glatte, flanellähnliche, bisweilen auch geköperte und gemusterte, dünne, lose, sehr wenig gewalkte
Stoffe
aus
Streichwolle mit schwacher Haardecke, auf der rechten Seite einfarbig oder gemustert, werden zu
Futter,
Mänteln etc. benutzt.
Bisweilen gibt man den
Namen auch bessern
Stoffen, die gewöhnlich Napolitaine heißen.
Halbwollenlama oder
Beiderwand hat baumwollene
Kette und streichwollenen
Schuß, wird weder gewalkt, noch gerauht, sondern nur glatt geschoren und
dient zu
Mänteln, Frauenkleidern etc. Auch der halbwollene
Köper gehört hierher.
Man unterscheidet vier
Formen:
Guanako, Vicunna, Lama und
Pako (Alpako), aber nur die beiden erstern kommen heute noch wild
vor, die letztern sind seit uralten
ZeitenHaustiere, deren Stammform man im
Guanako erkennen will.
AlleLamas sind Bewohner der
Hochebenen der
Kordilleren und steigen bloß im äußersten
Süden der Andeskette bis in die
PampasPatagoniens
herab. In der
Nähe des
Äquators leben sie meist in einer
Höhe zwischen 4-5000 m ü. M., und tiefer als 2000 m ü. M.
gedeihen sie hier nicht. Die wild lebenden ziehen sich während der
Regenzeit auf die höchsten
¶
mehr
Kämme und Rücken der Gebirge zurück, in der trocknen Jahreszeit steigen sie in die fruchtbaren Thäler herab. Sie leben in
Rudeln, oft bis zu 100 Stück zusammen, und sind ein Gegenstand eifriger Jagd. Der Guanako(A. Huanaco H. Sm.) ist 2,25
m lang, mit 24 cm langem Schwanz, 1 m hoch. Der Leib ist verhältnismäßig kurz und gedrungen, der Hals
lang, dünn, nach vorn gekrümmt, aber aufrecht, der Kopf lang, seitlich zusammengedrückt, die Schnauze stumpf, die Oberlippe
vorspringend, tief gespalten.
Die Ohren sind etwa von halber Kopflänge und wie die Oberlippe sehr beweglich, die Augen groß und lebhaft, die Beine schlank
und hoch, die Zehen bis zur Mitte gespalten und von kleinen, schmalen, zugespitzten Hufen umschlossen; die Sohlen sind groß
und schwielig, der Schwanz ist auf der obern Seite stark behaart. Der langhaarige, sehr lockere Pelz besteht aus kürzerm,
feinerm Wollhaar und dünnem, längerm Grannenhaar, er ist schmutzig rotbraun; die Mitte der Brust, Unterleib
und After sowie die Innenseite der Gliedmaßen sind weißlich, Stirn und Rücken schwärzlich, an den Hinterbeinen steht ein
schwarzer Fleck.
Man fängt die Tiere gern jung ein und zähmt sie, doch zeigen sie sich im Alter meist sehr störrig. Das (A. LamaDesm., s.
Tafel »Kamele«) ist etwas größer als die vorige Art, etwa 1,2 m hoch und zeichnet sich durch die Schwielen
an der Brust und an der Vorderseite des Handwurzelgelenks, den schmalen, kurzen Kopf und die kurzen Ohren aus; es gibt weiße,
schwarze, gescheckte, dunkel- und hellbraune, fuchsrote etc. Das Lama wurde von den Peruanern seit uralter Zeit gezähmt und
auch als Opfertier benutzt.
Die Spanier fanden ungeheure Lamaherden, welche damals mehr noch als heute dieselbe Bedeutung hatten wie das Ren für den Lappländer.
Man benutzt das Lama namentlich als Lasttier, es trägt 75 kg und mehr und geht außerordentlich ruhig, solange es
nicht durch fremdartige Gegenstände beunruhigt wird. Auf den Hochgebirgen werden große Herden gehalten,
welche am Tag ohne Hirten auf die Weide
[* 7] gehen und abends in die Einfriedigungen zurückkehren. Die Weibchen dienen nur zur Zucht.
Seit Einführung der Einhufer ist die Bedeutung der Lamas sehr gesunken. Das Fleisch des Lamas wird überall gegessen, die Milch
ist wohlschmeckend, die Wolle wird zu grobem Tuch verarbeitet, die Haut
[* 8] zu dauerhaftem Leder. Der Mist dient
als Brennmaterial. Es gedeiht auch in Europa
[* 9] recht gut, begnügt sich mit gewöhnlichem Futter und pflanzt sich fort. Der Pako
(Alpako, A. PacoTschudi, s. Tafel »Kamele«) ist kleiner als das Lama, gleicht im Körperbau dem Schaf,
[* 10] hat
aber einen längern Hals und zierlichern Kopf; es ist schwarz oder weiß, seltener buntscheckig, sein reiches Haar
[* 11] erreicht
an den Seiten eine Länge von 10-12 cm. Es bewohnt die Kordilleren von Peru und Chile
[* 12] und wird in Höhen über 2500 m in großen
Herden gehalten, welche man nur zur Schur eintreibt.
