Jean Baptiste Antoine Pierre Monet de, Naturforscher, geb. 1. Aug. 1744 zu Barentin in der Picardie, trat 1760 in
Kriegsdienste, widmete sich aber bald dem Studium der Medizin und der Naturwissenschaften, zunächst der Meteorologie, später
der Botanik; doch fand die von ihm in der »Flore française« (Par. 1778, 3 Bde.; 3. Aufl.
1805-15, 6 Bde.; dann 1826-30, 2 Bde.,
von De Candolle gänzlich umgearbeitet) aufgestellte analytische Methode der Pflanzenklassifikation wenig Beifall.
Seit 1780 unternahm Lamarck mehrere botanische Reisen. Von Pancouckes »Encyclopédie méthodique« übernahm er den botanischen Teil,
schrieb aber nur die beiden ersten Bände; den 3. und 4. Band ließ er meist von jüngern Freunden ausarbeiten
und überließ hierauf die Fortsetzung des Werkes Poiret, der auch zu Lamarcks »Tableau encyclopédique et méthodique de
la botanique« (Par. 1791-1823) den 3. Band hinzufügte. Mirbel setzte die »Histoire naturelle des végétaux« (Par. 1803 ff., 17 Bde.)
fort, von welcher Lamarck nur 2 Bände geliefert hatte. 1792 ward Lamarck Professor der Naturgeschichte der niedern
Tiere am Jardin des plantes und warf sich nun auf die Zoologie, in welcher er sich durch sein »Système des animaux sans vertèbres«
(Par. 1809) und
sein Hauptwerk, die »Histoire des animaux sans vertèbres« (das. 1815-22, 7 Bde.; 2. Aufl.
von Deshaye und Milne Edwards, das. 1835-45, 11 Bde.),
als bedeutender Formenkenner eine rühmliche Stellung erarbeitet hat.
Indem er zuerst die Wirbellosen den Wirbeltieren gegenüberstellte und die Strahltiere von den Polypen schied, gab er Veranlassung
zu schärferer Hervorhebung des Typischen der Tierklassen. Von seinen theoretischen Schriften sind hervorzuheben:
»Philosophie zoologique« (Par. 1809, 2 Bde.;
neue Ausg. 1873; deutsch mit biographischer Einleitung, Jena 1875);
»Recherches sur les causes des principaux faits physiques«
(Par. 1794, 2 Bde.) und »Réfutations de la théorie pneumatique« (das. 1796).
Lamarck war der erste, welcher mit dem alten Artbegriff
brach und die Unveränderlichkeit der Arten geradezu verneinte, indem er die Umwandlung der Formen und
die allmähliche Entwickelung des Tierreichs mit Hilfe wenn nicht bekannter, doch zugänglicher Erscheinungen zu erklären suchte.
Er kann als Begründer der Deszendenztheorie betrachtet werden und hat jedenfalls das Verdienst, derselben zuerst einen wissenschaftlichen
Boden bereitet zu haben. Zur Bekanntmachung seiner Witterungsbeobachtungen stiftete er 1799 das »Annuaire
météorologique«, das 1810 einging. Er starb erblindet 18. Dez. 1829 in Paris.
Marck, August Maria Raimund, Graf von La Marck (von der Marck), Prinz von Arenberg, geb. 23. Aug. 1753 zu Brüssel, trat als Kadett
in das Regiment des Herzogs Karl von Lothringen und erhielt bald darauf von seinem Großvater mütterlicherseits,
dem Grafen Ludwig von der Marck, das nach diesem benannte deutsche Infanterieregiment in französischen Diensten, als dessen
Inhaber er den Titel eines Grafen von La Marck annahm. 1771 und 1772 diente er mit Auszeichnung in Indien und 1780-82 in Nordamerika
gegen die Engländer. Am französischen Hof wurde er als geborner Österreicher von Marie Antoinette begünstigt und widmete
sich ihren Interessen mit ritterlicher, selbstloser Hingebung.
In der konstituierenden Nationalversammlung 1789 gehörte er zu den gemäßigten Mitgliedern der Hofpartei und suchte im Interesse
der Erhaltung der Monarchie sich mit Mirabeau zu befreunden. Er gewann das Vertrauen desselben, unterstützte
ihn mit nicht unbedeutenden Summen, und nach wiederholten vergeblichen Versuchen gelang es ihm (freilich erst kurz vor Mirabeaus
Tode), den berühmten Mann mit dem Hof in Verkehr zu bringen. Nach dem Sturz des Königtums verließ La Marck Frankreich und ging erst
nach den Niederlanden, dann nach Wien. Nach dem Sturz Napoleons kehrte er in sein eigentliches Vaterland
zurück, indem er als General in die niederländische Armee eintrat. Seit 1830 lebte er als Privatmann in Brüssel, wo er 26. Sept. 1833 starb.
Er hat eine wertvolle Gemäldesammlung hinterlassen. Sein interessanter Briefwechsel mit Mirabeau und seine geistvollen
Memoiren wurden von Bacourt herausgegeben (»Correspondance entre le comte de Mirabeau et le comte de La Marck«, Par. 1851, 3 Bde.).
Jean Bapt. Ant. Pierre Monet, Chevalier de, franz. Naturforscher, geb. 1. Aug. 1744 zu
Barentin in der Picardie, trat 1760 in Kriegsdienste, die er aber bald mit dem Studium der Medizin und Naturwissenschaften
vertauschte. Nachdem er sich längere Zeit mit Meteorologie (in dieser Hinsicht ist zu nennen sein «Annuaire météorologique»,
welches er in 11 Bdn., Par. 1800‒10,
herausgab) beschäftigt hatte, wendete er sich der Botanik zu und ersann eine neue Methode, Pflanzen zu
klassifizieren, die er die analytische nannte, die aber keinen Beifall erhielt, obgleich er sie in seiner «Flore
française» (3 Bde., Par. 1778; 2. Aufl.
1793) befolgte, welche nachmals De Candolle (6 Bde., ebd. 1805‒15) ganz umarbeitete.
Nachdem er zur botan. Abteilung von Panckouckes «Encyclopédie méthodique» die beiden ersten
Bände geliefert hatte, wandte er sich der Zoologie zu, wurde 1792 Professor der Naturgeschichte am Jardin des Plantes
und starb 18. Dez. 1829, nachdem er die letzten 17 Jahre seines Lebens infolge einer Pockenkrankheit erblindet zugebracht hatte.
Seine zoolog. Schriften sind als systematische Aufzählung zahlreicher zum Teil wenig bekannter Arten wertvoll;
insbesondere ist seine «Histoire naturelle des animaux sans vertèbres» (7 Bde., Par.
1815‒22; 2. Aufl., von Deshayes und Milne-Edwards, 11 Bde.,
ebd. 1836‒45) wichtig. Weniger Wert legten L.s Zeitgenossen auf den spekulativen Teil dieser Schriften. Indes hat
Lamarck, der als einer der wichtigsten Vorgänger Darwins zu betrachten ist, in seiner «Philosophie zoologique» (2 Bde., Par.
1809; neue Ausg., von Martius, 1873; deutsch von Lang, Jena 1876) ein vollständiges System der Transmutationstheorie aufgestellt.
(S.
mehr
Darwinismus.) –
Vgl. Claus, Lamarck als Begründer der Descendenzlehre (Wien 1888).