelt, zu dem später noch eine
Gemäldegalerie (10
Zimmer) und durch
Papst
Pius IX. ein Museo cristiano
(mit
Sarkophagen aus den
Katakomben und alten
Basiliken,
Inschriften, Bildern etc.) gefügt wurde (vgl.
Benndorf und
Schöne, Die
antiken Bildwerke des lateran
ensischen
Museums, Leipz. 1867). Auf dem Platz vor dem
Palast befindet sich
die
Kapelle mit der scala santa von 28 Marmorstufen, laut
Tradition die
Treppe
[* 4] vor dem Amtshaus des
Pilatus in
Jerusalem,
[* 5] über
welche
Christus den Leidensgang antrat, und die von den Gläubigen nur auf
Knieen bestiegen wird; ferner
seit 1588 der ursprünglich durch Thutmes III. (1597 bis 1560
v. Chr.) vor dem Sonnentempel in
Theben, dann durch
Kaiser
Constantius 357 im
Circus maximus errichtete
Obelisk, der größte (32 m, mit
Postament 47 m
hoch) und älteste
Roms.
Seitlich schließt sich an den
Palast die Lateran
kirche
(San Giovanni in Laterano
), die
Kathedrale des
Bischofs
von
Rom und »aller
Kirchen der Stadt und des Erdkreises
Mutter und
Haupt«. Von dem
Balkon über ihrem
Portal erteilte der
Papst
am Himmelfahrtstag dem
Volk den
Segen. Die jetzige
Kirche ist auf den
Mauern der von
Sergius III. (904-911) an
Stelle der eingestürzten
Basilica lateran
ensis
Konstantins erbaut; in ihr wurden seit 1123 regelmäßig die
Kirchenversammlungen
abgehalten (s.
Lateransynoden), sie ist auch außerordentlich reich an seltenen
Reliquien. Da seit
Gregor XI. fast jeder
Papst
an dem
Ausbau oder der Ausschmückung der
Kirche thätig gewesen ist, so ist die
Kirche heute eine Anhäufung von Bauteilen
und
Dekorationen aus weit auseinander liegenden Zeiträumen. Mit ihr steht eine Taufkapelle in
Verbindung
(San Giovanni in
Fonte), deren
Kuppel von acht herrlichen Porphyrsäulen getragen wird, das älteste
Baptisterium
Roms. Der Lateran
genießt
nach dem Garantiegesetz vom ebenso wie
Vatikan und
Castel Gandolfo das
Privilegium der
Exterritorialität.