Titel
Lambert
,
1) John, engl. General, stammte aus angesehener Familie, war im Anfang des englischen Bürgerkriegs Advokat, trat dann in die Parlamentsarmee, kämpfte als Oberst in den Schlachten [* 2] bei Marston-Moor und Naseby, hatte im August 1648 als Generalmajor hervorragendes Verdienst an dem Sieg bei Preston und nahm 25. Aug. den Führer der schottischen Armee, Hamilton, gefangen. Demnächst begleitete er Cromwell nach Schottland und zeichnete sich in der Schlacht bei Dunbar aus. 1654 arbeitete er die Verfassung aus, kraft deren Cromwell das Protektorat übernahm, und trat in den Staatsrat der Republik. 1657 aber widersetzte er sich dem Plan, Cromwell die Königswürde zu übertragen, legte seine Ämter nieder und zog sich nach seinem Landgut Wimbledonhouse zurück. Nach Cromwells Tode trat er wieder hervor, führte die Sache der Armee gegen den Sohn des Protektors, Richard Cromwell, und wurde vom Rumpfparlament zum zweiten Befehlshaber des Heers ernannt. Monks Restaurationsversuchen widersetzte er sich vergebens, wurde zur Unterwerfung genötigt, nach der Thronbesteigung Karls II. zum Tod verurteilt, vom König aber begnadigt. Er starb 1694 in völliger Vergessenheit auf Guernsey.
2) Johann Heinrich, Philosoph und Mathematiker, geb. zu Mülhausen [* 3] im Sundgau, widmete sich privatisierend als Autodidakt dem Studium der Mathematik, Philosophie und der morgenländischen Sprachen, bis er 1764 von Friedrich II. zum Oberbaurat und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin [* 4] ernannt wurde, wo er starb. Er begründete die Photometrie [* 5] als Wissenschaft in seiner »Photometria seu de mensura et gradibus luminis, colorum et umbrae« (Augsburg [* 6] 1760),
entwickelte die wissenschaftlichen Grundsätze der Kartographie in seinen »Beiträgen zum Gebrauch der Mathematik« (Berl. 1765-72, 4 Bde.) und lieferte in seiner »Freien Perspektive« (Zürich [* 7] 1774) wichtige Vorarbeiten für die darstellende Geometrie. In der Philosophie leistete er besonders der analytischen Logik wesentliche Dienste [* 8] durch sein von Kant hochgeschätztes »Neues Organon, oder Gedanken über die Erforschung und Beziehung des Wahren« (Leipz. 1764, 2 Bde.) und durch die »Anlage zur Architektonik oder Theorie des Einfachen und Ersten in der philosophischen und mathematischen Erkenntnis« (Riga [* 9] 1771, 2 Bde.). Auch ist seiner »Kosmologischen Briefe über die Einrichtung des Weltbaues« (Augsb. 1761) zu gedenken. Sein Briefwechsel ward herausgegeben von Bernoulli (Berl. 1782-84, 5 Bde.); der mit Kant findet sich in der Gesamtausgabe der Werke Kants. 1828 wurde ihm in seiner Vaterstadt ein Denkmal errichtet.
Vgl.
Huber,
Joh. Heinr. Lambert
nach seinem
Leben und Wirken (Basel
[* 10] 1829);
Zimmermann, Lambert
, der Vorgänger
Kants
(Wien
[* 11] 1879);
Lepsius, J. H. eine Darstellung seiner kosmologischen und philosophischen Leistungen (Münch. 1881).