Das Tier ist sehr anspruchslos, pflanzt sich leicht und schnell fort
und liefert treffliches Fleisch. Als Lasttier ist es seiner
unbesiegbaren Störrigkeit halber nicht zu gebrauchen, dagegen hat seine Wolle einen großen Wert, und man hat sich daher
sehr bemüht, das Tier bei uns zu akklimatisieren. In England und im Haag
[* 13] sind Züchtungsversuche nicht
ohne Erfolg geblieben, auch in Australien
[* 14] hat man die Einführung des Pako versucht. Das Vlies wiegt 3-4 kg, ist sehr ungleichmäßig
und erfordert sorgfältige Sortierung.
Das Haar zeichnet sich durch Nerv und seidenartigen Glanz aus, ist ziemlich schlicht und liefert treffliches Kammgarn. AlleWolle
geht nach England; von dort exportiertes Garn wird auch in Deutschland
[* 15] verarbeitet. Gewöhnlich verspinnt man die ungefärbte
Alpakowolle mit andern Stoffen (Mohair, Baumwolle,
[* 16] Seide,
[* 17] Kammgarn), gibt dem Garn wohl auch durch Zwirnung höhern Seidenglanz
und verarbeitet es zu sehr zahlreichen gemischten Geweben, namentlich auch zu Shawls und zu den Fransen
und Besätzen für dieselben.
Schon die alten Inka
[* 18] wußten die Wolle zu benutzen, die Weberei
[* 19] und Färberei derselben stand damals auf hoher Stufe. Jetzt ist
diese Industrie verfallen, und die Indianer fertigen nur noch Decken und Mäntel aus Alpakowolle. Die Vicunna (A. vicunnaDesm.),
ein zierliches, an Größe zwischen und Alpako stehendes Tier mit viel kürzerer, gekräuselter, äußerst
feiner Wolle. Es ist auf der Oberseite eigentümlich rötlichgelb, an der untern Seite des Halses und der innern der Gliedmaßen
hellockerfarben, an der Brust und am Unterleib, wo die Haare
[* 20] zum Teil 13 cm lang werden, weiß. Es lebt in Trupps
von 6-15 Weibchen und einem Männchen und in solchen, die nur aus Männchen bestehen, ausschließlich auf grasigen Plätzen
der Kämme der Kordilleren und steigt nur in der heißen Jahreszeit, wenn dort das spärliche Futter verdorrt, in die Thäler
hinab.
Das Weibchen wirft im Februar ein Junges. Die Vicunna ist äußerst furchtsam und wird leicht mit Bolas
gefangen. Jung eingefangene Vicunnas werden bald sehr zahm, im Alter aber wie die andern Arten störrisch und durch das beständige
Anspucken jedes Fremden sehr lästig. Man genießt das Fleisch und fertigt aus der Wolle feine Gewebe
[* 21] und Filze; bei uns dient
die Vigognewolle zu feinen Modeartikeln, Handschuhen etc., doch immer nur in Untermischung und namentlich
zur Verfeinerung der Oberfläche von Filzhüten. Die Ware wird immer teurer und seltener, weil der Wildbestand bei der ungeregelten
Jagd sich stark lichtet. Das sogen. Vigognegarn besteht lediglich aus feiner Schafwolle
mit einem Fünftel Baumwolle. Von allen Lamaarten werden Bezoarkugeln gewonnen, die früher in hohem Ansehen
als Heilmittel standen.
Das hirschgroße zahme Schafkamel der südamerikanischen Hochländer trägt ein schmutzig braunes Wollhaar,
das ziemlich grob ist und mehr noch das seines in der Wildheit lebenden Verwandten, des Guanaco. Lamawolle als solche kommt
daher auch nicht im Handel vor, sondern wird im Lande selbst für die Bekleidung des Volks verarbeitet.
Doch ist es sehr wahrscheinlich, daß feinere Partien des Vließes als Alpakawolle (s. d.)
passieren, namentlich von weiblichen Tieren, die von Natur feineres Haar haben. -
Die fabrizierten Lamas enthalten denn auch kein ausländisches Haar, sondern sind flanellähnliche Stoffe aus Streichwolle,
schlicht gewebt, doch zuweilen auch geköpert und gemustert; sie haben eine schwache Haardecke, durch
welche das Gewebe sichtbar ist, sind einfarbig oder bunt, gestreift, karriert oder geflammt und dienen als Futter für Winterkleider,
zu Mänteln etc. Mitunter gibt man den Namen auch bessern Stoffen, die gewöhnlich Napolitaine
heißen. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 41 d 5 α
bzw. Nr. 41 d 6 α.
ein dem Flanell (s. d.) ähnlicher weicher Stoff aus Streichwolle, welcher lose gewebt, sehr wenig gewalkt, auf
der rechten Seite gerauht und etwas geschert wird.
Das Gewebe, welches durch das nicht sehr dichte Haar
nicht völlig gedeckt wird, ist meist leinwandbindig, zuweilen aber auch geköpert oder kleingemustert.
