Langensalza
,
[* 1] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Erfurt,
[* 2] an der
Salza und der
Linie Gotha-Leinefelde der Preußischen
Staatsbahn, 211 m ü. M., hat 4 evangelische und eine kath.
Kirche, ein
Schloß, (1885) mit
Garnison (2
Eskadr.
Ulanen Nr. 6) 10,924 meist evang. Einwohner, Kammgarnspinnerei,
Baumwollweberei,
Nessel-,
Tuch-,
Malz-,
Sago-,
Zigarren-,
Wagen-, Spritzen- und Lederfabrikation,
Eisengießerei,
[* 3] Druckerei,
Färberei, Ziegelbrennerei, Bierbrauerei,
[* 4] 3
Fabriken landwirtschaftlicher Geräte,
Öl- und
Mahlmühlen, 2 große
Buchhandlungen,
Steinbrüche etc. ist Sitz eines Amtsgerichts, eines
Hauptsteueramtes, eines
Superintendenten und hat ein
Realprogymnasium
und ein Rettungshaus. In der
Nähe ein Schwefelbad (1885: 610 Badegäste) mit neuem Kurhaus und hübschen
Anlagen. - Langensalza
erhielt 1211
Stadtrechte und wurde 1344 von den
Herren von
Salza an den
Landgrafen von
Thüringen verkauft.
Bei der Teilung Sachsens (1485) fiel es der Albertinischen Linie zu und kam 1815 an Preußen. [* 5]
Vgl.
Marschall,
Historisch-statistisch-topographische
Beschreibung des
Kreises Langensalza
(Langens. 1863);
Göschel,
Chronik der Stadt Langensalza
(das. 1818-44, 4 Bde.);
Gutbier, Schwefelbad Langensalza
(das. 1887).
Nördlich von Langensalza
, unweit des rechten
Ufers der
Unstrut, die sehr spärlichen Überreste des 1541 aufgehobenen Benediktinerklosters
Homburg
[* 6] (Hohenburg), bei welchem
Kaiser
Heinrich IV. gegen die
Sachsen
[* 7] eine
Schlacht gewann, die auch nach
dem Dorf Nägelstedt benannt wird. Bei Langensalza
Sieg der
Preußen und
Engländer unter
Sydow und
Spörcken über die
Reichsarmee
unter Stainville;
Gefecht zwischen den
Preußen und
Bayern,
[* 8] in welchem erstere siegten.
Am fand bei Langensalza
das blutige
Gefecht zwischen den
Preußen und der hannöverschen
Armee statt,
welches die
Kapitulation der letztern zur
Folge hatte. Die Hannoveraner, 19,000 Mann stark, unter dem
Generalleutnant v. Arentschildt,
waren nach dem Abbruch der
Verhandlungen und nach der Vereitelung ihrer
Versuche, bei Gotha
[* 9] oder
Eisenach
[* 10] durchzudringen und
sich mit den vergeblich erwarteten
Bayern zu vereinigen (s.
Preußisch-deutscher Krieg), nach Langensalza
zurückgegangen
und hatten nördlich der
Unstrut, mit dem
Zentrum in
Merxleben, dem linken
Flügel bei Nägelstedt, dem rechten bei
Thamsbrück,
eine Defensivstellung genommen.
Hier wurden sie am Morgen des 27. (des preußischen Bettags) von dem Detachement des Generals v. Flies angegriffen, der auf die irrtümliche Nachricht hin, daß die Hannoveraner nach Norden [* 11] ausweichen und in ihr Land zurückgehen wollten, den Befehl erhalten hatte, ihnen von Gotha aus zu folgen und »an der Klinge zu bleiben«. Obwohl Flies nur 7 Linienbataillone (darunter 2 Koburg-Gothaer), sonst nur Ersatztruppen und Landwehr, die mit Miniégewehren bewaffnet war, bloß 225 Reiter und 24 Geschütze, [* 12] davon 6 gezogene, im ganzen 8200 Mann, bei sich hatte, beschloß er doch, den Feind trotz seiner unerwartet festen Stellung nicht bloß zu beobachten, sondern anzugreifen.
Das schwach besetzte und der Judenhügel wurden ohne
Widerstand genommen und bis zur
Unstrut vorgedrungen. Aber nach 1
Uhr
[* 13] mittags
gingen die Hannoveraner ihrerseits zur
Offensive über, und nachdem der rechte
Flügel über die
Unstrut vorgegangen, machte
Arentschildt unter dem überlegenen
Feuer seiner
Artillerie einen
Vorstoß auf das feindliche
Zentrum, während seine
Reiterei
den preußischen rechten
Flügel umging. Dieser wurde gezwungen, sich zurückzuziehen; auch Langensalza
wurde genommen, und gegen 4
Uhr
trat
Flies den
Rückzug nach Warza an, der auf dem meist offenen
Terrain nur unter großen Verlusten durch die hannöversche
Reiterei und
Artillerie bewerkstelligt werden konnte.
Die
Preußen verloren 41
Offiziere und 800 Mann an
Toten und Verwundeten, 907 Gefangene und 2
Geschütze, die Hannoveraner 102
Offiziere
und 1327 Mann. Doch konnten diese den
Sieg nicht benutzen, da inzwischen ihre enge Umzingelung vollendet
war
und sie 29. Juni die
Kapitulation von Langensalza
abschließen mußten. König
Georg, der mit dem
Kronprinzen der
Schlacht beigewohnt
hatte, rühmte sich auch nach der
Kapitulation mit übermütigen
Worten des
Siegs und stiftete eine Langensalza
-Medaille.
Vgl.
»Offizieller
Bericht über die Kriegsereignisse zwischen
Hannover
[* 14] und
Preußen im J. 1866 und
Relation der
Schlacht bei Langensalza
27. Juni 1866«
(Wien
[* 15] 1867, 2
Tle.);
v. d. Wengen, Geschichte der Kriegsereignisse zwischen Preußen und Hannover 1866 (Gotha 1885);
Derselbe, General Vogel v. Falckenstein und der hannöversche Feldzug (das. 1887).