Lamothe
(spr. -mótt), Jeanne de Valois, Gräfin de, die Hauptperson in der berüchtigten Halsbandgeschichte (s. d.), geb. zu Fontète in der Champagne, stammte durch Heinrich de Luz de Saint-Rémy, einen natürlichen Sohn König Heinrichs II., aus dem Geschlecht der Valois. Sie wuchs ohne alle Erziehung mit einem Bruder und einer Schwester auf und sah sich, da ihre Eltern zeitig gestorben, von Jugend auf genötigt, teils von Almosen, teils von übeln Streichen zu leben.
Dennoch erweckten die
Kinder wegen ihres
Stammbaums die
Aufmerksamkeit
Ludwigs XV., und der
Bruder erhielt eine
Pension von 1000
Livres
und eine Freistelle in der
Marineschule; die
Schwestern wurden jede mit 600
Livres ausgestattet und sollten
in der
Abtei
Longchamps bei
Paris
[* 2] zu
Nonnen erzogen werden.
Jeanne jedoch entfloh und vermählte sich mit dem ebenso mittellosen
Grafen Lamothe
, mit dem sie nach
Versailles
[* 3] zog. Mit Lebendigkeit des
Geistes und einem besondern
Talent zur
Intrige
ausgerüstet, hatte sie bald einen
Kreis
[* 4] von Abenteurern und Spielern, darunter auch
Cagliostro (s. d.),
an sich gezogen, die
sie ausbeutete, und denen sie dafür bei ihren
Streichen hilfreiche
Hand
[* 5] leistete. Da sie das Gerücht verbreitet hatte, daß
sie mit dem
Hof
[* 6] in enger
Verbindung stehe, gelang es der schlauen Intrigantin, den
Kardinal
Rohan mit der
Halsbandgeschichte gröblich zu täuschen und ihm außer 120,000
Livres baren
Geldes auch die
Diamanten des
Halsbandes abzuschwindeln.
Als der
Betrug entdeckt wurde, nahm man auch die Gräfin Lamothe
zu
Bar sur
Aube in
Haft, nachdem ihr Gemahl am
Tag vorher
nach
England entflohen war,
und sie wurde zum Staupbesen, zur
Brandmarkung durch den
Henker auf
beiden
Schultern und zu lebenslänglicher
Haft verurteilt. Die
Strafe wurde einige
Tage darauf an der Lamothe
vollzogen
und sie darauf
in die
Salpêtrière gebracht. Am gelang es ihr, nach
England zu entkommen. Am fand
man sie in
London
[* 7] mit zerschmetterten
Gliedmaßen auf der
Straße liegen: sie war bei einer nächtlichen
Orgie aus dem
Fenster
eines dritten
Stockwerks herabgestürzt.
Vgl.
»Vie de
Jeanne de
Saint-Rémy de
Valois, comtesse de Lamothe
, etc., écrite par elle-même«
(Par. 1793, 2 Bde.).