genannt der
Pfaffe, ein mittelalterlicher Dichter von geistlichem
Stande, der am
Niederrhein
in der ersten Hälfte des 12. Jahrh. lebte, Verfasser des »Alexanderlieds«,
einer der vorzüglichsten
Dichtungen des deutschen
Mittelalters. Das Gedicht beruht auf einem französischen Werk des
Alberich
von
Besançon,
[* 2] von welchem wir aber nur ein Bruchstück des Anfangs besitzen (hrsg. in P.
Heyses
»RomanischeInedita«, Berl. 1856). Die Vorzüge des Lamprechtschen Alexanderlieds vor allen spätern
deutschen Gedichten gleichen
Inhalts beruhen auf der geschickten
Anordnung des Ganzen, der lebensvollen und warmen
Darstellung
und der ernstlich-sittlichen Auffassung und Verarbeitung des
Stoffes.
Der
Inhalt ist abend- und morgenländischen
Quellen entnommen und mit den wunderbarsten
Sagen vermischt. Herausgegeben
wurde das Gedicht zuerst von
Maßmann in den
»Deutschen Gedichten des 12.
Jahrhunderts«, Bd. 1 (Quedlinb.
1837), aus einer
StraßburgerHandschrift, welche einen schon überarbeiteten
Text mit geregeltem Versbau enthält. Den ursprünglichen,
in einer Vorauer
Handschrift erhaltenen
Text, der jedoch am
Schluß vielleicht verkürzt ist, gab
Diemer in seinen
»Deutschen
Gedichten des 11. und 12.
Jahrhunderts«
(Wien
[* 3] 1849) heraus.
Gute neuere
Ausgaben des Gedichts besorgten
Weismann (mit Übersetzung,
Frankf. a. M. 1850, 2 Bde.)
und Kinzel
(Halle
[* 4] 1884).
der Pfaffe, geistlicher Dichter aus Mittelfranken, bearbeitete um 1130, nach dem franz. Original
des Aubry deBesançon, von dem nur ein kleines Bruchstück erhalten ist, ein «Alexanderlied».
Lamprecht hat das Verdienst, die Vorlage schlicht, mit naiver Anmut und Freude am Wunderbaren nachgedichtet zu
haben, ohne störende geistliche Tendenz; sein Gedicht ist der älteste weltliche Roman nach dem französischen und steht an der
Spitze der deutschen Abenteuerromane. Die älteste Fassung in der Vorauer Handschrift ist unvollständig; sie muß daher
aus der jüngern Straßburger Handschrift ergänzt werden. (Vgl. Hampe, Die Quellen der Straßburger Fortsetzung
von L.s Alexanderlied und deren Benutzung,Brem. 1890.) Auch ein ganz überarbeiteter BaselerText (hg. von R. M. Werner, Bd. 154 der
«Bibliothek des Litterarischen Vereins zu Stuttgart»,
[* 9] Stuttg. 1881) ist kritisch von Nutzen. BesteAusgabe von Kinzel (Bd. 6 von
Zachers «Germanist. Handbibliothek», Halle 1884); eine Ausgabe mit Übersetzung von Weismann (2 Bde., Frankf. a. M.
1850).
Karl Gotthart, Historiker, geb. zu Jessen an der Schwarzen Elster, studierte in Göttingen,
[* 10] Leipzig
und München
[* 11] Geschichte, Litteratur- und Kunstgeschichte, Jurisprudenz und Nationalökonomie, war dann Gymnasiallehrer in
Köln,
[* 12] habilitierte sich 1880 in Bonn
[* 13] und wurde daselbst 1885 außerord., 1890 in Marburg und 1892 in Leipzig
ord. Professor der Geschichte. Er ist einer der bedeutendsten Vertreter der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. Lamprecht veröffentlichte:
«Beiträge zur Geschichte des franz. Wirtschaftslebens
im 11. Jahrh.» (Lpz. 1878),
«Der Dom zu Köln und seine Geschichte» (Bonn 1881),
«Initialornamentik des 8. bis 13. Jahrh.»
(Lpz. 1882),
«Die wirtschaftsgeschichtlichen Studien in Deutschland»
[* 14] (fortlaufende Übersichten in Conrads «Jahrbüchern für
Nationalökonomie», 1883 fg.),
916 den Frommen in ihren urkundlichen Kernpunkten erläutert» (ebd. 1889),
«Études sur l’Etat économique de laFrancependant la première partie dumoyenâge» (Par. 1889),
«Deutsche
[* 16] Geschichte» (Bd.
1–5, Berl. 1890–94). Außerdem begründete Lamprecht die Gesellschaft für Rheinische
Geschichtskunde und die «Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst»
(1880),