Lamarck
,
Jean Baptiste Antoine Pierre Monet de, Naturforscher, geb. zu Barentin in der Picardie, trat 1760 in Kriegsdienste, widmete sich aber bald dem Studium der Medizin und der Naturwissenschaften, zunächst der Meteorologie, später der Botanik; doch fand die von ihm in der »Flore française« (Par. 1778, 3 Bde.; 3. Aufl. 1805-15, 6 Bde.; dann 1826-30, 2 Bde., von De Candolle gänzlich umgearbeitet) aufgestellte analytische Methode der Pflanzenklassifikation wenig Beifall.
Seit 1780 unternahm Lamarck
mehrere botanische
Reisen. Von Pancouckes »Encyclopédie méthodique« übernahm
er den botanischen Teil,
schrieb aber nur die beiden ersten
Bände; den 3. und 4.
Band
[* 2] ließ er meist von jüngern
Freunden ausarbeiten
und überließ hierauf die Fortsetzung des Werkes Poiret, der auch zu Lamarcks
»Tableau encyclopédique et méthodique de
la botanique« (Par. 1791-1823) den 3.
Band hinzufügte.
Mirbel setzte die
»Histoire naturelle des végétaux« (Par. 1803 ff., 17 Bde.)
fort, von welcher Lamarck
nur 2
Bände geliefert hatte. 1792 ward Lamarck
Professor der
Naturgeschichte der niedern
Tiere am
Jardin des plantes und warf sich nun auf die
Zoologie, in welcher er sich durch sein
»Système des animaux sans vertèbres«
(Par. 1809) und
sein Hauptwerk, die
»Histoire des animaux sans vertèbres« (das. 1815-22, 7 Bde.; 2. Aufl.
von Deshaye und
Milne Edwards, das. 1835-45, 11 Bde.),
als bedeutender Formenkenner eine rühmliche
Stellung erarbeitet hat.
Indem er zuerst die Wirbellosen den Wirbeltieren gegenüberstellte und die Strahltiere von den Polypen schied, gab er Veranlassung zu schärferer Hervorhebung des Typischen der Tierklassen. Von seinen theoretischen Schriften sind hervorzuheben: »Philosophie zoologique« (Par. 1809, 2 Bde.; neue Ausg. 1873; deutsch mit biographischer Einleitung, Jena [* 3] 1875);
»Recherches sur les causes des principaux faits physiques« (Par. 1794, 2 Bde.) und »Réfutations de la théorie pneumatique« (das. 1796).
Lamarck
war der erste, welcher mit dem alten Artbegriff
brach und die Unveränderlichkeit der
Arten geradezu verneinte, indem er die Umwandlung der
Formen und
die allmähliche
Entwickelung des
Tierreichs mit
Hilfe wenn nicht bekannter, doch zugänglicher
Erscheinungen zu erklären suchte.
Er kann als Begründer der
Deszendenztheorie betrachtet werden und hat jedenfalls das
Verdienst, derselben zuerst einen wissenschaftlichen
Boden bereitet zu haben. Zur Bekanntmachung seiner Witterungsbeobachtungen stiftete er 1799 das »Annuaire
météorologique«, das 1810 einging. Er starb erblindet in
Paris.
[* 4]