Lamoricière
(spr. -risjähr), Christophe Léon Louis Juchault de, franz. General, geb. zu Nantes, [* 2] besuchte die polytechnische Schule zu Paris, [* 3] später die Militärschule zu Metz [* 4] und trat dann in das Geniekorps. Beim Ausbruch der Revolution von 1830 wurde er als Leutnant zur Armee von Algerien [* 5] versetzt. Er ward 1839 Oberst, 1840 Gouverneur der Provinz Oran, befehligte die siegreichen Expeditionen 1842 nach Maskara und 1844 nach Marokko und wurde während Bugeauds Abwesenheit in Frankreich 1845 zum provisorischen Generalgouverneur von Algerien und infolge der Expedition nach Tlemsen im Oktober 1846 zum Generalleutnant ernannt.
Von dem
Departement
Sarthe in die
Kammer gewählt,
schloß er sich der dynastischen
Opposition an. Ende 1846 ging er zum drittenmal
nach
Algerien und nahm 1847 teil an der Expedition gegen
Abd el Kader, welcher sich ihm 22. Dez. als Gefangener ergab. Am wurde
Lamoricière
zum Militärkommandanten von
Paris ernannt, doch konnte er das
Königtum nicht mehr retten.
Bald darauf Oberbefehlshaber
der
Nationalgarde, trat er in den Verteidigungsrat, ward im März
Kommandeur der 8. Militärdivision und im April
Repräsentant
des
Departements
Sarthe in der
Nationalversammlung.
Beim Juniaufstand 1848 kommandierte er den Angriff gegen die Barrikaden des Bastilleplatzes und des Faubourg St.-Antoine. Unter der Administration Cavaignacs ward er Kriegsminister und blieb es bis Am ging er als außerordentlicher Gesandter an den Petersburger Hof, [* 6] gab aber schon im November seine Entlassung ein und hielt sich in der Nationalversammlung zu der Partei Cavaignacs. Beim Staatsstreich ward er verhaftet und im Januar 1852 über die Grenze gebracht.
Seitdem hielt er sich in
Deutschland,
[* 7]
Belgien
[* 8] und
England auf, bis er 1857 die Erlaubnis zur Rückkehr nach
Frankreich erhielt.
Am zum
Kommandeur der päpstlichen
Armee ernannt, trat er der beginnenden
Insurrektion im
Kirchenstaat
zwar energisch durch Verhängung des
Belagerungszustandes über Stadt und
Provinz
Ancona
[* 9] entgegen, verlor aber 18. Sept. gegen den
sardinischen
General
Cialdini die
Schlacht bei
Castelfidardo und mußte 29. Sept. die
Festung
[* 10]
Ancona übergeben. Er zog sich nun in
das Privatleben zurück und starb auf seinem
Schloß Prousel bei
Amiens.
[* 11] Das
Requiem, welches
in
Nantes für Lamoricière
veranstaltet wurde, gestaltete sich zu einer großen ultramontanen
Demonstration.
Vgl.
Keller, Le
[* 12] général
de Lamoricière
, sa vie militaire, politique et religieuse (Par. 1873, 2 Bde.).