BessereStoffe dieser
Art werden auch Napolitain genannt.
oder Schafkamel, Kamelschaf (Auchenia), Name einer Säugetiergattung, die in Amerika
[* 24] die Gattung der Kamele vertritt,
von welcher sie sich durch den Mangel eines Rückenhöckers, durch die beiden tiefgetrennten Zehen mit
kralligen Hufen und den kurzen, stark behaarten Schwanz unterscheidet. Man kennt vier Arten, alle weit kleiner als die Kamele
und Bewohner der kalten Regionen des westl. Südamerika,
[* 25] und zwar leben sie in Peru und Chile in den höchsten Ketten der Anden,
steigen aber weiter gegen den kältern Süden in die Ebenen herab. Sie scheinen selten Wasser zu bedürfen, trinken auch Salzwasser
und sondern viel Speichel ab, den sie, wenn angegriffen, ausspritzen und den man früher mit Unrecht für ätzend hielt.
Das Guanaco (Auchenia huanaco H. Smith, s. Tafel: Kamele Ⅱ,
[* 23]
Fig. 4) ist am weitesten verbreitet und von
Bolivia bis zur Magalhães-Straße überall heimisch. Es ist 1,5 bis 1,6 m lang, an den Schultern gegen 1 m hoch, im ganzen
braunrot, an Hals und Kopf heller gefärbt und an der Stirn und im Gesicht
[* 26] schwärzlich. Seine Behaarung ist dicht und doppelter
Art. Der Haut zunächst steht eine kürzere, halb filzige, blaß rostgelbe Wolle, welche am Rücken, an den Seiten, dem Unterhals
und dem obern Teil der Glieder
[* 27] durch 10‒12 cm langes, schlichtes, dünner stehendes, weiches, rostbraunes Haar bedeckt wird.
Das vorzugsweise als Lama (AuchenialamaBrandt,
[* 23]
Fig. 2) bezeichnete Tier galt bisher für die gezähmte und
nur wenig geänderte Form des Guanaco, wird aber von neuern Forschern als eigene Art angesehen. Es war früher in Peru das
wichtigste Tier. Noch jetzt wird es zum Tragen geringerer Lasten in hohen Gebirgsgegenden gebraucht, ist aber in den niedern
und mildern Gegenden durch das Maultier verdrängt worden. Auf den Hochebenen von Bolivia wird die Zucht
der Lama noch am stärksten getrieben. Das Lama wechselt in der Färbung sehr ab; man hat braune mit weißen
Flecken, schwarze, weiße, schwarz und weiß gefleckte u. s. w. Bei manchen ist das Haar feiner, bei andern gröber. Die Lamawolle
liefert nur grobe Stoffe. Das Fleisch gleicht einigermaßen dem Schaffleische.
Das Vicuña (Auchenia vicunna Fischer,
[* 23]
Fig. 1) ist kleiner und feiner gebaut und bewohnt in kleinen Herden
die höchsten, der Schneelinie nahe liegenden Regionen der Cordilleren des nördl. Chile und Bolivias. Den größten Teil des
Körpers bedeckt eine feine, seidenartig glänzende, rötlichbraune, an den obern Teilen der Glieder ledergelbe,
3‒8 cm lange Wolle, welche in Peru hochgeschätzt wird.
Das Alpaka oder Pako (Auchenia pacos Desmarest,
[* 23]
Fig. 3) findet sich nur als Haustier; es ist kleiner als das und
ähnelt in seinem Körperbau am meisten dem Schafe,
[* 28] hat aber einen längern Hals und einen zierlichern
Kopf. Sein Vließ ist sehr lang
und ausnehmend weich und liefert eine geschätzte Wolle (Alpakawolle, s. d.); an den Seiten
des Rumpfes erreicht das Haar eine Länge von über 15 cm. Die Farbe ist ganz weiß oder schwarz, doch giebt es auch braune
und gescheckte. In ihrem Vaterlande (in den Cordilleren in Peru und Chile nicht unterhalb einer Höhe von 2500 m,
in Patagonien dagegen auch in der Ebene) hält man die Pakos in großen Herden, welche das ganze Jahr auf den Hochebenen
weiden; nur zur Schur treibt man sie nach den Hütten.
[* 29]
In den europäischen zoolog. Gärten trifft man zumeist das Lama, das
sich leicht hält und regelmäßig fortpflanzt. Die Tragzeit währt 12‒13 Monate; das Junge wird nicht trocken geleckt, eine
Besonderheit, die allen Gattungsverwandten und auch den altweltlichen Kamelen eigen ist. Ebenso häufig sieht man auch das
Guanaco, das wie das Vicuña seine Wildheit in der Gefangenschaft nie verleugnet und sich oft durch
Beißen und Spucken unangenehm bemerkbar macht. Alpaka und Vicuña sind seltener und am teuersten, sie kosten 500‒650 M.,
Guanaco und eigentliches Lama 3‒400 M. das Stück. Als Futter erhalten sie Hafer,
[* 30] Kleie und Heu. Gegen die Witterung sind sie
nicht sonderlich empfindlich; im Winter genügt ihnen ein geschützter Raum, in dem die Temperatur nicht
zu stark unter den Gefrierpunkt sinkt. ^[]