Titel
Lambruschini
(spr. -skini), 1) Luigi, Kardinal und Staatssekretär Papst Gregors XVI., geb. zu Genua, [* 3] trat in den Barnabitenorden, wurde sodann Sekretär [* 4] des Kardinals Consalvi, der ihn zum Wiener Kongreß mitnahm und beim Abschluß mehrerer Konkordate verwendete, dann Bischof von Sabina, 1819 Erzbischof von Genua und 1823 Nunzius in Paris, [* 5] wo er Karl X. zu einer reaktionären Politik, auch zum Erlaß der Juliordonnanzen riet. Gregor XVI. ernannte ihn zum Kardinal, 1836 zum Staatssekretär des Auswärtigen und zum Minister des öffentlichen Unterrichts; später übernahm er das Sekretariat der päpstlichen Breven, ward Bibliothekar im Vatikan, [* 6] Großprior des Ordens von St. Johann von Jerusalem [* 7] und Großkanzler des Ordens St. Gregorius.
Mit Fanatismus vertrat er den starrsten Absolutismus und verfolgte jede Neuerung. Die freien Regungen in der Kirche bekämpfte er ebenfalls und verfaßte die Staatsschriften im kölnischen Bischofstreit mit Preußen. [* 8] Er war deshalb auch sehr verhaßt, namentlich im Kirchenstaat, und seiner Herrschsucht wegen wählten ihn die Kardinäle auch nicht beim Konklave nach Gregors XVI. Tod 1846. Mit Pius' IX. Thronbesteigung war daher seine politische Rolle ausgespielt.
Der neue
Papst ernannte ihn zum Mitglied der neuerrichteten
Consulta di Stato, zum
Sekretär der päpstlichen
Breven und Oberbibliothekar
im
Vatikan. 1847 wurde Lambruschini
noch
Bischof von
Porto,
Santa Rufina und
Civitavecchia, zweiter
Dekan des heiligen
Kollegiums und
Großkanzler
aller
Orden
[* 9] des heiligen
Stuhls.
Beim
Ausbruch der
Unruhen 1848 vom
Volk bedroht, ging er auf kurze Zeit nach
Civitavecchia. Nach der Ermordung
Rossis 1848 flüchtete er nach
Monte Cassino, später nach
Neapel
[* 10] und zuletzt zu
Pius IX. nach
Gaeta. Im April 1850 kehrte er mit dem
Papst nach
Rom
[* 11] zurück, wo er als dessen Hauskardinal starb.
Er schrieb unter anderm:
»Opere spirituali«
(Rom 1836, 3. Bde.; 2. Aufl.,
Vened. 1838) und »Sull' immacolato concepimento di
Maria« das. 1843).
2) Raffaele, agronomischer und pädagogischer ital. Schriftsteller, geb. zu Genua, schlug die geistliche Laufbahn ein, studierte in Rom, lebte dann auf seinem Gut San Cerbone bei Figline im obern Valdarno und übernahm 1827 die Redaktion des neubegründeten landwirtschaftlichen Blattes »Il giornale agrario«. Ebenso war er der geistige Leiter der pädagogischen Zeitschrift »Il guida dell' educatore« (1836),
worin er für Italien [* 12] die Ideen eines Pestalozzi, Girard, Naville u. a. fruchtbar zu machen suchte. Seine »Letture per i fanciulli« und »Lettere giovanili« zählten bald zu den verbreitetsten Bildungsmitteln der italienischen Jugend. Seine Schriften: »Dell' istruzione« (Flor. 1871),
»Dell' educazione« (das. 1850),
»Elogi e biografie raccolte« (das. 1872) sind sehr geschätzt. Seit 1848 Mitglied der toscanischen Kammer, später Senator des Königreichs und Mitglied der Accademia della Crusca, starb er bei Figline.