Landor
,
Walter Savage, engl. Dichter und Schriftsteller, geb. zu Ipsly-Court bei Warwick, aus alter wohlhabender Familie stammend, studierte in Oxford, [* 2] hatte aber die Universität um jugendlicher Ausgelassenheit willen zu verlassen und verschmähte, dahin zurückzukehren, was ihn nicht abhielt, in England den Ruf des größten Latinisten neuerer Zeiten zu erlangen. Er ließ, 20 Jahre alt, »Poems« erscheinen, drei Jahre nachher das Heldengedicht »Gebir« (1798), welches ihn mit Einem Sprung in die erste Reihe der damals aufstrebenden neuen Dichterschule einführte und ihm die Freundschaft Southeys verschaffte.
Allen
Fesseln widerstrebend, lehnte er ab, ins
Heer oder in die
Rechtspflege einzutreten, reiste nach dem
Festland, warb, als
die
Spanier wider
Napoleon aufstanden, auf eigne
Kosten eine
Freischar und führte sie ins
Hauptquartier.
Zum Obersten ernannt, sandte er, als
Ferdinand VII. die
Verfassung umstürzte, entrüstet sein Offizierspatent zurück. Er
hatte sich 1811 mit einer
Dame französischer Abstammung verheiratet, aber die
Ehe war nicht glücklich. Das Ehepaar lebte
in
Pisa,
[* 3] wo er seine lateinischen Gedichte herausgab, dann in
Florenz;
[* 4] schließlich trennte man sich. Landor
überließ
beinahe sein ganzes
Vermögen seiner
Frau und begab sich nach
England. Er lebte nun viele Jahre in
Bath und vereinsamte allmählich.
Jetzt erschien sein Hauptwerk, die erdichteten Gespräche: »Imaginary conversations between literary men and statesmen«
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(1824-28, 3 Bde.; zweite Serie 1829, 3 Bde.; neue Ausg. 1883, 5 Bde.),
denen »Pericles and Aspasia« (1836, 2 Bde.) folgte. In diesen Werken,
die man nicht für sogen. Totengespräche halten darf, hat er in Kraft
[* 6] und Zartheit beinahe alle Saiten des menschlichen Lebens
angeschlagen, eine Masse von Kenntnissen an den Tag gelegt, an manchen Stellen die höchste dramatische
Kraft erwiesen, mit größter Sorgfalt des Stils die Sprache
[* 7] in gedrungener Fülle auf den Gipfel der Schönheit erhoben. An öffentlichen
Angelegenheiten nahm Landor
sein ganzes Leben lang den regsten Anteil, in Schrift wie Handlung.
Von Ludwig Napoleon, mit dem er lange befreundet war, wandte er sich nach dem Waffenstillstand von Villafranca heftig ab. Von Mina und Bolivar bis zu Kossuth und Garibaldi hatten die Vorfechter nationaler oder freiheitlicher Kämpfe seine thätige Sympathie. Gegen das Ende seines Lebens ward er wegen Beleidigung einer Dame verklagt und zu hoher Geldbuße verurteilt. Er konnte oder wollte die 1000 Pfd. Sterl. nicht zahlen und begab sich nach Italien [* 8] zurück; dort starb er in Florenz.
Seine Dramen: »Count Julian« (1812),
»Andrea of Hungary« und »Giovanni of Naples« (1839) haben sich die Bühne nicht erobert;
seine Gedichte »Hellenics« (1847) sind sehr geschätzt.
Seine letzten Werke waren: »The last fruit of an old tree« (1853),
»Dry sticks« (1858) und »Heroic idylls« (1863) mit der rührenden
Dichtung »Der Tod des Homer«. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien 1876 in 8 Bänden (mit Biographie von Forster). In Deutschland
[* 9] ward Landor
erst von E. Oswald eingeführt durch »Männer u. Frauen« (Auswahl aus den »Erdichteten Gesprächen«,
Paderb. 1878).
Vgl. J. ^[John] Forster, W. S. a biography (Lond. 1879);
Colvin, Landor
(das. 1881).