Titel
Landau
,
[* 1] 1) Bezirksamtsstadt in der bayr. Rheinpfalz, an der Queich, Knotenpunkt der Linien Neustadt [* 2] a. H.-Weißenburg, Landau-Zweibrücken und Landau-Germersheim der Pfälzischen Ludwigsbahn, 188 m ü. M., bis 1870 Festung, [* 3] hat eine gotische Simultankirche (von 1285), die Katharinenkapelle (1344 erbaut, jetzt Kirche der Altkatholiken), ein vormaliges Augustiner-Eremiten-Kloster mit gotischer Kirche von 1405 (jetzt Zeughaus), ein vormaliges Chorherrenstift der Augustiner oder »Steigerherren« (1276 gegründet, mit Chorherren von der Zaberner »Steige« besetzt, jetzt Bierbrauerei), [* 4] eine Synagoge u. 1885 mit der Garnison (2 Infanteriebat. Nr. 18 u. eine Abt. Feldartillerie Nr. 2) 9395 meist evang. Einwohner.
Die
Industrie erstreckt sich auf Bierbrauerei,
Gerberei,
Färberei, Fabrikation von
Seife,
Schirmen,
Hemden, Kleidern,
Hüten,
Möbeln,
Drahtsieben,
Uhren,
[* 5]
Gänseleberpasteten,
Maschinen etc.,
Eisengießerei;
[* 6] auch hat Landau
Handelsgärtnerei,
Buch- und Steindruckerei,
Obst- und Weinbau. Der
Handel ist besonders lebhaft in
Wein,
Tabak,
[* 7]
Kolonialwaren,
Getreide
[* 8] und Manufakturwaren;
zu seiner Unterstützung dienen eine Reichsbanknebenstelle, eine
Volksbank sowie verschiedene Bankinstitute und eine
Handelskammer.
ist Sitz eines
Landgerichts und eines
Hauptzollamtes und hat ein
Gymnasium und eine
Realschule. Zum Landgerichtsbezirk Landau
gehören
die sechs
Amtsgerichte zu
Annweiler,
Bergzabern,
Edenkoben,
Germersheim,
Kandel und Landau.
- Landau wurde vom
Grafen
Emich von
Leiningen im 13. Jahrh. gegründet, 1274 von König
Rudolf I. zur Reichsstadt erhoben und 1290 unmittelbar dem
Reich
unterstellt. 1317 ward es von
Ludwig dem
Bayern
[* 9] an
Speier
[* 10] und 1331 zugleich an die
Pfalz verpfändet und erlangte erst 1511 wieder
seine volle Reichsfreiheit, worauf es 1521 der Landvogtei des
Unterelsaß überwiesen wurde.
Die
Reformation fand 1522-54 in Landau
Eingang. Trotz seiner starken
Befestigung vermochte Landau
größern Heeresmassen keinen
Widerstand
zu leisten, weshalb es im Dreißigjährigen
Krieg achtmal in die
Hände feindlicher Kriegsvölker fiel. Durch den
Westfälischen
Frieden trat der
Kaiser die Reichsvogtei über zehn elsässische
Städte, worunter Landau
, an
Ludwig XIV. ab,
unter ausdrücklichem Vorbehalt der Unabhängigkeit und Reichsunmittelbarkeit derselben. Indessen wurde Landau
nach
dem
Nimwegener
Frieden (1678) von
Ludwig besetzt und 1688 der
Bau der
Festung nach
Vaubans Angaben begonnen; dieselbe ist im
Lauf des 18. Jahrh.
von den
Franzosen und im 19. vom
Deutschen
Bund wesentlich erweitert worden.
Während des spanischen Erbfolgekriegs wurde Landau
viermal (1702 und 1704 von den Kaiserlichen, 1703 und 1713 von
den
Franzosen) nach regelrechter Belagerung zur
Übergabe gezwungen. Im Friedensvertrag von
Rastatt
[* 11] kam die Stadt förmlich
an
Frankreich. Im zweiten
Pariser
Frieden
(1815) wurde sie
Österreich
[* 12] überwiesen, das sie 1816, nachdem
sie zur
Bundesfestung erklärt worden war, an
Bayern abtrat. 1867 wurde der Abbruch der
Außenwerke der Südfronten und der
detachierten
Vorwerke beschlossen und Landau
zum »festen, sturmfreien Depotplatz«
erklärt und 1871 die völlige Aufhebung der
Festung verfügt.
Vgl.
Lehmann, Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt Landau
(Neust.
a. d.
Hardt 1851);
Jost, Interessante Daten aus der 600jährigen Geschichte der Stadt Landau (Landau 1879). -
2) Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, an der Isar, Knotenpunkt der Linien Landshut-Landau und Rosenheim-Eisenstein der Bayrischen Staatsbahn, 350 m ü. M., hat 4 Kirchen, ein Amtsgericht, ein englisches Fräuleininstitut, Bierbrauerei und (1885) 3165 kath. Einwohner.
Vgl. Härtl, Geschichte der Stadt Landau a. d. Isar (Landsh. 1863). -
3) Stadt im Fürstentum Waldeck, [* 13] Kreis [* 14] der Twiste, an der Watter, hat eine evang. Pfarrkirche, ein Schloß und (1885) 871 Einw.